Je suis Charlie - jetzt erst recht?

Man macht sich so seine Gedanken

Die Wut über die neuesten Mohammed-Karikaturen zündete eine Welle der Gewalt nach dem Freitagsgebet in der muslimischen Welt. Tote, Verletzte, brennende Kirchen in Dritte-Welt-Ländern, die von uns eher Hilfe erwartet hatten. Ist das der Preis für die Meinungs- und Pressefreiheit ohne Wenn und Aber, auf die wir angeblich so stolz sein dürfen?

Satire darf alles, so liest man – gerade weil in unserer Gesellschaft die Freiheit ein unter viel Blutzoll erkämpftes Menschenrecht ist. Dass Satire alles darf, heißt noch längst nicht, dass sie auch alles kann. Bei allem Entsetzen über die Morde von Paris sollte man angesichts der Betroffenheits-Maskeraden der Politiker mit Pappschildern und Teelichtern ernsthaft die Frage stellen dürfen, ob jede Sudelei und Geschmacklosigkeit gegen das, was religiösen Menschen, gleich welchem Glauben, heilig ist, eine anbetungswürdige kulturelle Höchstleistung darstellt, mit der man sich gefälligst zu solidarisieren habe. Freiheit und Verantwortung sind untrennbar mit einander verbunden. Aber wo Freiheit von Verantwortung getrennt wird, sollte man hellhörig werden.

Betroffenheits-Expressionisten, die mit Bekennerlichtlein ihr “Je suis Charlie“-Trömmelchen rühren sollten begreifen, dass auch diejenigen die Gesellschaft spalten und Hass säen, die mit manchmal primitiven Provokationen Geschäfte machen. Man hat sie zu ertragen, nein, bejubeln muss man sie deshalb nicht. Sigmund Freud wusste schon, dass Schamlosigkeit der Anfang von Schwachsinn ist.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Töpfer aus Marburg

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