Laster, Leiden und Liebschaften eines Musikgenies

Ein gut gelaunter Ex-Bundesfinanzminister eingerahmt von drei Damen des Biberbacher Kirchenchors in Tracht
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Geld ist vergänglich: Diese schmerzliche Erfahrung machen derzeit Banker und Fondsmanager auf der ganzen Welt - aber auch so manche Sparer. Wolfgang Amadeus Mozart hatte zeit seines Lebens Probleme mit der Flüchtigkeit des Geldes.

Und wer könnte im Rückblick die finanziellen Probleme im Hause Mozart besser durchleuchten und mit finanzpolitischem Sachverstand beurteilen als der ehemalige deutsche Finanzminister Dr. Theo Waigel? Also sprach er in der Schulaula in Biberbach vor 150 Gästen über Mozarts Laster, Leiden und Liebschaften.

Was aber verbindet nun die Marktgemeinde im Norden des Landkreises Augsburg mit dem österreichischen Musikgenie? Klaus Gerstmayr (CSU) gab darauf in seiner Einleitung die Antwort. Bereits im Alter von zehn Jahren habe sich der junge Mozart mit dem Mesnersohn Sixtus Bachmann auf der damaligen Orgel in der Wallfahrtskirche einen Wettstreit geliefert. Seitdem könne sich auch Biberbach als "Mozart-Ort" bezeichnen.

Zurück zu Mozart und dem Geld und damit zum ehemaligen Bundesfinanzminister. Nein, musikalisch habe er sich "seine Wut über einen verlorenen Groschen nicht von der Seele geschrieben", sagte Waigel. Anlässe dazu hätte es allerdings genug gegeben. Denn der Zustand materieller Zufriedenheit sei in seinem Leben meist nur von kurzer Dauer gewesen, obwohl "die Einnahmesituation des Künstlers Mozart durchaus nicht ungünstig war". Viel öfter habe er nicht gewusst, woher er das Geld für den nächsten Tag nehmen solle. In über 20 Briefen sei dokumentiert, wie er Freunde um Geld gebeten habe.

Reisen durch ganz Europa, teures Essen, ein eigenes Reitpferd: Der Grund für die andauernden finanziellen Spannungen sei vor allem der aufwendige Lebensstil gewesen. Mozart widerspreche dem idealisierenden Bild, das man sich gern von Künstlern mache. Einkommen und Wohlstand seien ihm nicht gleichgültig gewesen. "Eine Kraft aber erweist sich auch bei Wolfgang Amadeus als stärker: die Liebe", betonte Waigel. Und so soll er sich 1777, entgegen den Plänen des Vaters und bei ungünstigen Verdienstaussichten, eines Mädchens wegen an den Mannheimer Hof abgesetzt haben. Trotz Mozarts "gebrochenem Verhältnis" zum Thema Geld: Was den Ausnahmemusiker selbst nach 200 Jahren noch so sympathisch und lebendig erscheinen lasse, seien seine Warmherzigkeit und seine Spontanität - aber auch seine Schwächen. Gönner hätten dem weltoffenen Mozart gefehlt und "ein geschickter Manager". "Das geniale Werk Mozarts wird auch weiterhin in Japan, in Island, in Australien, in Nigeria und natürlich bei uns gespielt werden."

Am Ende seiner Rede spannte der ehemalige Finanzminister den Bogen noch etwas weiter und verdeutlichte den Zusammenhang zwischen Musik und Politik. Bei so mancher Bundestagsdebatte könne eine Arie, ein Duett oder ein Kanon sicher zur Belebung beitragen. Dabei bezog er sich auf ein Zitat von Kaiser Napoleon I., der der Musik einen positiven Einfluss auf das Gemüt bescheinigte.

Das Singen überließ Waigel an diesem Abend dennoch lieber dem Kirchenchor, meinte nach dessen Einlagen aber schmunzelnd: "Wenn ich ein bisschen näher hier wohnen würde, würde ich mich noch als zweiter Bass bewerben." Da applaudierten nicht nur die Damen und Herren des Kirchenchors.

Bürgerreporter:in:

Martin Stäbe aus Meitingen

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