Meine Großmutter erzählte zu Lichtmess

Lichtmess:

Lichtmess wird ja bei uns in Deutschland seitdem 7. Jahrhundert mit Lichterprozessionen in Verbindung gebracht. Im Schein der an Lichtmess geweihten Kerzen, so sagt es der Volksmund, sollen Haus und Hof von Krankheiten, Seuchen und Gewitter verschont bleiben. Besonders geschätzt waren die schwarzen Wetterkerzen, die bei Sturm und Gewitter in Häusern und Wohnungen entzündet wurden und zum Bittgebet aufrufen Es werden die am 2. Februar in einem Weihkorb mitgebrachten und in der Kirche geweihten Kerzen für das ganze Jahr gesegnet und vom christlichen Volk auch als "hochgeweiht" geschätzt. So manche Sterbekerze ist an diesem Festtag geweiht worden..
Beliebt waren die sogenannten "Pfennigliachtln", die früher wirklich einen Pfennig (heute etwa 10 Cent) gekostet haben. Es waren kleine, meist farbige Kerzen aus dünnem Wachsstrang, die .eine ganze Rosenkranzlänge gebrannt haben, yorausgesetzt, man hat nicht zu langsam gebetet.. Es wird vierzig Tage nach Weihnachten, dem Geburtsfest Jesus gefeiert (25:12.)
Wie bei den Christen überhaupt, so spielt bei uns das Licht eine große Rolle. Zündete man doch bangend und vertrauend das Licht an, wenn Gefahr drohte, wenn ein Unglück einkehren wollte. In Stunden stiller Andacht, bei Elementarereignissen, in schwerer Krankheit und im Sterben wird ins rötliche Licht der geweihten Wachskerze geschaut. Die Feierlichkeiten des Gottesdienstes hängt zum Teil von den Lichtern ab. Bei den stillen Messen der Werktage brennen am Altar außer dem ewigen Lämpchen nur zwei Wachskerzen; beim Hochamt am Sonntag geht die Zahl der Opferflammen schon an die Zwölf; zu den hohen Festen aber, besonders an Kirchweih und zum Jahrestag des Pfarrpatrons, da leuchtet es an allen Altären, an den Wänden, Winkeln .und an allen Bildern. Es soll daher nie ein Heiliger zurückgesetzt werden. Sankt Florian macht es der Meinung der Leute so: Wenn ihm die Gemeinde seine Kerze verweigert, so zündet er sich selber eine an auf den Hausdächern.
Überhaupt ist die große Wertschätzung der geweihten Kerzen wie auch des Berufsstandes der "Lebzelter, Metsieder und Wachszieher" in einer Zeit, da es noch kein elektrisches Licht gab, heute kaum noch vorstellbar. Nicht nur in der Kirche, auch in den Wohnungen der Adligen und dem gehobenen Bürgerstand wurden Kerzen verwendet. Ärmere Volksschichten mussten sich mit dem Kienspan oder mit einer rauchenden Öllampe begnügen. Um 1600 war der Preis für ein Pfund Wachs zehnmal so hoch als die gleiche Menge Fleisch.
Die Bedeutung der Wachszieher lässt sich auf Votivkerzen an älteren Wallfahrtsorten (Altötting, Andechs oder in der Wieskirche) erkennen. Beim einfachen Volk waren kunstvoll und farbig verzierte Wachsstöcke besonders geschätzt, die an Lichtmess geweiht und an Patenkindern, Freundin, Braut oder auch an das Gesinde verschenkt wurde. Niemand hätte früher einen geschenkten hochgeweihten Wachsstock verschenkt! Bis ins 20. Jahrhundert war der Lichtmesstag in bäuerlicher Gegend der Einstands oder Ausstandstag der bäuerlichen Dienstboten oder "Ehhalten", wie sie sehr bezeichnend früher auch genannt worden sind, weil sie zum Hof und Familie ihres Bauern gehalten und mit ihrer Arbeit das Ganze zusammen gehalten haben. Wenn der Bauer seinem Knecht früher an diesem Tag eine Kerze überreichte, bedeutete dies, dass er für ein weiteres Jahr übernommen war. Wenn an Lichtmess mit dem Feierabendläuten die "Bauernangst" eingeläutet wurde, schlug für den Bauern die Stunde, den Jahreslohn herauszurücken.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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