202. Leipheimer Kinderfest- Tradition trifft Moderne im größten Biergarten Schwabens

Foto: Stadt Leipheim
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Seit 202 Jahren stellt das Kinderfest den jährlichen Höhepunkt des städtischen Lebens in Leipheim dar. In diesem Jahr wird vom 13. bis 15. Juli gefeiert. Ein Freudenfest für die Leipheimer Kinder, die dem Fest mit traditionellen Sprüchen und Tänzen den Rahmen geben, aber auch für all jene, die im größten Biergarten Schwabens Schmankerl und Bier genießen und von unterschiedlichen Musikkapellen und Bands unterhalten werden wollen. Und trotzdem bleibt es ein Fest, das einen ernsten Hintergrund hat: Eine Hungerkatastrophe im 19. Jahrhundert.

Ungewöhnlich spät wird das Leipheimer Kinderfest in diesem Jahr gefeiert, denn das zweite Juli-Wochenende fällt auf die Tage zwischen dem 13. und 15. Juli. Viele Feste in der Region finden gleichzeitig statt - für die Leipheimer führt aber sicher kein Weg an ihrem Heimatfest vorbei. Die Veranstalter sorgen dafür, dass Tradition und Moderne im Einklang stehen. So ist auf dem Platz alles zu finden, was der Besucher sich wünscht: Vom wilden Fahrgeschäft bis zum wunderschönen Kinderkarussell, vom Gockelstand bis zur Mandelbrennerei. All das können die Besucher genießen, während sie in einem der schönsten Biergärten Bayerns sitzen. Und das alles lockt natürlich auch tausende Besucher aus der ganzen Umgebung an – ca. 50.000 Menschen waren im letzten Jahr insgesamt am Fest.

Ein Interview mit der Band Rockspitz, die am Samstag Abend spielt, gibt es HIER

Aber was wäre das Kinderfest ohne Tradition, wie Umzüge, die Festsprüche oder den Schnitterreigen Wann dieser zum ersten Mal getanzt wurde, ist nicht überliefert. Das Einmarschlied wurde aber bereits im 19. Jahrhundert gesungen - wenn auch mit einem anderen Text. „Tränen habe ich viele vergossen“ lautete der und erinnerte an den Ursprung des Festes. Denn dieser ist eine Klimakatastrophe im 19. Jahrhundert. Im April des Jahres 1815 brach der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbava aus. Neben zehntausenden Todesopfern vor Ort hatte der Vulkanausbruch aber noch viel mehr Opfer auf der ganzen Welt zur Folge: Das vom Vulkan ausgeworfene Material bewirkte globale Klimaveränderungen vor allem in Nordamerika und Europa. Es kam 1816 zum „Jahr ohne Sommer“: Missernten, die gestiegene Sterblichkeit unter Nutztieren, erhöhte Getreidepreise und schließlich auch noch Überschwemmungen bis ins Jahr 1817 hinein verursachten die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhunderts.

1817 etablierte sich ein neuer Brauch in den betroffenen Gebieten. Denn statt wie sonst die letzte Ernte mit einem „Erntedankfest“ zu feiern, wurde 1817 der erste Erntewagen bejubelt. Das Gedenken an den Hintergrund des Festes wird aber bis heute bewahrt, auch wenn Hunger und Not nur noch in der Erinnerung bestehen. Aber wie Bürgermeister Christian Konrad betont: „Noch heute gibt es aber auch zahlreiche Länder in denen die Menschen an Hunger und Durst leiden und denen es bei Weitem nicht so gut geht wie uns. Manche Diskussionen die wir in unserem Land führen, sind im Vergleich zu den Nöten in anderen Ländern völlig überzogen und unbedeutend. Das Leipheimer Kinderfest erinnert uns daran, was im täglichen Leben wirklich wichtig ist und mahnt uns in gewisser Hinsicht auch, für das tägliche Brot dankbar zu sein. Wohlstand wie wir ihn in unserem Land haben, ist keine Selbstverständlichkeit. Demut, Dankbarkeit und ein bisschen mehr Bescheidenheit würde unserem Land guttun. Vielleicht trägt das Leipheimer Kinderfest dazu bei, sich darüber Gedanken zu machen.“

Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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