Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens und Felix Mendelssohn-Bartholdy begeistern Westheimer Publikum

Chorleiter Bernhard Wild dirigiert die Chöre Westheim und Lechhausen. Ein Kammerorchester begleitet Chor und Solisten
  • Chorleiter Bernhard Wild dirigiert die Chöre Westheim und Lechhausen. Ein Kammerorchester begleitet Chor und Solisten
  • hochgeladen von Sigrid Wagner

Weihnachten ohne Weihnachtsoratorium – kaum vorstellbar. Ein Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens und Felix Mendelssohn-Bartholdy aber eher ungewöhnlich und daher umso reizvoller. Damit haben die beiden musikalischen Leiter in doppeltem Sinne ungewohntes Neuland betreten. In diesem Weihnachtsoratorium wurden die beiden Kirchenchöre aus der Pfarrei St. Nikolaus von der Flüe aus Neusäß-Westheim und St. Elisabeth aus Augsburg-Lechhausen erstmals vereint. Ein Ensemble einer kammerorchestrischen Besetzung untermauerte das kirchenmusikalische Werk.
„Ich war sofort empfänglich für diese Idee, dass zwei Chöre gemeinsam ein Konzert bestreiten“, so Kirchenchorleiter Bernhard Wild aus Westheim und ließ sich auf das Experiment mit Bernhard Biberbacher, Leiter der Chorgemeinschaft Augsburg, ein. Die Auswahl traf auf Camille Saint-Saens, der vor 175 Jahren in nur elf Tagen sein Werk geschaffen hatte. Kaum vorstellbar, dass man ein solch ausgewogenes Musikwerk in dieser Kürze komponieren kann. Der zweite Teil des Oratoriums galt Felix Mendellsohn-Bartholdy (1809-1847), der dieses nur unvollendet als Erbe hinterlassen hatte.
Für solche großartigen Klänge öffnete Gastgeber Pfarrer Peter Baintner bereitwillig die Pforten der Kirche von Westheim. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Dr. Ulrich Kugelmann begrüßte die Gäste der vollbesetzten Kirche und übergab dann an Dirigent Bernhard Wild.
Mit einem feinfühligen „Prélude“ begann das Kammerorchester den Auftakt des Oratoriums. Die sanften Klänge der Orgel wurden durch die Streicher untermalt und ließen die Zuhörer langsam in das Oratorium einfühlen. Das in lateinischer Sprache gehaltene kirchenmusikalische Werk ist nicht so dramatisch wie bei Bach und verzichtet auf den pompösen Auftakt. Bewusst ruhig komponiert und in einer kammermusikalischen Besetzung aus Orgel, Streichern, Harfe, Kontrabass, Cello und ganz untergeordnet auch einer Pauke ist die instrumentale Begleitung gewählt. Es ist die musikalische Erzählung der Weihnachtsgeschichte des Neuen Testaments aus der Sicht einer alttestamentarischen Weissagung. Die Musik ist in vollromantischer Harmonik gehalten.
Die Solisten gaben mit klangvollen Stimmen dem Konzert ihre individuelle Note. Ob in einem Mezzosopransolo bei „Exspectans, exspectavi Dominum“ oder im Quintett des „Consurge, Filia Sion“ ein Genuss beim Zuhören. Sopran und Bass vereinten sich beim „Benedictus“ in ein harmonisches Zwiegespräch und meisterten die anspruchsvollen Gesangspassagen ausgereift. Hierzu wechselte der Dirigent sogar an die Orgel und begleitete den sprunghaften Rhythmus selbst.
Im „Tecum prinicipum“ kam die Harfe voll zur Geltung. Ihr wichtiger musikalischer Part untermalte die Solisten. Chor und Soli-Quintett vereinten sich anschließend zu einem voluminösen „Halleluja“ und endete in dem freudig, choralen Schlussgesang. Bereits schon für den ersten Teil des Konzerts gab es kräftigen Beifall.
Im ersten Lied „Christus“, dem unvollendeten Oratoriums von Felix Medelssohn-Bartholdy, gab es ein harmonisches Klangerlebnis. „Als Jesus geboren war“ ein gesungenes Recitativ, gab Sopranistin Heike Hartmann nochmals alle Klangkraft preis. In einer typischen Medellsohn-Bartholdy-Klangvariation spiegelte sich auch das Männerterzett im Anschluss. Der Tenor, Maxim Vinorgradov, und in einer Doppelbesetzung des Basses mit Bernhard Biberbacher und Dieter Joschke, überzeugte die Zuhörer. Der herrlich klangvolle Choralsatz und Schlussakkord des Konzertes war mit „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen“ absolut gelungen. Die harmonische Klanglinie erfüllte den Raum und gaben dem Oratorium den Abschluss. Der Wohlklang eines typischen Mendellsohn-Bartholdy riss die Zuhörer zu kräftigem Beifall hin. „Ganz toll“, so die Zuhörer und „Schade, dass man dieses Stück nicht öfters zu hören bekommt“ war die breite Meinung.
Die beiden musikalischen Leiter ergänzten sich ausgezeichnet. Während Bernhard Wild eher aus dem musikalischen Bereich die fachmännische Leitung innehatte ist Bernhard Biberbacher der Gesangsexperte. So übernahm jeder einen wichtigen Teil der Aufführung und fügte sie gekonnt im Konzert zusammen. Die beiden Chöre verschmolzen zu einer Einheit und wurden perfekt durch das Kammerorchester untermalt. Die ausgezeichnete Akkustik in der St. Nikolaus von der Flüe gab ihren Beitrag dazu. Den zahlreichen Sponsoren gilt ein Dank, denn ohne diese wäre ein so rundum stimmiger Abschluss der Weihnachtszeit nicht gelungen.

Bürgerreporter:in:

Sigrid Wagner aus Neusäß

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