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Wirtschaft, Lohndumping
Deutschland: Reallohnverlust - etwas genauer hingeschaut

  • Bildquelle João Geraldo Borges Júnior, pixabay
  • hochgeladen von walter helbling

Aktuell liest man überall, dass in Deutschland im 5. Quartal in Folge die Lohnerhöhungen durch die Inflation mehr als aufgefressen werden.  Das ist so, weitgehend auch den globalen Themen Corona und Ukrainekrieg geschuldet. Dass dieses Thema jedoch seit 2000 aktuell ist und für Deutschland und Europa gravierende Folgen hat, wird selten erwähnt. Ein kleiner Rückblick.

2000 -2010

Nach der Finanzkrise 2008 entwickelten sich die Löhne in Europa sehr unterschiedlich. Während Norwegen in diesem Zeitraum ein Lohnplus von 25% verzeichnen konnte, musste Deutschland einen Reallohnverlust von 4.5% registrieren.
Man kann es auch noch deutlicher ausdrücken: Während die europäischen Nachbarstaaten Inflation in Form von Lohnerhöhungen zumindest auffingen, hat man in Deutschland die Löhne bewusst tief gehalten, um damit gegenüber dem Ausland als Arbeitsplatz attraktiver zu werden.
Folge: Während der Arbeitsmarkt in Deutschland dank zusätzlicher Aufträge weitgehend stabil blieb, ächzten andere Regierungen wie Italien. Spanien, Portugal und allen voran Griechenland unter hoher Arbeitslosigkeit und galoppierenden Staatsschulden.

In Deutschland wurde dieser Reallohnverlust von den Betroffenen wenig bemerkt, weil in jener Dekade gerade über die Discounter ein gewaltiger Preiskampf in Richtung "preiswerter" stattfand. Der statistische Lebensmittel-Warenkorb hat sich in jener Zeit im Vergleich zu den Nachbarländern ebenfalls verbilligt oder ist preislich stabil geblieben.
Gleichzeitig wurden im Niedriglohnsektor via 400-Euro Jobs Tür und Angel für eine Aufweichung der Sozialsysteme geöffnet, ohne dass da Rettungsfallschirme eingebaut wurden.. Etwas, was erst jetzt richtig mit den Themen Altersarmut etc. bewusst wird.
Diese ganze Problematik, auch Auswirkungen auf die EU, ist in diesem Beitrag von dw hervorragend beschrieben.

Zusammenfassend lässt sich sagen: In jener Dekade wurde von Deutschland innerhalb der EU ein massives Dumping im Bereich Arbeitsplatzkosten im internationalen Vergleich betrieben. Dies zum Nachteil der Nachbarländer, langfristig aber ganz besonders zum Nachteil aller Arbeitnehmer im Niedriglohn- und Teilzeitsektor.

2010-2020

Hier zeigen die verschiedenen Tabellen zwei wesentliche Trends. Es gibt ein ausgewiesenes Reallohnwachstum auf tiefem Niveau. Gleichzeitig öffnet sich in Deutschland in diesem Zeitraum die Schere zwischen dem Niedriglohn- und Höchstlohnsektor im Vergleich zu den anderen nord- und mitteleuropäischen Ländern deutlich stärker. Diese Daten kann man den folgenden Tabellen entnehmen. Es gibt zu diesen amtlichen Angaben auch Tabellen von Gewerkschaften etc., welche ein noch drastischeres Bild zeichnen. Ich möchte hier darauf verzichten, sondern auf etwas Anderes hinweisen. Der folgende Abschnitt  beschreibt die Misere eines Landes, welches sich bislang Exportweltmeister und Wirtschaftsleader innerhalb der EU nannte:

"Europaweit und vor allem in zunehmender Intensität in Deutschland dynamisiert sich der Trend, dass Zugang zu (Aus-)Bildung immer weniger eine Frage individueller in der Person liegender Grundvoraussetzungen und Kompetenzen ist, aber immer mehr eine Frage der individuellen – oftmals elterlichen – Finanzkraft. Je höher also die Investitionsmöglichkeiten, umso offener sind die Zugänge zu einer qualitativ hochwertigen Bildung und Ausbildung und vice versa. Für Einkommensschwächere bestehen also "gläserne Decken", um hinreichende Qualifikationsniveaus zu erreichen." (Dieselbe verlinkte Quelle unter dem Titel "Ursachen von Ungleichheit der Einkommen und Folgen für die soziale Gerechtigkeit")  Dies in einer Periode des Fachkräftemangels!!!

Nachwirkungen auf Jahre

Heute leben wir in einer Zeit, in welcher wir die Folgen dieses Riesendumpings 2000-2010 in aller Deutlichkeit zu spüren kriegen. Im damaligen Bestreben, konkurrenzlos preiswert Aufträge reinzuholen, Arbeitsplätze zu erhalten, hat man alle anderen dringenden Aufgaben wie Infrastruktur (Straßen, Brücken, Bahn, Bildung, Soziales) ,   entweder sträflich vernachlässig und/oder ausgelagert/privatisiert. Heute fällt uns das in Form von Investitionsstau als  horrende Zukunfts-Schulden auf die Füße. Dies zum ungünstigsten Zeitpunkt, nämlich in  einer globalen Wirtschaftskrise, in einem gewaltigen weltweiten Umverteilungsprozess und einem  Kriegskonflikt, in welchen auch Deutschland und EU involviert sind. Reserven haben wir keine, da lässt sich nur noch über Schulden gegensteuern. 

Diese vielen Baustellen wollen alle gleichzeitig bearbeitet werden - keine Regierung nach den 50-er Jahren sah sich mit derartigen Herausforderungen konfrontiert . Natürlich gibt es nun neue Prioritäten wie Versorgungssicherheit mit Energie, Sicherstellung der Warenströme, die Frage nach der Sicherheit von Arbeitsplätzen angesichts von Rezession usw..

Das Risiko: Diese bislang vernachlässigten Kernthemen e drohen in der Prioritätenliste erneut nach hinten zu rutschen. Das wäre dann Stillstand auf dem Stande der Jahrtausendwende und sozial-politischer  Sprengstoff, den wir bereits jetzt regional zu spüren kriegen.

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