Interview mit Michael Buhl, dem ersten Vorsitzenden der Wirtschaftsgemeinschaft Wertingen und Umgebung e.V.

14./15. März 2009 - 2. Wertinger Zweiradschau | Foto: Michael Buhl
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myheimat: Herr Buhl, Sie sind seit dem 1. April dieses Jahres neuer Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Wertingen. Welche Veränderungen haben Sie in der kurzen Zeit bereits vorgenommen? Planen Sie neue Veranstaltungen?

Buhl: Als neue Veranstaltung planen wir einen „Wertinger Sommer“, welcher als ein zusätzliches Event die schon breit gefächerte Angebotspalette erweitert. Hier sollen auch andere Partner wie beispielsweise Schulen, Musik- oder Kunstgruppen involviert werden. Näheres kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht mitteilen.

In diesem Zusammenhang müssen wir leider auch bekanntmachen, dass aufgrund der umfangreichen Sanierungsmassnahmen in und ums Schloss der für September geplante Markt KunstHandWerk ausfallen muss.

Hinsichtlich der Struktur der WV haben wir keine Veränderungen vorgenommen.

myheimat: Im März wurden zum zweiten Mal die Pforten der Stadthalle für die Wertinger Zwei-Rad-Schau geöffnet. Fand die Veranstaltung Anklang bei den Bürgerinnen und Bürgern?

Buhl: An der Ausstellung ist primär der Zweirad-Interessierte zu finden. Durch Erweiterung des Angebotsspektrums soll die 2012 stattfindende Austellung eine Aufwertung erhalten.

myheimat: Durch die halbjährige Sperrung der Zusambrücke sank der Umsatz vieler Geschäfte in den Keller. Dann noch dazu die Wirtschaftskrise und das Fiasko ist perfekt. Haben die ansässigen Firmen wirklich so darunter leiden müssen?

Buhl: Es ist sicherlich richtig, dass Geschäfte, welche direkt an der Baustelle beheimatet sind, massive Einbrüche hatten. So wurden diese trotz fahrtechnisch zugänglicher Augsburger Straße nicht wie erwartet besucht.
Die meisten Kunden wollen doch von einem zu dem anderen Geschäft mit dem Auto fahren.

An dieser Stelle ein großes Danke an die Stadt, den Planern und den ausführenden Firmen, dass der prognostizierte Bauzeitenplan eingehalten werden konnte.

myheimat: Das Motto des Umbaus und des nach Fertigstellung der Zusambrücke lautete: „Wertingen Zusammen gestalten“. Inwiefern konnten sich die Bürger beteiligen?

Buhl: Das Motto „Wertingen Zusammen gestalten“ bindet Geschäftsleute sowie die Bürger gleichermaßen ein, denn eine lebendige Innenstadt steht im beiderseitigem Interesse.

myheimat: Die Wertinger „Marktmeile“ ist seit Kurzem vom Verkehr abgeschirmt. Wird diese Einkaufsmöglichkeit von den Bewohnern nun besser wahrgenommen.

Buhl: Erstens gibt es in Wertingen keine Marktmeile und zweites ist der Wochemarkt einmal wöchentlich am Freitag Vormittag. Der im mittleren Marktplatzbereich z. Zt. etablierte Markt wird in jedem Fall gut angenommen und bietet ein sehr gutes Angebot aus der Region.

myheimat: Das Wertinger Stadtfest war ein gelungenes Event für „Jung und Alt“, so Organistator Andreas Klimesch. Dennoch haben einige Besucher Veränderungsvorschläge bezüglich der Musik und ähnlichem gebracht. Werden diese bei den Planungen für das nächste Jahr berücksichtigt?

Buhl: Sicherlich nehmen die Organisatoren konkrete Vorschläge gerne auf und versuchen, diese entsprechend einfließen zu lassen. Hier wird es Änderungen insbesondere im musikalischen Bereich, wie auch beim Ambiente geben. Ebenso sollen der obere Marktplatz und der Zusamkreisel eine stärkere Anbindung erfahren.

Übrigens findet das Stadtfest alle 2 Jahre statt, also erst wieder 2011.

myheimat: Der ehemalige Bürgermeister Dietrich Riesebeck wurde wegen Untreue zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung und einem Bußgeld von 7 TD € verurteilt. Welche Meinung vertritt die WV?

Buhl: Das Gerichtsurteil ist für uns nicht nachvollziehbar. Es scheint, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Einerseits werden große Firmen durch den Staat gestützt, u. a. um Arbeitsplätze zu erhalten, zum anderen wird ein Bürgermeister – welcher einvernehmlich mit dem Stadtrat im Jahr 1999 ein sogenanntes Arbeitsplatzsicherungsdarlehen bewilligte - mit seiner Entscheidung zum Erhalt eines eingesessenen Unternehmens und dessen Arbeitsplätzen bestraft. Dieser Bürgermeister ermöglichte auch in seiner 30-jährigen Dienstzeit, Industrie- und Gewerbeplätze anzusiedeln und dadurch Arbeitsplätze zu schaffen.

myheimat: Wie beurteilen Sie aus wirtschaftlicher Sicht die geplante busfreie Innenstadt? Welche Vorteile sind diesem Projekt zu entnehmen, welche Bedenken hegen Sie?

Buhl: Sie sprechen von einer Planung für eine busfreie Stadt, mir ist dies nicht bekannt.

Ich glaube, wir sollten und dürfen nicht daran glauben. Stellen Sie sich eine Stadt vor, in welcher keine Busse mehr einfahren dürfen! Vorteile einer busfreien Innenstadt kann ich nur für die am Stadtrand gelegenen Märkte erkennen.

Doch die Nachteile sind mannigfaltig und würden hier den Rahmen sprengen. Stellen Sie sich vor, Personen, welche auf den öffentlichen Personen Nahverkehr angewiesen sind, und insbesondere ältere Menschen könnten nicht mehr innerstädtische Einkäufe und Arztbesuche erledigen, weil die Fußwege von außen in die Stadt viel zu lange wären. Es ist untragbar und nachteilig für Geschäfte und Dienstleistung, wenn sich die Bushaltestellen ausschließlich außerhalb der Innenstadt befinden.

myheimat: Große Sorge der Organisatorinnen der Landkreisausstellung war in diesem Jahr, rote Zahlen zu schreiben. Welche Rolle übernimmt die Landkreisausstellung? Ist sie für Wertingen überhaupt rentabel?

Buhl: Die LKA ist ein Gradmesser für Handel, Handwerk, Dienstleistung, Gewerbe und Industrie. Auf Grund der diesjährigen wirtschaftlichen Misere in vielen wirtschaftlichen Bereichen konnte auch nicht auf das gewohnte Ausstellerpotential zurückgegriffen werden.

Viele Aussteller gingen aber mit gefüllten Auftragsbüchern nach Hause.
Die Frage stellt sich, ob die Wortwahl „Landkreisausstellung“ noch zeitgemäß ist, zumal viele Aussteller nicht aus unserem Landkreis kamen.

Zur Rentabilität kann ich mich nicht äußern. Eine derartige Ausstellung ist für Stadt, Umland sowie Wirtschaft eine repräsentative Aufgabe.

myheimat: Welche Zukunftsentwürfe haben Sie für Wertingen und wie lautet Ihre Devise diesbezüglich?

Buhl:
- Stärkere Positionierung als Mittelzentrum
- Ausweisung der Angebotsvielfalt
- Ausweitung von Geschäften im Kernbereich der Stadt
- Erhalt der Nahversorgung im ländlichen Bereich
- Erhalt der Infrastruktur und deren Ausweitung
- Devise: Wertingen, eine persönliche und familiäre Einkaufsstadt mit guten schulischen, sportlichen sowie kulturellen Möglichkeiten.

myheimat: Vielen Dank für das Interview, Herr Buhl!

(Die Fragen wurden von Linda Weiß entwickelt.)

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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