Klostermühlenmuseum Thierhaupten blickt auf eine erfolgreiche Saison 2012 zurück.

Kinder besuchen die Mühle
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Schon im Januar 2012 fand die erste Aktion im Museum statt. In der Mühle herrschten noch Minusgrade, aber in der Stube war mollig warm eingeheizt. So machte es Spaß, den lustigen, spannenden und auch ein wenig unheimlichen Mühlenmärchen zu lauschen, von denen Märchenerzählerin Erika Thürmer viele auf Lager hat. Ansonsten bleibt das Museum in der kalten Jahreszeit geschlossen. Erst wenn der Frühling kommt, wird die Saison eröffnet. Ende April bei angenehmen frühlingshaften Abendtemperaturen kamen heuer wieder ca. 80 Personen zusammen, um den Beginn des Mühlenjahres zu begehen.

Zu Saisonbeginn wurden mit der Sonderausstellung „Papierwende – mit Recyclingpapier Wälder, Klima und Lebensräume schützen“ ökologische Aspekte von Papierkonsum und moderner Papierherstellung aufgegriffen. Die Sonderausstellung erweiterte thematisch, die im Museum dauerhaft dargestellte, traditionelle Papierherstellung wie sie in Papiermühlen bis Mitte des 19. Jahrhunderts ausgeübt wurde. In Thierhaupten arbeiteten die Papierer über 250 Jahre lang bis 1847 die Papiermühle an der Friedberger Ach (Ötzer Strasse) abbrannte. Heute wird im Klostermühlenmuseum die handwerkliche Papierherstellung anhand von funktionsfähigen Modellen dargestellt. Bei Führungen kann das Papierschöpfen von den Besuchern selbst ausgeübt werden; jeder stellt sein eigenes Blatt Papier mit einem Schöpfsieb her. 65 Mal wurde heuer dieses sehr beliebte Thema vor allem von Schulklassen aus mehreren Landkreisen gebucht.

Bei geführten Rundgängen durch das Haus, das insgesamt vier verschiedene Mühlentypen beherbergt, erfuhren in diesem Jahr insgesamt 35 Besuchergruppen viel Wissenswertes. Das über 100 Jahre alte eiserne Wasserrad demonstriert wie früher die Naturkräfte als Antrieb von schweren Mühlenmaschinen eingesetzt wurden. Bei Getreidemühlen wurde der Steinmahlgang über Wellen mit Kammrädern in Bewegung gesetzt, bei den Ölmühlen und Papiermühlen, übertrug eine Nockenwelle die Wasserkraft auf die Stampfen und Hämmer. Selbst Kurbelwellen und –stangen waren den Mühlenbauern schon früh bekannt und kamen beispielsweise bei Sägemühlen zum Einsatz.
In allen Stockwerken ist die Transmission (Kraftübertragung) noch vorzufinden, die nötig war, um alle Maschinen der Mahlmühle des 20. Jahrhunderts anzutreiben. Der letzte Müller Franz Xaver Reiter betrieb die Mühle mit ihren Walzenstühlen, Elevatoren, dem Plansichter und weiteren Mühlenmaschinen bis ins Jahr 1959.

Sehr beliebt waren dieses Jahr Führungen unter dem Motto: „Vom Korn zum Brot“ bei Kommuniongruppen, Kindergärten, Schulklassen, Ferienprogrammen und Kindergeburtstagen. Das museumseigene Backhaus wurde von Frühsommer bis Herbst für insgesamt 29 Gruppen angeheizt. Nach dem Ausprobieren von Reibstein und Handmühle und dem Erkunden der wasserkraftbetriebenen Getreidemühle wurde der Brotteig mit Feuereifer geknetet, geformt und schließlich „eingeschossen“ und gebacken. Eine besondere Attraktion auf der Mühlenwiese stellt der einfache Kollergang dar, ein aufrecht stehender Stein, der einst von Tieren gezogen wurde und jetzt von den Kindern im Kreis herumgetrieben werden kann.

Höhepunkt der Museumssaison ist alljährlich der Deutsche Mühlentag am Pfingstmontag mit vielen Aktionen: kostenlose Führungen, Papier schöpfen, Büchlein binden, Mehl mahlen, Brot backen u.v.m für Kinder, außerdem einem Mühlenmarkt, Bewirtung, Musik und Tanzdarbietungen auf der Mühlenwiese. Sogar das Sensenmähen und –dengeln konnten Interessierte sich zeigen lassen.

Konzerte

Im Juni erklang Wassermusik der Gruppe „Trio Zahg“ in der Mühle. Die drei jungen Musiker ließen sich 2011 von den Augsburger Flüssen eine Woche lang inspirieren. Auch dem Klostermühlenmuseum in Thierhaupten an der Friedberger Ach hatten sie im Jahr zuvor einen ausgiebigen Besuch abgestattet. Ihre neuen Kompositionen einer modernen Wassermusik mit Titeln wie "Hecht", „Galgenablass“, „Wasser für die Buben“ oder "Müllermädchen" stellte eine gelungene Hommage an das Wasser dar.

Im September präsentierte das Klostermühlenmuseum ein zweites Konzert in der Mühle mit der Gruppe „Hoi’ga:da“, die Rock- & Popmusik in schwäbischer Mundart zum Besten gaben. Dabei übersetzt das Trio anglo-amerikanische Originaltexte im Wortklang und nicht nach dem Wortsinn, also „phonetische kongruent“ ins Schwäbische. Dazu garnierten sie ihre Lieder mit schrägen Moderationen.

Veranstaltungen

Neben Ferienprogrammen und Kindergeburtstagsaktionen fanden im Klostermühlenmuseum Buchbinde-Workshops, ein Märchennachmittag und mehrere Volkshochschul-Veranstaltungen wie beispielsweise eine Lesung mit Jörg Stuttmann aus dem Leben und Werk von Wilhelm Busch statt. Insgesamt kann das Museum, das jährlich von Mai bis Oktober geöffnet hat, heuer eine Besucherzahl von 4.400 Personen verzeichnen.

Projekt "Mühlengarten"

Anfang 2012 startete das Klostermühlenmuseum Thierhaupten das Projekt "Mühlengarten" mit der Absicht, Kindern und Jugendlichen ein Stück Natur durch Mitmachen, Anfassen und Erleben kennen lernen zu lassen.
Zunächst begann es damit, dass im etwa 800 qm großen Garten, der auf der anderen Bachseite liegt, ein kleines Getreidefeld mit Weizen und Hafer angelegt wurde. Durch die Unterstützung der Umweltstation Augsburg, konnten die Kinder der Schulklasse 1 b (mittlerweise 2 b) der Grundschule Thierhaupten mit der Lehrerin Margot Gröger als Naturpaten für den „Mühlengarten“ gewonnen werden. Zusammen mit der Umweltethikerin Olga Ustinin im Auftrag der Umweltstation Augsburg säten die Kinder im Mai 2012 (Klasse 1b) Wildblumen, die früher zur Pflanzenvielfalt auf Getreidefeldern gehörten: Kornblumen, Echtes Leinkraut, Mohnblumen und Acker-Rittersporn. Sie blühten den ganzen Sommer über in kräftigen Farben. Die Kinder lernten verschieden Getreidearten kennen, stellten mit kleinen Handmühlen selbst Frühstücksmüsli aus Weizen, Dinkel und Hafer her. Sie besuchten den Garten im Sommer mehrmals, um das Keimen und Wachsen des Getreides und der Wildblumen zu beobachten, beim Jäten zu helfen und schließlich bei der Ernte des reifen Getreides dabei zu sein. Vertreter der älteren Generation unter der Leitung von Franz Rechner zeigten den Kindern wie früher die Getreidehalme mit der Sense gemäht wurde, um die handgebundenen Büschel anschließend als „Getreidemannln“ zum Trocknen aufzustellen, und wie mit Dreschflegeln die wertvollen Körner aus den Ähren heraus gedroschen wurden. So gelang es, den Garten zu einem Ort des generationsübergreifenden Lernens zu machen. Die Aktionen der Naturpaten machten allen Beteiligten viel Spaß. Ganz klar zu beobachten war, dass erlebnisorientiertes Lernen in der Natur nachhaltig und motivierend wirkt.
Der „Mühlengarten“ kann zukünftig jedes Jahr unter neuen inhaltlichen Gesichtspunkten bepflanzt werden: Als nächstes wird im Jahr 2013 der jahrtausendelange Weg von den Wildgräsern und Wildgetreidearten zum heutigen Hochertragsweizen anhand ausgewählter Beispiele aufgezeigt. Zukünftig kann die Vielfalt der Getreidearten veranschaulicht werden. In Bezug auf die historischen Mühlentypen, die das Klostermühlenmuseum beherbergt, können verschiedene Kulturpflanzen wie beispielsweise Lein angebaut und ihre frühere Nutzung erklärt werden. Auch für selten gewordene Wildblumen und –kräuter, die für Insekten eine Rolle spielen, ist Platz im Garten. Viele Kindergartengruppen, Schulklassen und weitere Zielgruppen aus mehreren Landkreisen besuchen das Klostermühlenmuseum jedes Jahr und nutzen es als Lernort außerhalb der Schule. Der „Mühlengarten“ stellt hierbei eine wesentliche Bereicherung zur Naturerfahrung und –vermittlung dar. Für das Projekt „Mühlengarten“ erhielt das Klostermühlenmuseum Thierhaupten im November den Naturpreis 2012 der Brauerei Schwarzbräu Zusmarshausen.

So geht also die diesjährige Museumssaison erfolgreich in eine konstruktive Winterpause bis dann am 1. Mai 2013 die Mühlentüren wieder offen stehen. Besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Helfern und Unterstützern, die alle maßgeblich dazu beitrugen, dass die Saison 2012 so erfolgreich bewältigt werden konnte.

Bürgerreporter:in:

Claudia Drachsler-Praßler aus Thierhaupten

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