Erfolg macht lahmarschig

Nachdem unsere Nationalelf in der WM 2014 virtuos von Sieg zu Sieg eilte und schließlich verdient die Weltmeisterschaft gewann, haben Jogi Löw’s Recken vier Jahre später grandios versagt und mussten nach der Vorrunde schon wieder den Heimweg antreten. Anderen Weltmeistern erging es ähnlich. Die Ursache für dieses Debakel: Erfolg macht lahmarschig. Denn warum soll man sich noch anstrengen, wenn man schon die Nummer eins ist?

Sehr viel Ähnlichkeit beobachtet man auch in der Corona-Pandemie. Da ist Deutschland gut und von anderen Ländern beneidet durch die erste Welle gekommen und zeigte der Welt, wie man professionell Krisen in den Griff bekommt. Amerikaner, Briten wurden sogar öffentlich bemitleidet. Und wie beim Fußball hat sich dann das Blatt gewendet. Unsere erfolgsverwöhnten klugen Politiker haben den letzten Sommer in nie dagewesener Sorglosigkeit verschnarcht. Abgesehen von einem beeindruckenden Feuerwerk immer neuer Verbote und mitunter schwer nachvollziehbarer Maßnahmen, um die Infektion auch langfristig niedrig zu halten, zeigte sich die Politik als wenig handlungsfähig und alles andere als souverän. Impfstoffbeschaffung, das Testen und Impfen, Digitalisierung – nichts klappt wirklich – die Bilanz ist beschämend. Und mit der Einsicht der Bevölkerung ist es auch nicht weit her.

Amerikaner, Briten und viele andere waren einfach nur clever und haben uns längst abgehängt und zeigen uns lächelnd den Stinkefinger. Sie genießen geimpft und gelockert den bevorstehenden Sommer und viel der neuen alten Normalität. Derweil eiern wir immer noch Zwangsoptimismus versprühend herum und träumen dem Ende des wirklich nun allerletzten Lockdowns samt Impftheater entgegen, hoffend dass uns eine weitere Pandemie-Welle nach den Sommerferien erspart bleibt.

Der Fußball hat aus dem Desaster von 2018 keine Lehren gezogen und macht im Prinzip weiter wie bisher. Und in der Politik? Da kann man nur beten, dass nach der Bundestagswahl eine neue Regierung das Zeug und vor allem das Personal hat, um die staatliche Handlungsfähigkeit wieder herzustellen – zugegeben keine einfache Aufgabe. 

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Töpfer aus Marburg

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