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"Ich hätte ihm mehr Courage zugetraut." - Das kann ich nicht sagen!

  • Ja, der Regenbogen hat auf der anderen Seite für Gunter Sachs geöffnet, dessen Seele so zerrissen gewesen sein muß zwischen seinen Lieben und seiner Entscheidung. Ruhe sanft im Frieden unseres Gottes.
  • hochgeladen von Markus Christian Maiwald

Ja, liebe Leserin, lieber Leser,

bei manchen Dingen weiß ich immer nicht,
wie ich darüber denken soll.
was ich dazu sagen will.

Deswegen lasse ich immer gerne
ein wenig Gras über eine Sache wachsen.
Vielleicht verändert sich dadurch mein Bild,
meine Meinung zu der Nachricht,
doch ich weiß immer noch nicht,
was ich denken soll.

Zunächst einmal vorweg:
Des Menschen willen ist sein Himmel.
Ich respektiere immer den Willen eines Menschen,
wenn es andere nicht direkt benachteiligt.

Gunther Sachs hat sich selbst das Leben genommen.
Er schrieb in seinem Abschiedsbrief:
"In den letzten Monaten habe ich durch die Lektüre einschlägiger Publikationen erkannt, an der ausweglosen Krankheit A. zu erkranken. Ich stelle dies heute noch in keiner Weise durch ein Fehlen oder einen Rückgang meines logischen Denkens fest - jedoch an einer wachsenden Vergesslichkeit wie auch an der rapiden Verschlechterung meines Gedächtnisses und dem meiner Bildung entsprechenden Sprachschatzes.
Dies führt schon jetzt zu gelegentlichen Verzögerungen in Konversationen. Jene Bedrohung galt mir schon immer als einziges Kriterium, meinem Leben ein Ende zu setzen. Ich habe mich großen Herausforderungen stets gestellt.
Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten."

Und mein erster spontaner Gedanke war:
"Ich hätte ihm mehr Courage zugetraut."
Doch natürlich wurde ich sofort still,
weil vom hohen Roß des Gesunden
läßt sich das leicht sagen.

Ich habe schon des öfteren Demenz- und Alzheimerkranke
beim Sterben begleitet. Es war immer sehr verschieden.
Zumeist haben diese Krankheiten
das eigentliche Wesen eines Menschen zutage gebracht.
Natürlich waren es für mich erschütternde Begegnungen,
weil ich die Menschen als gesunde kannte,
aber auch begelückende, ja bereichernde Erfahrungen.

Von einem würdelosen Zustand konnte dabei nie die Rede sein,
denn stets waren diese Kranken wohl behütet und bestens umsorgt
in sehr guten Altenheimen untergebracht.
Das Personal war bestens ausgebildet,
mit von Alzheimer und Demenz
betroffenen und auch geschlagenen Menschen umzugehen,
aber Ihnen wurde nicht die Würde genommen.

Mich stört der Formulierung, die Gunter Sachs verwendet: "Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben" wäre für ihn "ein würdeloser Zustand".
Ich denke an die Angehörigen der Demenz- und Alzheimerkranken,
die alles erdenklich tun, um im Sinne des Verwandte dessen Lebensende, dessen letzten Tage möglichst würdevoll zu gestalten.
Sie sehen das als einen Liebesdienst an ihrem geliebten Menschen an.
Und ich denke, unter der Formulierung "der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben" kann ich noch weitere altersbedingte oder krankheitsbedingte oder genetisch bedingte Handikaps fassen.
Und auch hier denke ich,
wie oft sorgen auch an diesen Stellen die Angehörigen für ein würdevolles Leben im Sinne des Betroffenen nach bestem Wissen und Gewissen.

Andererseits verstehe ich voll und ganz, was Gunter Sachs meint,
vor allem aus seiner Position heraus.
Als Millionär hat er die volle geistige Kontrolle über sein Leben.
Obwohl - das stimmt auch nicht.
Er hat Scheitern, Trennung und Verlust erlebt.

Ich habe als nur ganz bedingt Kontrolle auf mein Leben.

Ja, was soll ich nun sagen? Ich weiß es nicht.
Mein Zwiespalt bleibt.

Ich wünsche seiner Seele den Frieden
und seiner Frau und seiner Familie Trost
und den Mut zum Weiterleben
ohne den geliebten Mann und Vater und Verwandte.

Liebe Leserin, lieber Leser,
was meinst Du, was meinen Sie?

Ich jedenfalls wünsche behütete Tage und
niemandem, dass er mal in eine solche Zwickmühle
und Entscheidungsnot kommt,
und wenn doch, dann dass er das Richtige
für sich und seine Lieben tut:
Machen Sie/ Mach es Gut!

Dein/ Ihr Pfarrer Markus Maiwald aus Meitingen

  • Ja, der Regenbogen hat auf der anderen Seite für Gunter Sachs geöffnet, dessen Seele so zerrissen gewesen sein muß zwischen seinen Lieben und seiner Entscheidung. Ruhe sanft im Frieden unseres Gottes.
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  • Strahlend hell die Farben dieses Friedenszeichen: Herr, schenke unseren aufgeschreckten Seelen immer wieder Deinen Frieden, den uns die Welt nicht geben kann.
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  • Unverkennbar und unerschütterlich der elegante Turm der meitinger Johanneskirche: Sei uns noch möglichst lang tönender Zeuge unseres himmlischen Vaters!
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  • Ja, Herr Gunter Sachs, ich kann Ihre Verzweiflung und Ihre Tat verstehen mit dem Kopf, mit dem Herzen vielleicht auch. Ich denke an Ihre Frau und Ihre Kinder. Mögen Ihren Lieben und Sie Frieden finden.
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22 Kommentare

> "Dass Du die Pflege für einen Angehörigen mit dem Wort Heuchelei assoziierst"

Hab ich nicht. Ich hab nur gesagt, dass es bei dem Thema Pflege extrem viel Heuchelei gibt.

Und die auch gesellschaftlich verursacht - u.a. durch (und das bitte nicht persönlich nehmen!) solche Sprüche wie "Wer einen Menschen aufrichtig und mit dem Herzen liebt, dem wird der andere nie zur Last werden", die völlig an der Realität vorbeigehen.

> "Frage doch mal Elternteile, die ein Kind verloren haben, evtl. durch einen
Verkehrsunfall oder Unfall, die wären froh, wenn sie das geliebte Kind Tag und Nacht pflegen könnten, sie würden jede Entbehrung in Kauf nehmen, Hauptsache das Kind ist noch am Leben"

Ja, so redet man vorher, wenn noch nichts passiert ist. Und da meinen die Leute das auch noch so.
Aber spätestens wenn in Kliniken das Leid der Angehörigen immer größer wird, beten selbst bisher Ungläubige schnell mal um einen schnellen Tod des geliebten Angehörigen.

Und während Klinikgeschichten im Schnitt eher kurz sind und selbst im schlimmsten Fall ein Ende erkennbar ist, kann sich Pflege jahrelang hinziehen und man weiß nicht, wie lange man das noch ertragen muss.

Pflege ist nichts Tolles, Spaßiges, Bereicherndes oder was auch immer manche daraus basteln. Sie ist schwere Arbeit, sie stresst schnell, sie belastet, sie laugt aus - und umso schneller und schlimmer, je weniger die Betroffenen sich ehrlich auskotzen können und ehrliche(!) Hilfe bekommen.
Nicht umsonst findet man die schlimmsten Zustände und Taten gegen Pflegebedürftige nicht in den bösen Altenheimen, sondern in der häuslichen Pflege.
Das sind nicht alles böse Menschen, sondern die sind oft schlicht am Ende und völlig überfordert.

@Andreas, stimme dir völlig zu.

Mein erster Gedanke zum Suizid von Gunter Sachs war, er hatte völlig Recht. Zu seinem Schritt gehört viel Mut. Egal, ob nun prominent oder nicht, jede/jeder die/der sich zu diesem Schritt entschließt, hat meine Zustimmung.

Ich bekomme Gänsehaut beim Lesen von diesem Bericht, sowie der Kommentare! Ich möchte mir hier auch kein Urteil erlauben. Leute, die Selbstmord begehen, meinen, sie befinden sich in einer ausweglosen Situation. Ich habe schon mehrere Menschen kennengelernt, die Suizid gegangen haben. Es ist sehr schwierig, dieses Thema. Sehr schwer, solchen Menschen zu helfen.

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