Mythos Lechfeldschlacht: Eröffnung der Schwert-Ausstellung im Infopavillon 955

Bei der Ausstellungseröffnung (v. l.): stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald, Tourismusdirektor Götz Beck, Kulturbüro-Leiterin Rebecca Ribarek, 1. Bürgermeister Franz Feigl, Konsulin Krisztina Spiller, Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó, Neffe des Finders Heinrich Birk, Prof. Dr. László Veszprémy | Foto: Anke Maresch
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  • Bei der Ausstellungseröffnung (v. l.): stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald, Tourismusdirektor Götz Beck, Kulturbüro-Leiterin Rebecca Ribarek, 1. Bürgermeister Franz Feigl, Konsulin Krisztina Spiller, Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó, Neffe des Finders Heinrich Birk, Prof. Dr. László Veszprémy
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Aus dem Besitz der Familie Herbert Birk (1934 - 2022) durfte die Stadt Königsbrunn im Mai 2021 ein besonderes Stück entgegennehmen: ein eisernes Schwert, das aus der Zeit der Lechfeldschlacht im Jahr 955 n. Chr. stammt. Herbert Birk hatte es auf dem Gelände des Gutshof Lechfeld – das Gebiet gehört heute zur Gemeinde Kleinaitingen – gefunden.
Das über 1.000 Jahre alte Eisenschwert wurde von Herbert Birk sorgfältig gepflegt und verwahrt und steht nun der Stadt Königsbrunn als Dauerleihgabe für das Museum „955 – Schlacht auf dem Lechfeld“ zur Verfügung. Es ist das Herzstück der neuen Teilausstellung „Mythos Lechfeldschlacht“, die Anfang April im Infopavillon 955 am Alten Postweg eröffnet wurde.

1. Bürgermeister Franz Feigl erinnerte bei der Begrüßung an das Deckengemälde in St. Ulrich, das die Schlacht auf dem Lechfeld darstellt. In einem geschichtlichen „Schnelldurchlauf“ gab er mit viel Leidenschaft einen Einblick in die Entstehung der Stadt Königsbrunn: Von den ersten Brunnen und drei Landwirten, die im Donaumoos gescheitert waren und 1836 auf dem kargen Königsbrunner Gefilde einen Neuanfang wagten, bis hin zur heutigen größten Stadt im Landkreis Augsburg und viertjüngsten Stadt in Bayern.
Königsbrunn habe sich des Themas der Lechfeldschlacht angenommen, wie auch die Gemeinde Todtenweiß oder auf der Haldenburg bei Schwabmünchen. Franz Feigl freute sich, dass auch die Universität Augsburg sich mit der Bedeutung und den Hintergründen der Lechfeldschlacht beschäftigen wolle und ein Seminar dazu plane: „Wir sind glücklich, dass das Schwert da ist!“

Ein europäisches Thema
Stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald richtete Grüße von Landrat Martin Sailer aus und unterstrich die historische Bedeutung der Lechfeldschlacht für ganz Deutschland. Wichtige Bausteine davon seien in der Stadt Augsburg, im Landkreis Augsburg und im Landkreis Aichach-Friedberg zu finden.

Gábor Tordai-Lejkó, ungarischer Generalkonsul, der aus München nach Königsbrunn gekommen war, zeigte sich berührt, mit welchem Engagement sich die Stadt hier einbringe. „Unsere Geschichte verbindet nicht nur Regionen, sondern unsere Länder!“ Es sei eine Ehre, dass auch die ungarische Forschung und Ansicht berücksichtigt werde. Ungarn sei nach der Schlacht zu einem stabilen, berechenbaren, christlichen Staat geworden, der gute Beziehungen zu Bayern pflege.

Über die Entstehungsgeschichte der gesamten Ausstellung im Infopavillon 955 berichtete Götz Beck, Tourismusdirektor Region Augsburg: „Es ist ein europäisches Thema!“ Martin Sauter, einer der letzten Großdioramenbauer in Europa, habe damals die großen Dioramen geschaffen, die im Untergeschoß des Königsbrunner Infopavillons die Schlacht nachbilden. Das Thema sei mit einem eigenen Konzept in der ganzen Region vertreten, mit moderner Museumstechnik, Geocaching oder auch dem Modell auf Schloss Haldenburg; in Arbeit sei zudem ein Rad- und Wanderweg.

Jetzt ist es am richtigen Platz
Heinrich Birk, Neffe des Finders Herbert Birk, war mit weiteren Familienangehörigen zur Ausstellungseröffnung angereist und begrüßte auch Freunde seines vor kurzem im Alter von 87 Jahren verstorbenen Onkels vom Schwabmünchner Rotary-Club. Als „hilfsbereit“ und „mit feinem Humor“ schilderte Heinrich Birk seinen Onkel, der Gutsverwalter und Ingenieur mit Fachrichtung Landbau gewesen sei. Er habe das Schwert vermutlich Ende der 1990er-Jahre bei Erdarbeiten auf dem Gebiet des „Gutshofs Lechfeld“ gefunden. Im Sommer 2020 entdeckten seine Nichte und sein Neffe bei der Auflösung seiner Wohnung das Schwert, sorgfältig verwahrt in einer eigens gefertigten Holzschale.
Über eine Internetrecherche wurden sie auf Königsbrunn und den Infopavillon 955 aufmerksam. Und als er bei der ersten Präsentation des Fundes die „glänzenden Augen“ der Kulturbüro-Leiterin Rebecca Ribarek gesehen habe, – so Heinrich Birk – „da war ich mir sicher, jetzt ist es am richtigen Platz!“
Bei „allem Stolz und aller Freude“ über das außergewöhnlich gut erhaltene Fundstück gab Heinrich Birk jedoch auch seiner Traurigkeit Ausdruck und bat um einen Moment des Innehaltens: „Das Schwert war Teil einer kriegerischen Handlung. Eine Waffe, die Leid und Zerstörung bringt, … heute wie vor 1.000 Jahren!“

Es geht um Völkerverständigung
Rebecca Ribarek dankte der Familie Birk für das Überlassen des Schwertes und für die stets zuverlässige und partnerschaftliche Zusammenarbeit im Vorfeld. Ebenso ging ihr Dank an Rainer Linke und Dr. Jörn Meyers für die fachliche Beratung sowie an Franz Räß für seinen handwerklichen und technischen Einsatz beim Aufbau der Ausstellung. Sie dankte zudem 1. Bürgermeister Rupert Fiehl aus Kleinaitingen, dass das Fundstück der Stadt Königsbrunn überlassen worden sei.
Geplant sei auch ein Katalog, der die deutsche und die ungarische Sicht darlege. Rebecca Ribarek: „Es geht nicht um die Glorifizierung einer Waffe, die schon einmal benutzt wurde, sondern um Völkerverständigung!“

Die wissenschaftliche Sicht
Die Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 gilt als eine der wichtigsten des Mittelalters: Der Sieg Otto I. über die Ungarn entschied über die Zukunft ganz Europas. Mangels genauer Beweise ranken sich jedoch zahlreiche Mythen um die kriegerische Auseinandersetzung und verschiedene historische Quellen widersprechen sich.
Deshalb war es für Kulturbüro-Leiterin Rebecca Ribarek so wichtig, anlässlich der Ausstellungseröffnung sowohl den deutschen wie auch den ungarischen Forschungsstand zur Lechfeldschlacht zu präsentieren. So erörterten an diesem Tag führende Experten aus Ungarn und Deutschland die aktuelle Forschung und Perspektive.

Prof. Dr. Martin Kaufhold, Lehrstuhlinhaber für mittelalterliche Geschichte an der Universität Augsburg, unterstrich, dass bislang keine archäologischen Funde aus der ottonischen Zeit einen bestimmten Ort als Schlachtfeld zweifelsfrei und genau belegen könnten. Sicher sei, dass König Otto I. die versprengten ungarischen Reiterkrieger nach der erfolgreichen Schlacht in der Nähe von Augsburg und am Lech habe verfolgen lassen.

„Vom Schlachtfeld zur Kulturlandschaft: Die kulturgeschichtlichen Folgen der Schlacht von 955 im regionalen Umfeld des Ereignisses“ war Titel des Vortrags von Prof. Dr. Thomas Krüger vom Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte an der Universität Augsburg.

Und aus ungarischer Sicht schilderte Prof. Dr. László Veszprémy vom Institut und Museum für Militärgeschichte in Budapest die Lechfeldschlacht: Durch die Niederlage habe die ungarische Kriegerkaste an Macht verloren – ein gesellschaftlicher Wandel wurde eingeleitet, der das Land neu und bis heute geprägt habe. Text: Pressestelle Stadt Königsbrunn

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Joachim Meyer aus Friedberg

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