Kindheit, das Schönste was es auf Erden gibt!

Klein Moni 1949
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Die Anekdoten, die Erinnerungen an eine schöne Kindheit, ab 1949 davon können manche nur träumen.
Heute, in dieser Zeit 2010, gibt es im Fernsehen und in den Tageszeitungen viel Schlimmes zu sehen und zu hören, da werden Kinder misshandelt und auch getötet, von den eigenen Eltern gequält oder von Fremden, die die Kinder auf dem Wege zur Schule oder überall mit nehmen, um ihnen Grausames an zutun.

Auch damals gab es Kriege und Auseinandersetzungen die unsere Eltern manchmal verzweifelt ließen, meine älteren Geschwister haben davon etwas mitbekommen, waren vielleicht zu klein, um das ganze Ausmaß zu verstehen, unsere Eltern haben viel davon erzählt, aber manches verblasste später.

Meine Kindheit und die meiner 5 Geschwister war schön, ich kann nur nach meinem Augenmaß gehen, denn ich war die Jüngste, bin am 19. Februar 1949 geboren. Meine Mutter hatte an ihrer Seite eine Lernschwester des Bernwardskrankenhauses aus Hildesheim. Annemarie wollte Säuglingsschwester werden, musste damals aber erst ein Jahr in eine kinderreiche Familie und da ich das 6. Kind war, kam sie eben zu uns, meine Brüder fanden das sehr nett. Unsere Eltern waren zum Mittagessen mal nicht zu Hause, also kochte Annemarie mit ihren ,,Pflegekindern" Nudeln mit Tomatensoße. Meine Brüder und Annemarie wussten zwar, wie man Nudeln kocht, aber wie viele nun in den Topf geschüttet wurden nicht. Also schütteten sie das rein, was unsere Mutter an Vorrat da hatte. Sie rührten und rührten und wunderten sich, das die Nudeln aus dem Topf raus schauten, selbst der große Topf schien auf einmal sehr klein zu sein. Als die Nudeln gar waren, hatten sie für einige Tage Nudeln gekocht und waren darüber gar nicht böse.

Selbst ich habe heute noch Probleme damit, aber ich esse gerne vornehm, Essen von gestern.

Ich schlief im elterlichen Schlafzimmer, in der Schulenburger Landstraße 14, damals in Hannover-Hainholz. Meine Schwester Mechthild (Mette) sagte:
,, Mama, unser Baby weint!" Meine Mutter lauschte an der Schlafzimmertür, aber sie hörte nichts. Mette wieder:,, Mama, ich glaube das Baby weint doch!" Meine Mutter öffnete die Tür, ging zu meinem Bettchen und erschrak, ich hatte mir das Kissen, was über meinem Kopf liegen sollte, wegen der Zugluft, auf mein Gesicht gezogen und war schon ein bisschen blau um die Nase. Mette war meine Lebensretterin.
Habe ich meiner Schwester jemals gedankt dafür, ich weiß es nicht.

Meine Schwestern Anne und Mette gingen eines Tages spazieren, beide hatten einen Strickrock an, mit einem Gummibündchen an der Taille. Als sie über eine kleine Straße gingen und am gegenüberliegenden Bürgersteig an kamen, stolperte Mette, sie wollte sich an Annes Rock festhalten, aber das Gummibündchen hielt nicht. Annes Rock rutschte runter und beide Mädchen fielen der Länge nach auf den Fußweg. Das muss ein Bild für die Götter gewesen sein.

Ich hatte mir damals beigebracht, mit Einmachgummis zu schießen. Das Gummi wurde um den rechten Daumen gelegt, dann mit der linken Hand zurück gezogen, dann peilte ich den Gegenstand an, meistens hatte ich eine kleine Tablettenrolle als Ziel und dann lies ich das Gummi los preschen.
Meine Schwester Mette kam in die Küche, sah, das ich so treffsicher war und wollte es dann selbst probieren. Ich gab ihr das Gummi, sie legte es sich an den rechten Daumen, sie zog die linke Hand zurück und ehe das Gummi abzischte, hatte sie es am Auge. Es gab einen blauen Fleck und ich habe bestimmt auch gelacht, über so eine Tollpatschigkeit.

Die Tante Blanke-Story.
Meine Brüder haben auch Geschichte geschrieben, sie hatten viele Freunde in Hainholz. Mutti war nie böse, wenn meine Geschwister und ich Freunde mit nach Hause brachten, zum Essen, denn davon hatten wir immer genug. Bei uns überm Laden, im 1. Stock, wohnte Tante Blanke. Onkel Blanke war bei einer Firma angestellt, deren Arbeiter auch nachts arbeiteten.

So schlief Onkel Blanke also auch am Tage, besser gesagt, er versuchte es wenigstens. Er hatte aber nicht mit dem Spieltrieb meiner Brüder gerechnet.
Eines Tages, Onkel Blanke schlummerte vor sich hin, gingen meine Brüder mit zahlreichen Freunden auf den großen Hof, hinterm Haus, es wurde gegröhlt, Fußball gespielt, übrigens war unser Vater ein gern gesehener Kunde beim Glaser, denn die kleinen, vergitterten Fenster von der Waschküche fielen immer reihenweise dem Fußball zum Opfer. Tante Blanke erschien am Fenster, um die Wettigssöhne daran zu erinnern, dass Onkel Blanke Schlaf brauchte. Die Kinder zeigten großes Verständnis, aber nur für fünf Minuten. Helmut sagte zu seinen Freunden:,, Warum sucht der sich nicht eine andere Arbeit, dann braucht er am Tage nicht zu schlafen?"

Also wurde weiter gegröhlt, Tante Blanke ermahnte die Kinder noch 2 - 3 x, dann wurde es ihr zu bunt und beim nächsten Mal schüttete sie den Kindern einen Schwall kaltes Wasser über die Köpfe. Die Kinder schüttelten sich und schrien auf. Na warte, dachte mein Bruder Helmut. Er sprach leise zu seinen Brüdern und Freunden und ging zur Haustür. Nach einiger Zeit sahen die anderen ihn am Fenster unseres Badezimmers im 3. Stock.
Auf ein Zeichen von Helmut fingen die Kinder unten wieder an zu gröhlen und Frau Blanke erschien abermals an ihrem Küchenfenster. Da wir eine 5 Zimmerwohnung hatten, hatten wir ein Badezimmer, die anderen Bewohner hatten dort ihre Küche. Als Helmut oben den Kopf von Frau Blanke unter sich sah, schüttete er ihr einen kleinen Behälter mit kaltem Wasser auf ihren Hinterkopf. Nach Luft schnappend schlug sie das Fenster zu und lief die eine Etage runter in den Laden von unserem Vater und beschwerte sich über den Lausbubenstreich. Meine Vater soll gesagt haben:,, Wer hat den Kindern denn das vorgemacht, ich habe es ihnen nicht gezeigt?" Tante Blanke ging gekränkt von dannen.

Wir hatten ein Fisch - und Feinkostgeschäft in Hannover-Hainholz, zw. der damaligen Post und Sparkasse, wenn wir Fisch zum Wochenende zu viel hatten, mein Vater bekam zwar Stangeneis, das wurde über der Schulter vom Eismann von seinem Pferdefuhrwerk bis zu unserem Geschäft getragen, dann mit einem Eispickel zerstochen, aber im Sommer half das ja auch nicht lange, briet mein Vater den übrig gebliebenen Fisch in den Pfannen und der Geruch stieg im Hause hoch, dann kam Tante Blanke mit einem Teller an die Tür im Treppenhaus, klopfte und bettelte um ein Stück Fisch, was sie auch jedesmal bekam.

Wir hatten, da Mutti ja genug mit uns 6 Kinder hatte, eine Verkäuferin im Geschäft, Lisa. Heini, der Alteste half oft im Laden aus, eines Tages waren alle damit beschäftigt, den Laden sauber zu machen. Lisa wusch die Schalen, Gabeln, Messer und andere Sachen ab, als Heini ihr, mit einem Schlauch einen kalten Guss über die Waden goß, als sie in seiner Nähe stand. Sie schrie auf und wollte ihm eine Ohrfeige geben, unser Vater lachte und sagte:,, Endlich, darauf habe ich schon lange drauf gewartet!" Er meinte aber nicht die Ohrfeige, sondern den Guss, den Lisa abbekam.

Zu Weihnachten verkauften wir auch lebende Fische, Schleie und Karpfen. Wir hatten große Blechwannen hinten im Laden stehen. Die Fische verlieren in der Gefangenschaft ihr Gewicht, weil sie nicht mehr fressen. Sie wurden also mit jedem Tag weniger. Eines Tages kam eine Familie mit einem Eimer in den Laden, wir hatten in dieser Zeit Hochkonjuktur, als sie dran waren sagte der Mann zu meinem Vater:,, Herr Wettig, wir möchten einen schönen großen Karpfen für 4 Personen, aber bitte, wir möchten ihn lebend mit nehmen, unsere Kinder wollen noch in der Badewanne mit ihm spielen!" Sie suchten sich einen aus und gingen mit ihrem neuen Spielkameraden nach Hause. Eine andere Kundin wollte einen Karpfen sehen und Papa nahm ihn aus dem Becken raus, der Karpfen, seines nassen Elementes enthoben, schnappte nach Luft. Papa legte ihn oben auf das Goldbarschfilet und hielt ihn fest. Die Frau sah ihn sich an und fragte allen Ernstes:,, Ist der denn frisch?" Das Tier lebte noch und die fragte, ob er frisch war? Die anderen Kunden und wir, fingen an zu lachen, die alte Frau wußte garnicht warum. Wir haben sie auch nicht aufgeklärt.
Nach Weihnachten kam die Familie zurück und wollte den Spielkameraden meinem Vater schenken, der wusste vorher, dass dieser Karpfen nicht zum Fest geschlachtet worden war.

Ein kleiner Tipp für die myheimatuser und Gäste, Weihnachten steht vor der Tür, wenn sie sich oder Freunden einen Aal schenken wollen und den in einem Fischgeschäft aus suchen können, sagen sie der Verkäuferin, das sie ihnen den Aal nicht am Kopf, sondern in der Bauchmitte anfassen soll. Wenn sie ihn am Kopf an fässt, könnte der Aal nicht mehr so frisch sein. Wenn sie ihn in der Mitte an fässt und der Aal biegt sich nach rechts oder links, ist er frisch.

Papa hatte noch mehr merkwürdige Kundinnen. Eine kaufte immer in der Sommerzeit einen Schleibückling, dieser Bückling war teurer, weil es ihn nicht sooft gab. Eines Tages fragte mein Vater warum sie denn immer so einen teuren Fisch kaufte, sie hätte doch eine kleine Rente? Sie sagte:,, Ich habe eine Katze und die bekommt ihn!" Nach einpaar Tagen kam sie wieder, hatte einen Korb bei sich und rief meinem Vater zu:,, Herr Wettig, wollen sie sich mal meine Muschi an sehen?" Papa fing an zu lachen und sah sich ihre Muschi an. Papa hatte am Mittagstisch wieder einiges zu erzählen.

Meine Schwester Mette und ich saßen in der Fischküche und nahmen Heringe aus, um davon Rollmöpse zu machen, über unseren Köpfen hing eine Wäscheleine, auf der wir die nassen Handtücher trockneten, als wir fast mit der Arbeit fertig waren, griff ich nach der Leine und machte den Ton der Lokomotive nach, von der Fernsehserie Casey Jones (Üüüü...) die Handtücher sprangen hoch und legten sich auch wieder auf die Leine. Mette hatte gerade den letzten Hering in der Hand, mit der glitschigen Haut nach oben, sie legte den Hering auf die Leine, ich zog daran und klatsch, flog der Hering nach oben an die hohe Decke und blieb dort kleben. Mette und ich guckten dem Hering hinterher, als die Tür zur Küche auf ging, unser Vater kam rein und fragte nach Rollmöpsen und wir beteten inbrünstig:,, Lieber Gott, lass den Hering noch solange oben kleben, bis unser Papa wieder im Laden ist!" Er bemerkte nichts, wir gaben ihm eine Schale Bismarckrollmöpse, stellten uns hinterher auf den Tisch, fuchtelten mit einem Besen an dem Hering herum und konnten ihn von der Decke lösen. Den Fleck, oben an der Decke, den konnte man nach Jahren noch sehen.

Wenn unsere Eltern feierten, dann kaufte unsere Mutter bei den Geschäften um uns herum viel ein, beim Schlachter Fiedler, bei der Gemüsefrau Alma Nolte, im Milchgeschäft Preukschat und beim Kolonialwarengeschäft von Herrn Beckel und da vor allem einige Flaschen Bommelunder 38 % und das stellte sie alles auf die kleine Treppe, die auf unseren Boden ging, über unserem Geschäft. Wenn meine Geschwister von der Arbeit kamen, nahmen sie die Sachen mit in unsere Wohnung im 3. Stock. Meine Mutter war für ihre vielen Salate bekannt, Geflügel-, Bohnen-, Spargelsalat, Fleisch- und Heringssalat wurde aus unserem Geschäft mit genommen, auch Krabben, Lachs, Bückling, Rollmöpse u.s.w. Für die Salate brauchte sie auch Essig, den hatte mein Vater in großen bauchigen Weinflaschen auf Vorrat, schüttete den in andere Flaschen um, damit man sie besser tragen konnte. Auch diese Flaschen wurden auf die Treppe gestellt und kamen so nach oben und in den Kühlschrank. Als die Gäste am Tisch saßen, nahm mein Vater das Schnapsglas in die Hand, prostete seinen Gästen und uns zu und wollte trinken, als er rief:
,,Nicht trinken, das ist ja Essig!" Die Essigflasche war eine leere Bommelunderflasche gewesen. PROST!

Meine Schwester Anne mochte für ihr Leben gerne Honig. Da wir eine große Familie waren hatten wir immer große Töpfe Honig und Sirup in unserer Speisekammer, neben dem Küchenfenster. Anne ging des öfteren an den Schrank, steckte den rechten Zeigefinger in den Honigtopf und leckte dann den Finger ab. Da der Honig flüssig war, bemerkte Mutti zunächst nichts. Aber mit der Zeit leerte sich der große Topf. Eines Tages, Anne hatte mal wieder Appetit, kam aus der Küche ein großes Geschrei. Mutti hatte den Topf ausgetauscht, wo vorher der Honig stand, war jetzt ein Topf mit gelber Schmierseife. Mutti lachte und sagte:,, Schluck es runter!" Es war die Strafe dafür und es hatte sich wohl gelohnt, denn Anne hat nie wieder heimlich Honig genascht.

Später, als meine Nichten und Neffen geboren waren, war mein Zimmer, in der Kniestrasse ihr Kinderzimmer, wenn sie, bei uns, zu Besuch waren.

Als Michael 1960 geboren wurde, der älteste Sohn meines Bruders Günter, erzählte ich meiner Lehrerin Frl. Symnick, das ich einen kleinen Neffen bekommen hätte, so hatte mir das meine Mutter erzählt. Ich war 11 Jahre alt, durfte aber noch nicht mit in die Klinik, um das Baby an zusehen. 1961 bekam meine Schwester ein kleines Mädchen, mit Namen Martina, am nächsten Tag sagte ich meiner Lehrerin:,, Frl. Symnick, ich habe eine kleine Neffin bekommen!" Sie lachte und sagte:,, Moni, du hast eine kleine Nichte bekommen!" Ich war stolz, denn da durfte ich mit 12 Jahren das Baby bewundern in der Landesfrauenklinik zu Hannover. Es kamen in Hannover noch 7 Nichten und Neffen zur Welt, heute sind sie selbst Eltern und haben bestimmt viel zu schmunzeln gehabt.

Ich könnte noch einiges hier drunter schreiben, aber ich glaube es reicht.

Noch ein kleiner Tipp für die Großeltern, wenn sie Fotos von ihren Eltern noch haben, schreiben sie den Nachfahren die Namen derer und Bedeutungen hinten drauf, später, wenn ihre Kindeskinder einen Stammbaum mit Fotos machen wollen, wissen sie, wer auf den Fotos zu sehen ist.

Bürgerreporter:in:

Monika Wettig-Büschlepp aus Gronau (Leine)

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