Frisst die Finanzkrise ihre Väter?

Längst keine Peanuts mehr

Schon der Anfang des Debakels, erinnerte ich mich an die Finanzkrise in Japan, die 1989 begann und sich bis ins neue Jahrtausend hinzog. Der Nikkei, der japanische Börsenindex, fiel von über 36.000 Punkten nach und nach auf unter 10.000 bevor er anfing, sich langsam zu erholen. Einige Banken mussten Konkurs anmelden, andere wurden mit öffentlichen Milliarden gerettet. Schuld war, wie auch heute, eine geplatzte Immobilienblase.

Zum ersten Mal las ich jetzt einen Bericht, der Parallelen zieht zwischen der Finanzkrise heute und dem Desaster an den japanischen Finanzmärkten in den 90ern. Der Chefökonom des Nomura-Forschungsinstitutes und US-Staatsbürger Richard Koo geht in einem Interview des Handelsblattes vom 10.06.08 auf die Ursachen und Lösungsmöglichkeiten der Probleme durch das Platzen der Immobilienblase in den USA ein.

Die Maßnahmen der damaligen japanischen Regierung schildert er so:
Die Zinssenkung auf 0 % blieb ohne Wirkung. Niemand wollte sich noch Geld leihen. Mit enormen staatlichen Mitteln wurde das Abstürzen der Konjunktur verhindert, indem Japan ein mittelfristiges Konjunkturprogramm über staatliche Bauvorhaben auflegte. Nur so war gewährleistet, dass der gesamte Betrag in die Nachfrage geht. Bei anderen Maßnahmen, z. B. Steuererleichterungen, würden nur ca. 20 % ausgegeben werden. Der größere Teil würde zum Schuldenabbau genutzt werden.

Die Banken bekamen Kapitalspritzen, damit sie wieder Geld verleihen konnten. Diese öffentlichen Mittel mussten jedoch an den Staat zurückbezahlt werden, so dass es den Steuerzahler nichts kostete. Japan gelang es mit fiskalpolitischen Maßnahmen, einen Absturz des Bruttoinlandproduktes zu verhindern.

Ich denke, wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Unsere Politiker dürfen sich nicht scheuen, von den japanischen Erfahrungen zu profitieren. Vielleicht kommen wir alle mit einem blauen Auge davon. Das darf aber die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft nicht davon abhalten, neue Regeln für die Finanzströme der Zukunft aufzustellen. Leider gibt es offiziell keine Anzeichen über eine internationale Zusammenarbeit zur Vermeidung derartiger Probleme. Man hofft und wartet ab, anstatt mit Mut unabdingbare Veränderungen anzugehen, auch gegen den Willen der alles bestimmenden Akteure an den Finanzmärkten.

Link zum Bericht im Handelsblatt:
http://www.handelsblatt.com/News/Konjunktur-%d6kon...

Bürgerreporter:in:

Brigitte John aus Königsbrunn

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