Franz Neubauer ein Schneidermeister mit Ideen

Der Meister und seine altes Reich
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In Haus und Garten einer Freundin aus Langenreichen sah ich immer wieder tolle Holzarbeiten. Schöne Laternen, einen Pferdestall oder auch Holzdeko passend für jede Jahreszeit. Neugierig geworden wollte ich nun wissen, wer hinter diesen Arbeiten steckt.
So bekam ich einen Einblick in die Werkstätten des Schneidermeisters Franz Neubauer. Doch wer ist Franz Neubauer eigentlich?

Geboren wurde er am 01.07.1935 im SudeltenLand und kam durch die Vertreibung 1946 mit seinen Eltern nach Langenreichen.
Die Nachkriegsjahre waren nicht einfach. So mußte er sogar drei Klassen überspringen und wurde von der dritten gleich in die sechste Klasse eingeschult.
Scherzhaft meinte er "Mir fehlen eben drei Jahre".

1950 bekam er endlich eine Lehrstelle beim Schneidermeister Karl Kastl in Meitingen. Eigentlich stand er ja bei MAN auf der Warteliste, doch durch einen Bekannten der Familie wurde er so zum Schneider ausgebildet.

Seine Gesellenjahre verbrachte er in Dietratried im Allgäu. Stolz erzählte er mir von einem riesen Auftrag, den er und sein Meister in einer Saison bewältigt hatten.
Sie fertigten tatsächlich 60 Damenmäntel an, das war für die Beiden in der damaligen Zeit eine super Leistung.
Von dort brachte es 1960 seinen großen Schatz Helga Christin mit nach Langenreichen. Das Paar heiratete 1960 und bekam drei Töchter.
Nach bestandener Meisterprüfung gründete Franz Neubauer in Langenreichen seine eigene Firma.

Da man aber von der Schneiderkunst nicht mehr leben konnte, ging er 1966 in die Industrie und machte eine weitere Ausbildung in England.
Von da an nähte er Maßanzüge für Kampfpiloten und Schwimmwesten für die Marine in einem kleinen Betrieb in Thierhaupten.
Damals kannte er jeden Jetpiloten persönlich und sie konnten sich auf seine Arbeit verlassen.

Nach 15 Jahren war dann Schluß in der Firma und er schlug nochmals einen neuen Weg ein. Mit 42 Jahren schulte er zum Berufsschullehrer um und arbeitete fortan in der Sonderschule Dürrlauingen und bildete in dieser Zeit 23 Lehrlinge aus. Diese begleitete dann auch erfolgreich durch die Gesellenprüfung.

Erst im Ruhestand suchte er, bedingt durch eine Herzerkrankung, nach einem neuen Wirkungskreis.
Im Haus wurde eine zweite Werkstatt eingerichtet und von nun an war Holz sein Werkstoff. Es wurden Wasserräder, Laternen mit und ohne Innenleben, oder auch Spielzeuge für die Enkelkinder konstruiert und hergestellt.
Die Hölzer dafür stammen zum Beispiel aus dem Pfarrgarten oder auch die alten Fenster der Langenreichner Schule bekamen so wieder neuen Schliff und eine Verwendung.

Bei dem Rundgang durch sein Reich sah ich zahlreiche Urkunden und Auszeichnungen und sogar einen goldenen Meisterbrief. Den haben bestimmt nicht viele vorzuweisen.

Natürlich geht er mit seinen Werken nicht in Großproduktion, aber im Freundes und Familienkreis finden seine Arbeiten reißenden Absatz.
Mit einem Lächeln erklärte er mir zum Abschluß "Das kann mir keiner bezahlen, aber ich mache es gern".
Auch seine fünf Enkelkinder freuen sich immer wieder über Opas super Ideen und mit Holz lässt sich einfach viel besser spielen.

Danke Franz Neubauer für den Einblick in ihr Leben und noch viele schöne Ideen.

Bürgerreporter:in:

Kathrin Zander aus Meitingen

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