Grandioses Feuerwerk verzückt euphorische Fans

Farbige Funken
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FC Augsburg besiegt Schwaben-Auswahl zur Arena-Eröffnung 2:0.

Mit ebenso viel Beifall wie die Fußballprofis des FC Augsburg verabschiedeten die Zuschauer die 22 Akteure der Schwaben-Auswahl in den blauen Trikots am Sonntag, 26. Juli. Ein Sonntag, der seinem Namen alle Ehre machte und die 24513 Zuschauer mit Fußball, Musik und einem Feuerwerk auf eine packende Saison einstimmte.

Noch fehlen die Zäune zwischen den Drehkreuzen, die Schrift auf den Stadion-Monitoren ist zu klein und erst zum ersten Ligaspiel im August ist Bargeld in der Arena wertlos. Die La Ola funktionierte beim Eröffnungsspiel der Impuls Arena zwischen dem FC Augsburg und der Schwaben-Auswahl jedoch prächtig. Und auch die Soundanlage liefert nicht nur hervorragende Klangqualität auf den Rängen, sondern Stadiondurchsagen sind sogar auf dem Klo bestens zu verstehen. Obwohl der 45 Millionen Euro günstige Bau noch nicht an allen Ecken fertig ist, scheinen einige Dinge schon sehr weit fortgeschritten. Wie die Stammformation von Trainer Jos Luhukay, der auf viele Neuzugänge baut, die hohe Erwartungen schüren. Marcel Ndjeng (kam von Borussia Mönchengladbach) wird als treibende Kraft gehandelt und ließ seine Qualitäten beim 2:0-Sieg im Eröffnungsspiel gegen eine Schwaben-Auswahl aufblitzen. Mit Simon Jentzsch (VfL Wolfsburg) steht ein erfahrener Bundesligatorhüter zwischen den Pfosten. Der 21-jährige linke Verteidiger Michael Schick (1860 München) schießt exzellente Freistöße und die der Nürnberger Leihgabe Dominik Reinhardt gilt als erstligatauglich. Defensiv-Spezialist Goran Sukalo (TuS Koblenz) jagte die halbe Liga, Axel Bellinghausen zählte in Kaiserslautern zu den Aktivposten und mit Kevin Schindler (Werder Bremen) hat der FC Augsburg ein dynamisches Talent auf der rechten Außenbahn auf Leihbasis verpflichtet, das die gegnerischen Abwehrreihen in Verlegenheit bringen dürfte. Edmond Kapllani schoss den KSC vor zwei Jahren zum Aufstieg, der Belgier Jonas de Roeck (KAA Gent) stabilisiert die Abwehr vorbildlich, Daniel Brinkmann (Alemannia Aachen) kennt auch Gegner Paderborn sehr gut und der technisch versierte Ibrahima Traoré (Hertha BSC) macht mit seiner Schnelligkeit und scharfen Flanken auf sich aufmerksam.

Nach dem 20:0-Kantersieg gegen den FC Donauwörth 08 und dem ambitionierten 2:0-Erfolg gegen den englischen Premier-League-Neuling FC Birmingham erwarteten nicht nur die Fans im M-Block, die ihre Fanchöre jetzt hinter dem Tor der Nordkurve anstimmen. Das klappte in der ersten Halbzeit nach Aufforderung der Fanclub-Anheizer, die vom niedrigen Zaun aus die Choreographien per Megafon anstimmten, ganz ordentlich. Doch in Phasen, in denen auf dem Platz wenig passierte, reagierten die Fanchor-Dirigenten prozyklisch und legten eine Raucherpause ein. Die elf Kicker der klassenhöchsten Bezirksmannschaften hatten nach einer guten Viertelstunde ins Spiel, gefunden, hielten den Augsburger Angriffen souverän stand und kamen sogar selbst zu ansehnlichen Chancen. Torlos ging es in die Pause. Aus der Kabine kam auf Seiten der Gäste nun eine komplett andere Schwaben-Truppe, die sich nach einer Abstimmung der Augsburger Allgemeinen Zeitung aus Spielern niederklassigerer Vereine zusammensetzte. Alemannia Aachen schickte den Tivoli zur gleichen Zeit mit einem fulminanten 3:2-Sieg gegen Werder Bremen in Rente. Wenn schon kein hochkarätiger Gegner zur Einweihung, von der Süddeutschen Zeitung als “spartanisch” bezeichnet, aufläuft, könnten wenigstens Tore fallen.

Tatsächlich sorgte Michael Thurk kurz nach Wiederanpfiff für den Führungstreffer – nach einem groben Fehlpass eines nervösen Verteidigers, der sonst keinen Stürmer mit 86 Profiligatoren vor sich hat. Der erhoffte Spielrausch blieb jedoch trotz einer Fallrückziehereinlage und frisch eingewechselten Ballartisten aus. Das Megafon hing mutterseelenallein am Geländer. Doch die Fans hatten in ihrer neuen Arena keine Lust, sich über die inzwischen recht dröge Fußballkost zu ärgern. Sie agierten antizyklisch. Stimmten bekannte Stadionlieder an, klatschten aufmunternd, schraubten den Lautstärkepegel gehörig nach oben und versuchten sich an einem Element der Fankultur, die im Rosenaustadion nie funktioniert hat – der La Ola. Mit Erfolg. Gleich mehrere Wellen jagten durch die Arena und wirkten spätestens in der 79.Minute, als Imre Szabiscs zum 2:0 einnetzte.

Mit einem “Humba” wurden beide Teams verabschiedet, ehe der musikalische Teil den drei Tenören des Stadttheaters vorbehalten war. Ob klassischer Operngesang sich in der Stadionkultur der eher banalen Rhythmen und generell primitiven Kampftexte durchsetzen wird ist zwar fraglich, doch die Darbietungen waren aus musikalischem und akustischem Blickwinkel überaus gelungen. Gekonnt wurde eine Brücke zwischen Kultur und Sport geschlagen. was das Augsburger Publikum entsprechend honorierte. Zufrieden waren die Besucher auch mit dem kulinarischen Angebot, dass nicht aus Kaviar und Sekt bestand, sondern aus Stadionkost wie dem FCA-Knacker – einer pikanten Sudwurst im Laugengebäck. Ein weiterer Punkt auf der Liste “spartanisch”, der die Freude nicht im Geringsten dämpft. “Das wird ein Volksfest von Fußballern für Fußballer," hatte FCA-Präsident Walther Seinsch angekündigt – und Recht behalten.

Die Arena macht trotz all der Baustellen Lust auf mehr. Beste Sicht auf allen Plätzen – wie für ein reines Fußballstadion üblich. Selbst Adleraugen können noch keine Werbebanden erblicken, verzweifeln aber vor allem an den Trikotziffern 0 und 8, die kaum zu unterscheiden sind. 11.000 Stehplätze, 19.000 Sitzplätze, 520 Logen und 46 Plätze für Rollstuhlfahrer umfasst das Fußballkleinod, das mit ausreichend Parkmöglichkeiten für Autos und Fahrräder aufwartet und zudem über eine eigene Straßenbahnhaltestelle verfügt. Zur Arena-Eröffnung bekamen die stark frequentierten Trambahnen auf der neuen Linie 8 bereits einen Vorgeschmack auf die Fußballwochenenden. Die sinnvoll und enorm verstärkte Mannschaft weckt die Lust auf die neue Saison. Vier mal spielt der FC Augsburg in der Impuls Arena bis sich die deutschen Frauen mit den US-Amerikanerinnen messen und mit dieser Partie indirekt das Feuer für die Frauen-WM 2011 entfachen wollen. Und der TSV 1860 München kommt ja auch noch, um sich seine 0:3-Schlappe abzuholen. Highlights am laufenden Band. Mit dem atmosphärischen Feuerwerk zur Eröffnung ist der erste Höhepunkt bereits gesetzt.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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