DARWIN-Jahr: Erhöht den Stellenwert der EVOLUTIONSTHEORIE in der SCHULE! KOEXISTENZ – TOLERANZ - DIALOG von Glauben & Wissenschaft

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Dass für Erziehungs- und Bildungsprozesse z. B. die Hirnforschung erhellend ist – denken wir an die Spiegel-Zellen-Entdeckung -, versteht sich von selbst. Warum biologische Wissensbestände zum Thema EVOLUTION aber besonders interessant für die Erziehungswissenschaft sind, offenbart nun eine Arbeit, die zum DARWIN-Jahr 2009 erschienen ist (1); sie soll an dieser Stelle (2) besprochen werden.

Vor 150 Jahren veröffentlichte Charles Robert DARWIN sein bahnbrechendes Buch „Über die Entstehung der Arten“. Doch immer noch zweifeln viele an C.R.D.s unter Wissenschaftlern praktisch unangefochtenen Theorie der EVOLUTION. Während in den USA eine Mehrheit von 54 Prozent nicht glaubt, dass der Mensch sich aus früheren Lebensformen entwickelt hat, stimmen in Deutschland immerhin 61 Prozent mit der wissenschaftlichen Theorie überein. Rund jeder Dritte steht als dem KREATIONISMUS oder der Abart Intelligent-Design (ID) nahe; d.h. dem Glauben, dass die Arten ein für allemal von einem SCHÖPFER erschaffen wurden.

Dittmar GRAF, Biologieprofessor an der Uni Dortmund, sieht eine Ursache für diese Umfragewerte darin, dass die Evolutionstheorie im BIOLOGIE-Unterricht zu spät (!) und nicht in ausreichender Stundenzahl (!) gelehrt wird. Dabei sei doch die Evolutionslehre „der Kleber, der alles zusammenhält“, sagt der Biologe. Ihn bedrückt, dass es selbst unter Studenten entsprechende Zweifel gibt.

Aktuelle Studien an drei Hochschulen bestätigten laut GRAF einen Trend, den eine an der Uni Dortmund vor zwei Jahren durchgeführte Befragung unter Lehramtsstudenten aufzeigte. Selbst von denjenigen Befragten, die in der Oberstufe einen Biologie-Leistungskurs besucht hatten, lehnten 7,7 Prozent die Evolutionstheorie ab. Bei den Biologie-Grundkurs-Teilnehmern waren es sogar 17 Prozent. „Das sind diejenigen, die die Verantwortung haben, künftige Generationen auszubilden“, mahnt GRAF. Weil sich eine Wissensgesellschaft dies nicht leisten könne, müsse der Stellenwert der Evolutionstheorie in der Schule erhöht werden. (3)

Die Situation im Bundesland Hessen beleuchtet das Buch von C. AUSTERMANN (1) (kurz C.A.): „Die Evolutionstheorie im Spannungsfeld zwischen modernen Naturwissenschaften und religiösen Weltanschauungen.“ Wie der Titel zu erkennen gibt, war es für C.A. eine interessante Aufgabe, „die Evolutionstheorie im Spannungsfeld zwischen modernen Naturwissenschaften und christlichen Konfessionen, Islam, Buddhismus und anderer Religionen“ zu beleuchten. Sie wurde „in 2007 sehr schnell aufgrund der aktuellen Ereignisse in Hessen (Gießen) auf die Auseinandersetzung mit fundamentalistischen Strömungen im Christentum fokussiert“, schreibt im Vorwort zum Buch Lothar BECK (Herausgeber). Der Autor C. AUSTERMANN setzte sich daher zur Aufgabe, „den aktuellen Stand der wissenschaftlich begründeten Evolutionstheorie auch in Bezug zur Evolution des Menschen aus der Literatur zu recherchieren und zu erläutern, die fundamentalistischen Strömungen Kreationismus und Intelligent Design zu charakterisieren und in den wissenschaftstheoretischen und religionswissenschaftlichen Kontext zu stellen sowie eine fächerübergreifende Unterrichtseinheit zum Thema zu konzipieren und fachdidaktisch zu begründen“.

Das Buch hat C.A. - wie er auf S. 14 in der Einleitung schreibt - in drei Teile gegliedert: mit einem „Überblick über die Erkenntnisse und Ergebnisse der Evolutionsbiologie“ (Kapitel 1-4) und einem zweiten Hauptteil (Kap. 5-6; s.w.u.) sowie dem dritten Teil (Kap. 7), das sich mit den Rahmenbedinungen für den Unterricht zum Thema in der Schule („vor allem in Hessen“) befasst und „einige Anregungen dazu“ geben will. Dargestellt wird hier auch, „auf welche Weise den Schülern ein guter Zugang zum Thema im Schulunterricht ermöglicht werden könnte“.

Der an dem detaillierten Inhaltsverzeichnis interessierte Leser kann den INHALT im WEB unter www.tectum.de einsehen; ebenda erfährt der/die User(in) auch, dass man das Buch von C.A. auch in einer Nicht-Print-Form downloaden kann (zu 19.99 Euro statt 24.90), was Kosten sparen hilft und für Forscher & Lehrer interessant ist, die mit Text-Bausteinen des Bandes weiterarbeiten möchten.

Auf einige Abschnitte von Teil 1 möchte ich näher eingehen: In den „Grundlagen der Evolutionsbiologie“ erläutert C.A. „ Klassische Belege für Evolution“.

Unter „Die erweiterte synthetische Evolutionstheorie“ (3 - S. 31 ff.) diskutiert C.A. verschiedene Artikel, darunter auch „Ergänzungen und Kritik zur erweiterten synthetischen Evolutionstheorie, Die Frankfurter Evolutionstheorie (Kritische Evolutionstheorie), Die Systemtheorie“.

Ungewohnt scheint mir die Verwendung des Terminus’ „erweiterte synthetische Evolutionstheorie“, den C.A. offenbar aus dem Buch von U. KUTSCHERA „Evolutionsbiologie“ (2006) übernommen hat; eine im C.A.-Buch wiedergegebene Abbildung aus dem Werk des Biologen (Abb. 3.1.: „Die Evolution der Evolutionstheorie“, S. 32) erhärtet meine These. Der Darwinismus (Darwin, Wallace) mutiert in der Abb. über den Neodarwinismus (Wallace, Weismann) und die Synthetische Evolutionstheorie (Mayr, Huxley, Dobzhanky, Simpson, Rensch, Stebbins) zur ERWEITERTEN Synthetischen Theorie (mit 10 zitierten Rand-Disziplinen (darunter „Entwicklungsbiologie“, „Epigenetik“). Wenn C.A. in 3.6. über „Wissenschaftliche Alternativen, Ergänzungen und Kritik zur erweiterten synthetischen Evolutionstheorie“ berichtet und die „Die Frankfurter Evolutionstheorie (Kritische Evolutionstheorie)“ – in 3.6.1 (S. 44f.) – sowie „Die Systemtheorie“ – in 3.6.2 (S. 45f.)- vorstellt, ist das gut so. Während der führende Wissenschaftler der Frankfurter kritischen Theorie (der Konstruktions-Morphologie, der verstorbene Prof. Dr. F. W. GUTMANN) nicht zitiert wird (dafür GUDO 2006) kommt Prof. Dr. Rupert RIEDL mit einem Zitat aus seiner „Die Ordnung des Lebendigen. Systembedingungen der Evolution“ (von 1975) zu Wort.

C.A. stellt richtig dar, dass der größte Unterschied zur synthetischen Theorie für die Frankfurter und Wiener Theorien „nicht die Umweltbedingungen“ sind, die „entscheidend für den Artenwandel“ sind. Die äußere SELEKTION als Evolutions-Mechanismus (für die Synthetische Theorie sehr bedeutsam) spielt zurecht in den alternativen Evolutions-Modellen eine sehr untergeordnete Rolle; TRANSMUTATION & TRANSFORMATION (so C.R. DARWIN) der Baupläne im Tier- und Pflanzenreich wird heute durch energiewandelnde „innere Konstruktionsmerkmale“, durch Ausbildung epigenetischer Systeme mit „innerer Selektion“ als Motoren der Evolution interpretiert. Diese sind nach RIEDL „in einem viel höheren Maße dem Zufall entzogen (…) als bislang angenommen wurde und dass dies die notwendige Folge einer Selektion wäre, welche nun nicht nur von Umweltbedingungen, sondern vorwiegend von den funktionellen Systembedingungen in der Organisation der Organismen selbst diktiert wird“. Der verstorbene RIEDL setzte auf ein „Erkennen vernetzter oder funktioneller Kausalität (…) wie sie allgemein zu fordern ist“; Konzept einer SYSTEMTHEORIE. (Vgl. C.A. Zitat S. 45f.)

Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die Evolutionsforscher GUTMANN & RIEDL (mit denen ich persönlich eng zusammengearbeitet habe; vgl. z. B. die Anthologie „Evolutionäre Symmetrietheorie“ (4)) heftig gewehrt hätten, dass ihre eigenständigen Theorien durch eine Theorie namens „Erweiterte Synthetische Evolutionstheorie“ (kurz „E.S.T.“) ungerecht subsumiert, d.h. untergeordnet, miteinbezogen zu werden. KUTSCHERAs Subsumtions-Versuch hätten die Forscher durch Gegen-Artikel erfolgreich abgewehrt. KUTSCHERAs Buch „Tatsache Evolution“ (München 2009) beweist, dass der kritisierte Terminus E.S.T. eine Erfindung des Kasseler Pflanzenphysiologen ist, der seit 2001 in seinen Büchern diese „evolvierte Version ‚DER Evolutionstheorie’“auch als „Expanded Synthesis“ propagiert (S. 305 ff. a.a.O.); mit drei Untertheorien. Die E.S.T. sei „die Wissenschaftsdisziplin EVOLUTIONSBIOLOGIE“ (S. 306). „Arten-Transformation“ erkläre sich heute (2009) nach 3 großen Evolutions-„Faktoren/Triebkräften“: 1 „Symbiogenese“, 2. „natürliche Selektion“ und 3. „dynamische Erde“ (307); hieraus ergebe sich das „Synade-Modell, das der Autor propagiert (vgl. Abb. 10.5. a.a.O.); die Theorien von RIEDL & GUTMANN scheint U.K. nicht diskutieren zu wollen (vgl. auch das „Register“ des Bandes)! C.A.s Feststellung, dass die Überlegungen der Systemtheorie (von RIEDL und WUKETITS) „in die erweiterte synthetische Theorie eingeflossen“ seien (S. 46), kann ich so nicht nachvollziehen.

Verwundert hat es mich, dass das Literatur-Verzeichnis nicht das Buch von Oliver HAHN aufführt, das eine Arbeit dokumentiert, die am Zentrum für Lehrerbildung in BIO an der Uni Marburg entstanden ist: „Kritische Theorie der Evolution: Bedeutung, Akzeptanz, Kritik (Gladenbach 1995). Der Band enthält in Kapitel 10 interessante „FRAGEN AN W. F. GUTMANN UND SEINE ANTWORTEN“

AUSTERMANN unterstreicht korrekt die Bedeutung der Embryologie für die Evolutionsforschung heute und berichtet über Hox-Gene, Homoeobox etc. in 2.4. - In den letzten Jahrzehnten haben sich die Trennlinien zwischen Entwicklungs- und Evolutionsbiologie verwischt. So ist eine neue Disziplin entstanden, zwischen der Entwicklungs- und der Evolutionsbiologie eine Brücke schlagend: „EVO DEVO“ - ein Begriff aus dem Englischen für evolutionäre Entwicklungsbiologie.

Schwerpunkt der Arbeit von AUSTERMANN bilden die Kapitel 5 und 6 des Bandes, die aus der Literatur (S. 135-139) und Internetquellen (S. 140-142) sowie „weiteren Quellen“ (S. 143: ORF, WDR, ARTE) recherchiert und dargestellt werden:

Wie kreationistische Denkmuster & ID als moderne Form des Kreationismus und deren Protagonisten in Deutschland dargestellt und erörtert werden und wie C.A. Strategien und Wissenschaftsanspruch von ID analysiert und Wege zur Vereinbarkeit von Religion und Wissenschaft aufgezeigt werden, spiegelt sich im INHALTs-Verzeichnis - in Teil 2 - in mehreren Abschnitten von Kapitel 5 („Kreationismus und Intelligent Design“ – S. 59-106) wider. Die 3 Abschnitte von Kapitel 6 („Glaube, Wissenschaft und ID“ - S. 107-114) lauten: Warum ID dem Glauben schadet - Glaube, Kirche & Wissenschaft - Wege zur Vereinbarkeit von Religion und Wissenschaft.

In Abschnitt 6.3. vertritt AUSTERMANN folgenden Standpunkt. Auch wenn RELIGION für die Forschung und die Erkenntnisse innerhalb der Naturwissenschaft „irrelevant“ sei, so könnte sie Wissenschaftlern doch als „moralische Stütze“ dienen, wenn es darum gehe „verantwortungsvoll mit dem errungenen Wissen umzugehen“. C.A. nennt die Evolutionsforscher Stephen Jay GOULD und Theodosius DOBZHANSKY, die es vorgelebt hätten, wie man „Glaube und Wissenschaft miteinander vereinbaren“ kann: „Wissenschaft sollte sich nicht das Ziel setzen, die Existenz oder Nichtexistenz von metaphysischen, transzendenten Entitäten zu beweisen“, schreibt C.A. S. 113. Dies gelte auch für bekennende „dogmatische“ Atheisten und Kreationismus-Gegner, die keinen Keil zwischen „wissenschaftsgläubigen“ und „religiösen“ Menschen treiben sollten.

Und: Glauben könne sich nicht auf Beweise und empirische Daten stützen, sondern sei „letztlich eine Gewissensentscheidung, die jeder Mensch für sich selbst treffen muss“, hebt der Autor zutreffend hervor. „Unabdingbar“ sei es, die Bereiche der Wissenschaft und des Glaubens „strikt voneinander zu trennen“. Worte von Hans KÜNG – aus „Der Anfang aller Dinge“ (2006) zitierend – empfiehlt C.A., der Schöpfungsglaube schenke dem Menschen heutzutage ein „Orientierungswissen“, das dem Menschen „einen Sinn im Leben und im Evolutionsprozess entdecken“ lasse. Derartiges „Wissen“ vermag (so KÜNG) dem Menschen „Maßstäbe im Handeln und eine letzte Geborgenheit in diesem unübersehbar großen Weltall zu vermitteln.“

AUSTERMANNs Standpunkt zu Biologie & Glaube macht deutlich, warum sich der Autor zum Diskurs um die Frage nach dem „freien WILLEN“ des Menschen so äußert: Die Neurowissenschaften würden es als ein Ziel sehen, „die mit Darwin begonnene naturalistische Wende in unserem Menschenbild zu vollenden, indem sie den freien Willen in Frage stellen und ihn als Illusion entlarven wollen“. Kein Wunder sei es, so C.A., dass solche Bestrebungen „zwangsläufig Gegenreaktionen auslösen und vor allem gläubige Menschen treffen und existentielle Ängste schüren“. (6) RELIGION werde sich den Erkenntnissen der Wissenschaften „nicht auf Dauer“ verschließen können, steht für C.A. fest. Keine Lösung sei es, eine weltanschaulich motivierte „Wissenschaft“ anstelle der naturalistischen Naturwissenschaften implementieren zu wollen: „Genauso wenig wie die Naturwissenschaft wissenschaftliche Aussagen über die Existenz oder Nichtexistenz von metaphysischen Größen machen kann und sollte“. (S. 132.)

Für KOEXISTENZ & TOLERANZ sowie einen „DIALOG der KULTUREN“ (HUNTINGTEN) – eine „Annäherung zwischen Glaube und Wissenschaft“ oder gar einen „Konsens“ – plädiert AUSTERMANN (z. B. der Fronten von Kardinal SCHÖNBORN & Religionsskeptiker DAWKINS) in seinem „Fazit & Ausblick“. EVOLUTION mit all ihren Dimensionen, stelle ein „weites interdisziplinäres Gebiet“ dar, das „ideale Voraussetzungen für einen fächerübergreifenden Unterricht“ biete, unterstreicht der Autor. Ein derartiger Unterricht sei „allerdings in dem schulisch-institutionellen Rahmen, wie er derzeit in Hessen besteht, nicht umzusetzen“. Zur katastrophalen Situation in Hessen, was den Biologieunterricht und die Rahmenpläne betrifft, wenn es um EVOLUTION gehen sollte, habe ich mich ebenfalls anklagend geäußert (vgl. (5)).

Ich stimme mit C.A. voll überein, dass in HESSEN im Schulbetrieb bezüglich der Lehre der EVOLUTION unhaltbare Zustände existieren. Gut, dass C.A. den „Fall Wolff“ und das „JUNKER & SCHERER“-Buch diskutiert (5.4. S. 68f.); Schöpfungslehre war mit einem Lehr-Buch der beiden Autoren in BIO von zwei Gießener Schulen unterrichtet worden. (ARTE v. 30.09.06) Der Vorschlag der damaligen Kultusministerin (Religionslehrerin, CDU) Karin WOLFF - Schöpfungslehre neben der Evolutionslehre im Biologieunterricht zu thematisieren – hatte heftige Proteste ausgelöst, auf die der Verband der Biologen (VdBiol) sachlich & richtig reagiert hat (vgl. Zitat a.a.O.; auch (4)). BIOLOGIE-LEHRER seien nicht dazu qualifiziert, sich zu theologischen Fragen zu äußern (Gefahr subjektiv motivierter religiöser Belehrung).

Im dritten Teil des Buches (Kapitel 7, S. 115 ff.) erläutert C.A., wie der Biologieunterricht Schülerinnen und Schülern in der OBERSTUFE einen guten Zugang zum Thema im Evolutionsunterricht ermöglichen könnte: Wie kann man erreichen, dass Schüler das Gefühl haben, zum Thema EVOLUTION wirklich „Bescheid zu wissen“, „echte Ahnung“ zu haben und „Mitreden zu können? AUSTERMANN hegt den „Verdacht“ für Hessens Lehrpläne, dass der unterrepräsentierten Evolutionstheorie in Hessen im Lehrplan „bewusst ein untergeordneter Stellenwert zugedacht wird“ (S. 123). C.A. versucht Antworten auf Fragen zu geben, die ihm augenscheinlich nicht so leicht gefallen sind. Interessante Fragen sind m. E.: Sollen aktuelle Lehrbücher zur Evolution für die Oberstufe benutzt werden? - Wann und wie ist fächerübergreifend die Kooperation mit den Fächern Religion und Philosophie sinnvoll? - Was mache ich, wenn SchülerInnen aus religiösen Gründen die Vorstellung einer allgemeinen Evolution aller Lebewesen ablehnen? - Wie diskutiere ich mit ID-Anhängern (Gegnern der Evolutionstheorie) in BIO? - Welche Belege für den Ablauf der Evolution können die Kursteilnehmer selbsttätig erbringen? - Arbeitsteilige Gruppenarbeit der Schüler – Internet als Informationsquelle (Standpunkte: Kreationismus, Wissenschaft, Christentum etc.)? - Welche der vielen auswählbaren Inhalte sind exemplarisch relevant?

Das Thema EVOLUTION sei „so komplex, weitläufig und vielschichtig, dass es sehr schwer fällt, eine Auswahl zu treffen“, beklagt C.A. (S.121). Wenn der Autor meint, dass „Prävention“ in der Auseinandersetzung mit ID-Vorstellungen sinnvoll sei, „damit es gar nicht so weit kommt, dass dogmatische , ideologisch fest gefügte Weltbilder das Denken prägen“, übersieht der Autor, dass Schüler der Oberstufe bereits eine erworbene (geprägte) Grundhaltung zum Thema Evolution in den Unterricht mitbringen („Erziehung“ seither - Elternhaus, Kirche, Medien etc.)!

Hilfreich für am Thema Interessierte ist es m.E., im WEB zu surfen: Über www.lehrer-online.de surft man zum Biologiekurs Klasse 13 berufliches Gymnasium BW – Informationen von Ernst-Georg Beck auf der Website der Zentrale für Unterrichtsmedien (ZUM) – BIOKURS 2003: EVOLUTION: http://www.zum.de/Faecher/Materialien/beck/13/bs13...

Als Autor von (5) empfehle ich die Lektüre folgender Passagen meines Artikels: a) INKOMPATIBILITÄT des religiösen und säkularen Denkens? - UNSCHÖNES in der institutionalisierten Trennung von POLITIK & RELIGION, b) Genesis des Gottesbildes & Denkgegenstände der „Kunst“, c) Richard DAWKINS Mem-Begriff und das „GOTT-Mem“: Unterstützung durch KUNST, d) RELIGIONEN-EVOLUTION zusammen mit KUNST- und SpiegelzellenEVOLUTION, e) Schattendasein: Überlebenschancen der Evolutionslehre im Unterricht (BIO in Hessen), f) EVOLUTION: Das passt NICHT zu manchen Tendenzen der Biologiedidaktik heute (1), g) EVOLUTION: Gedankenanregende Unterrichtsinhalte, die einmal zu lehren waren (2), h) Bundesverfassungsgericht 2006: EVOLUTION darf in BIOLOGIE unterrichtet werden, i) Schule: PROJEKT-Wochen und –tage zum DARWINJAHR 2009 – Vorschlag EVOLUTION.

Die Herausgeber des Bandes 1 der „Marburger Schriften zur Lehrerbildung“ mit der Arbeit von C.A. (DRESSLER & BECK – (1)) formulierten an anderer Stelle zu Recht, es bedürfe heute „eines konstruktiven Miteinanders von Bildungswissenschaften, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften“. Dieser Aufgabe sollen die „Marburger Schriften zur Lehrerbildung“ dienen, die das Zentrum für Lehrerbildung an der Philipps-Universität Marburg herausgibt. Mit der Schriftenreihe soll der „Dialog zwischen den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen und der Didaktik ebenso gefördert werden wie die Verbindung zwischen wissenschaftlicher Theorie und schulischer Unterrichtspraxis.“ Mit Hilfe der umfassend zur Evolutionstheorie dargestellten interdisziplinären Inhalte von Christian AUSTERMANNs Werk kann der geforderte nötige DIALOG zwischen den Kulturen gefördert werden und fruchtbarer geführt werden; dazu muss man die diversen breiten Grundlagen kennen – man sollte sie sich gegebenenfalls aneignen.

Nicht allein in der Bevölkerung existiert ein Mangel an Grundlagen-Wissen zum Thema Evolution; primär ist die universitäre Lehrerausbildung im Fach Biologie gefordert, sekundär der zu modernisierende Biologie-Unterricht. Sicherlich können auch „ältere Biologielehrer“ sich mit AUSTERMANNs Fundgruben-Buch fortbilden; auch an der Debatte um Evolution interessierte „Laien“ (Schüler, Eltern u.a.m.) profitieren viel von dem Band, der eigentlich überdies in jeder Schulbibliothek (auch außerhalb Hessens) stehen sollte. Ich würde mich freuen, wenn viele interessierte Leser als Multiplikatoren fungierten und den 1. Band der Schriftenreihe, der aus dem Kontext des Lehramtsstudiums in Marburg hervorgegangen ist, „einer breiteren fachlichen Öffentlichkeit, aber auch einer an Bildungsthemen interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen“ könnten; so der Wunsch auch der Herausgeber. „Diese Arbeit will Anregungen für den Oberstufenunterricht im Fach Biologie zum Thema Evolution geben und Wege aufzeigen, wie Schülerinnen und Schüler in der Diskussion um die Evolutionstheorie urteilsfähig werden können“, wirbt der Verlag. Die „Anregungen“ von C.A. sind meines Erachtens für Lehrer von Religion & Ethik sowie auch für Mittelstufenunterricht zum Thema Evolution bedeutsam und wichtig. Ein abschließender Wunsch für eine Neuauflage des Werkes von C.A.: Bitte ein Sach- und Personen-Register erstellen; Personen des Literatur-Verzeichnisses mit nicht abgekürztem Vornamen anzuführen, wäre hilfreich.

Literatur/Anmerkungen

(1) AUSTERMANN, Christian: Die Evolutionstheorie im Spannungsfeld zwischen modernen Naturwissenschaften und religiösen Weltanschauungen. Marburger Schriften zur Lehrerbildung. Herausgegeben von Prof. Dr. Bernhard Dressler und Prof. Dr. Lothar A. Beck im Auftrag des Zentrums für Lehrerbildung der Philipps-Universität Marburg Band 1. Tectum Verlag Marburg 2008.

(2) Unter dem Titel „DARWIN-Jahr: Stellenwert der EVOLUTIONSTHEORIE in der SCHULE erhöhen! Koexistenz & Dialog von Glauben & Wissenschaft“ erschien die hier bei myheimat.de vorgelegte Rezension des Buches von Christian AUSTERMANN in einer ausführlicheren Version (!) mit Absicht am 12.02.2009: der Naturforscher Charles Robert DARWIN wäre 200 Jahre alt geworden. http://kommentare.zeit.de/user/wernerhahn/beitrag/...; ebenda auch erste Kommentare.

Der Beitrag – die Rezension – ist ein Artikel von vielen, die von mir in DIE ZEIT Online zum „DARWIN-Jahr 2009“ veröffentlicht worden sind; vgl. hierzu die Titel meiner ZEIT-Beiträge – im Link „Vorstellung“ der Homepage www.art-and-science.de.

(3) KURZ, Peter: Evolutionslehre: Im Unterricht findet Darwin noch zu wenig statt. In: Westdeutsche Zeitung v. 06.02.2009.

(4) HAHN, Werner / WEIBEL, Peter (Hrsg.) (1996): Evolutionäre Symmetrietheorie: Selbstorganisation und dynamische Systeme. Stuttgart. (Anthologie mit Beiträgen von 19 Autoren.) (Kurz: EST.) Darin: HAHN, Werner: Evolutionäre Symmetrietheorie und Universale Evolutionstheorie. Evolution durch Symmetrie und Asymmetrie. (S. 255 bis 284 mit 11 mehrteiligen Abbildungen. Lesbar im www unter art-and-science-de.)

(5) HAHN, Werner (2009): DARWIN-Jahr 2009: SCHÖNES und UNSCHÖNES (…) 2. Teil: Über Gestalt-Geheimnisse, RELIGIONEN-EVOLUTION & Biologie-Unterricht. In: ZEIT Online v. 25.01.2009.

(6) HAHN, Werner (2009): Siehe hierzu auch Artikel mit Kommentaren in ZEIT Online – 1) HAHN, Werner (2009): DARWIN-Jahr 2009: Spektrum der Wissenschaft & freier Wille? - Über Missverständnisse um DARWIN & Leserbriefe (v. 06.02.09), 2) HAHN, Werner (2009): DARWIN-Jahr 2009: HIRNFORSCHUNG - Maschinen-Modell der Hirnfunktionen (?), freier Wille, Spiegelzellen & EVOLUTION (v. 08.02.09) und 3) HAHN, Werner (2009): Ist der FREIE Wille eine ILLUSION? – Beherrscht uns ein UNFREIer „Wille“? (v. 09.02.09). (Ebenda 24 Kommentare mit HAHNs Beiträgen a) Wenn der „freie“ Wille durch ALZHEIMER zerstört & „unfrei“ wird, b) FREIE-WILLE-IST-ILLUSION-These & Kritik von J. HABERMAS, c) Wolf SINGER: HIRNFORSCHUNG & Willens-UNFREIHEIT, d) Schwerpunkthema: Freier oder unfreier Wille? (BThZ).

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Bürgerreporter:in:

W. H. aus Gladenbach

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