Erinnerungen
Weihnachten, eine Puppe und eine Königin

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Jedes Jahr zur Weihnachtszeit erinnere ich mich gerne an die Weihnachtsfeste meiner Kindheit.

Es war so vieles anders als heute. Es gab keinen Weihnachtsrummel schon Wochen vorher, und den schön geschmückten Weihnachtsbaum durfte ich erst am Heiligabend sehen. Päckchen in Weihnachtspapier verpackt lagen darunter auf einer Decke, die den Standfuß verbarg. Besonders meine beiden Puppen waren die schönsten Geschenke. Sie stammten von der Firma Schildkröt und man musste sehr vorsichtig mit ihnen umgehen. Die größere Puppe hieß Ursel. Diesen Namen hatte sie von Haus aus. Da meine Schwester so hieß, wollte ich meine Puppe gerne anders nennen und suchte nach einem Namen. Fast ein Jahr später fand ich einen und das kam so:
 
Am 15. Dezember 1960 heiratete das damalige belgische Königspaar.
Tante Hanna im Nachbarhaus hatte das erste Fernsehgerät in der Straße und die ganze Nachbarschaft hatte sich in ihrem Wohnzimmer versammelt, um sich das royale Ereignis anzusehen. Ich war auch dabei. Der König hieß Baudouin und die Königin hieß Fabiola. Der Name gefiel mir und die ganze Feierlichkeit beeindruckte mich sehr. Fortan hieß meine Puppe „Fabiola“.
Das rote Kleid, das sie trägt, hatte meine Mutter selbst genäht und weil sie genug Stoff hatte, bekam ich das gleiche. Alle Puppenkleider waren damals Handarbeit und jedes Jahr zu Weihnachten erweiterte sich die Garderobe.

Die kleinere Puppe hieß Birgit und mit ihr passierte es mir, dass sie unglücklich auf den Boden fiel und ein Loch in der Stirn hatte.
Meine Mutter tröstete mich damit, dass es eine Puppenklinik gibt und dass wir Birgit dorthin bringen würden. Ich war beruhigt, denn sicher würden sich die besten Ärzte und Krankenschwestern um meine Puppe mühen. Natürlich sah das in Wirklichkeit etwas anders aus. Meine Mutter brachte die Puppe in den Laden, wo sie gekauft worden war. Dort wurde sie von einem Mann abgeholt, der in seiner kleinen Werkstatt zuhause beschädigte Puppen reparierte.

Ich war etwas stutzig, als ich Birgit zurück erhielt. Unter „heilen“ verstand ich etwas anderes, als dass man das ausgebrochene Stück Zelluloid einfach wieder grob eingeklebt hatte. Aber meiner Liebe zu ihr tat das keinen Abbruch. Leider hat Birgit die Jahrzehnte nicht überstanden. Das Material wurde porös und zerbrach schließlich ganz. Den kleinen Anzug, den sie trug, hatte ich selber gehäkelt. Ich habe ihn später einem Teddy unserer Kinder angezogen. Allerdings ging er irgendwann verloren. Aber das ist eine andere Geschichte.

Das Weihnachtsfest meiner Kindheit, wenn meine Mutter am Heiligabend nach dem Gottesdienst ein Glöckchen läutete und ich das Wohnzimmer mit dem funkelnden Weihnachtsbaum mit einem Kribbeln im Bauch betrat, ist bis heute in meinen Gedanken.

Die Geschichte zum Anzug

Bürgerreporter:in:

Nelia G

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