Altstadt von Tiflis - Narikala und Schwefelbäder

Festung Narikala
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Zurück in Tiflis checke ich im Citadel Narikala Hotel ein – der Unterkunft mit der womöglich besten Aussicht der (Alt-)Stadt. Der Bolt-Fahrer kommt aufgrund der enormen Steigung und dem nicht ganz trivialen Untergrund gehörig ins Schwitzen – nachvollziehbar. Die Schwefelbäder (Abanotubani) liegen nur 300 Meter entfernt, die Festung Narikala ist noch näher, thront direkt über dem Hotel. Sie ist rund um die Uhr kostenlos zugänglich, allerdings nicht TÜV-konform. Bitte die ungesicherten Mauern nur mit festem Schuhwerk erklimmen!

Festung Narikala, Botanischer Garten, ein Abstecher zur Statue Mutter Georgiens, ein Spaziergang durch Abanotubani mit dem Miniwasserfall Leghvtakhevi und durch urige Gassen mit übereinander gebauten, netten Häuschen mit klassisch georgischer Balkonarchitektur ist ein angenehmer Zeitvertreib für mehrere Stunden. Die Verkaufsstände zwischen der Seilbahn und der Mutter Georgiens rufen krasse Touristenpreise auf. Eine Waffel mit Nutella bestrichen und ein bisschen Obst, serviert in einem Kaffeebecher, müsste ich auch daheim für vier Euro kriegen. Kurioserweise sind Waffeln auch anderswo in Tbilisi nicht unbedingt günstiger.

Vor der Festung Narikala verstrickt Soso (Kurzform für Josef) Touristen in ein Gespräch. Dem 55-Jährigen fehlen ein paar Zähne. Er trinkt Alkohol, seit er vier Jahre alt ist, wie er immer wieder betont. Er gibt sich als Guide aus, teilt sein Wissen über die Kirchen der Stadt und hat unzählige WhatsApp-Kontakte aus aller Welt in seinem Handy. Einen angeregten, weitgehend einseitigen Plausch später, weiß ich unter anderem, wo die Synagoge, die sunnitische Juma-Moschee, die Mtechi-Kirche und die armenische Kirche stehen – aber eben auch, dass wir noch nicht alle gleich sind, solange wir so viele unterschiedliche Gotteshäuser brauchen. Die Sioni-Kathedrale ist ihm zu überdimensioniert. Anstatt des Bolnissi-Kreuzes prägt sich mir hoch oben gegenüber des Eingangs ein Symbol ein, dass mich stark an das Bat-Signal erinnert.

Georgische Tänze

Fürs Abendessen empfiehlt mir Soso das Alani Restaurant. Dort führen sie folkloristische Tänze zu Speis und Trank auf. Die Tanzpausen füllt ein ambitionierter Karaoke-Sänger. Jedes Gericht und sogar Getränk in der Speisekarte ist illustriert und auch mit englischer Bezeichnung versehen. Gesprochen wird hier allerdings nur Georgisch und vermutlich Russisch. Ich bestelle Khartcho mit Walnuss – also eine Walnusssuppe mit georgischen Gewürzen und Rind. Dazu ossetisches Khabizgina, im Prinzip Chachapuri mit Käse und Kartoffeln eingebacken. Davon bleibt locker ausreichend Wegzehrung für David Garedscha übrig.

Zum Abschluss gönne ich mir für umgerechnet 20 Euro eine Stunde im Chreli Abano, dem Vernehmen nach das beste Schwefelbad im Bäderviertel. Ein Bad besteht mindestens aus dem Schwefelbad, einer Dusche, einer Toilette mit Klopapier, Waschbecken mit Seife und Papiertücher, Kleiderhaken, einer Bank zum Umziehen und einem Telefon, mit der man die Rezeption kontaktieren kann – zum Beispiel für Essens- oder Getränkebestellungen. Getränke, Handtücher, Shampoo, Badeschlappen, Bademantel – das alles kostet extra. Es spricht aber wohl nichts dagegen, sein eigenes Equipment mitzubringen. Schwefelhaltiges heißes Badewasser soll Geist und Körper stärken, antibakteriell und entzündungshemmend wirken. Ich bin nach der Stunde einfach nur müde und platt. Nach zehn bis spätestens 15 Minuten soll der Badegast das Schwefelbad unbedingt verlassen, ich bin im ersten Durchgang nach weniger als zehn Minuten draußen. Die Regeneration dauert lange. Der zweite und der dritte aka letzte Durchgang dauern keine fünf Minuten mehr. Eine Viertelstunde vor Ende der Buchungszeit kommt ein Anruf mit Restzeitansage. Schwefelbad finde ich heftiger als Sauna.

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Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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