Schlecker- Frauen und Langzeitarbeitslose in Kitas- mehr Bildung für alle!

Langzeitarbeitslose in Kitas- alles nur ein Witz?!

Gedanken von Frieda zur aktuellen Dabatte:
Welch geniale Idee Frau von der Leyen da hat! Wir haben zu wenig ErzieherInnen und zu viele Langzeitarbeitslose- wir schichten einfach um. Das gleiche Verfahren könnten wir doch dann auch für Polizisten, Lehrer und Facharbeiter machen, die fehlen ja auch. Frau von der Leyen ist so kreativ wie eigentlich ein/e ErzieherIn ist, wenn ein Kuchen mit zwölf Stücken auf 25 Kinder aufgeteilt wird, oder plötzlich eine neue Hortgruppe in einer Kindergartenturnhalle untergebracht werden muss, weil die Kindertagesstätte keine Räumlichkeiten dafür hat. Nun sollen also neben den Schlecker- Frauen auch die Langzeitarbeitslosen als ErzieherInnen arbeiten. Langzeitarbeitslose, das sind die, die länger als ein Jahr arbeitslos sind. Menschen ohne Berufsabschluss werden deutlich häufiger erwerbslos und langzeitarbeitslos, als welche mit Berufsabschluss (*1).
Wir wissen ja, unsere Politiker sind lernfähig. Haben sie noch bis vor kurzem gefordert, Erzieherinnen müssten ein Hochschulstudium absolvieren, damit unsere Kinder mehr Bildungsqualität in den Kitas bekommen, so hat sich jetzt das Blatt gewendet. Jetzt haben sie es begriffen, die ErzieherInnen brauchen nicht studiert haben, sie brauchen nicht mehr so klug sein, sie brauchen nicht mal mehr arbeiten wollen. Spielen genügt schon. Es muss nur genügend davon geben. Dabei ergeben sich doch viele Vorteile, wenn Langzeitarbeitslose im Schnellkurs ErzieherIn werden: Weil ja nur ein Fünftel der Langzeitarbeitslosen Depressionen hat und nur Zwei Drittel aller Erstdiagnosen von Arbeitslosen "Krankheit des Muskel-Skelett-Systems" sowie "Psychische und Verhaltensstörungen" (*2) sind, dürfte das in einer Kinderkrippe nicht so schlimm sein. Einen vernünftigen Stuhl rein gestellt und die richtigen Antidepressiva, und schon haben wir eine/n fröhliche ErzieherIn. Immerhin werden ja Kinder auch auf Ritalin gesetzt, da denken dann wenigstens alle daran, pünktlich die Medikamente zu nehmen. Auch, dass unter Arbeitslosen Suchtprobleme stärker verbreitet sind als unter Erwerbstätigen, macht nichts so viel aus. Die Sucht ist ja nur häufig die Ursache für die Arbeitslosigkeit, die sich auch bei Langzeitarbeitslosen schließlich nicht wesentlich verschlimmert. Nach, oder besser noch, während einer Suchttherapie ist die Integration eine Arbeit sogar ein stark „rückfallprotektiver Faktor“, der zwar nur selten gelingt, (*3) aber einen Versuch Wert ist. Schließlich geben Kinder dem Leben einen Sinn! Immherin jammern Erzieherinnen oft, es wäre zu wenig Personal für zu viele Kinder- Langzeitarbeitslose mit Alkoholproblem haben da vielleicht eine unkompliziertere Vorgehensweise. Ein Schlückchen Rum in den Tee und schon wird´s lustig in der Kita. Sehen wir doch mal an, welche Ressourcen Langzeitarbeitslose mitbringen. Langzeit- das bedeutet, sie sind schon mal ein gutes Vorbild in Sachen Ausdauer. Außerdem kommen auf diese Weise viel mehr Männer in die Kitas, weil mehr Männer als Frauen langzeitarbeitslos sind. (*4) Es wird auch gleich noch etwas für die Integration getan, denn die Mehrheit der Langzeitarbeitslosen hat Migrationshintergrund. (*5) Langzeitarbeitslose sind routiniert in Sachen Kinderbetreuung, weil die meisten Langzeitarbeitslosen durchschnittlich mehr Kinder haben als Erwerbstätige. (*6) Darum kann die Umschulung auch recht rasch gehen. Die Mutter kann dann zuhause das Betreuungsgeld kassieren, der arbeitslose Vater lässt sich zum Erzieher umschulen. Dann haben sie viel Geduld, die Langzeitarbeitslosen, denn wer mit den Damen und Herren aus der Arbeitsagentur über lange Zeit klar kommt, hat schon eine Menge Geduld und Empathie aufbringen müssen. Und recht viel schwieriger als der Umgang mit Arbeitsvermittlern kann es mit Kindern wohl kaum sein. Vielleicht geht es gar nicht um die Bildung und Betreuung für die Kleinen, sondern um die Bildung für die Langzeitarbeitslosen? Nachhilfe sozusagen. Sie können nämlich eine Menge von den Kindern lernen. Kinder bis zum Ende des siebten Lebensjahres haben noch kein Fähigkeitskonzept dafür aber einen kindlichen Überoptimismus, was so viel bedeutet, dass sie noch nicht einschätzen, was sie alles nicht können. Vielmehr glauben sie, dass man alles können kann, man muss es eben nur lange genug ausprobieren, üben und wollen. Darum lernen sie Laufen, Fahrradfahren, Lesen und Schreiben und ahmen sogar Erwachsene bei der Arbeit nach, sofern sie solche als Identifikationsobjekte haben. Die Kinder sind vital, voller Wissensdurst und Tatendrang. Ab fünf Jahren haben sie eine hohe Leistungsmotivation. Sie wollen aktiv sein, einfach nur um der Tätigkeit Willen! Also wer da mal nichts lernen kann! Statt sich den Tag mit HartzIV – Fernsehen zu vertreiben, können sich Langzeitarbeitslose mit sinnvollen Spielen beschäftigen, ihren Suchtkonsum kompensieren und dabei etwas lernen. Die Kleinen eignen sich ihr Wissen sowieso selbständig nach ihrem „inneren Bauplan“ „als kleine Forscher“ beim „Experimentieren“ an, darum brauchen sie auch nur eine „vorbereitete Umgebung“. ErzieherInnen brauchen eigentlich gar nichts können und wissen, denn Spielen kann schließlich jeder. Damit ist allen geholfen. Die Kinder haben Langzeitarbeitslosen gegenüber keinerlei Vorurteile und jemanden der in der Kita auf sie aufpasst. Die Langzeitarbeitslosen haben eine sinnstiftende und rehabilitierende Tätigkeit und fallen aus der Arbeitslosenstatistik. Und wenn Langzeitarbeitslose in den Augen der kritischen Eltern nicht der richtige Umgang für die Generation von morgen ist, so sollen sie sich doch selbst um ihre Kinder kümmern!
Vielleicht soll diese Idee ja Abschreckung sein? Wenn schon das Betreuungsgeld nicht genügend Mütter lockt, lieber ihre Kinder selbst zu betreuen, so müssen sie wenigstens abgeschreckt werden. Die Langzeitarbeitslosen werden alleine in den Krippen spielen, denn jede Mutter die ein Herz für ihr Kind hat, nimmt lieber das Betreuungsgeld und bleibt selbst bei ihrem Nachwuchs zuhause, als es einem Langzeitarbeitslosen mit niedrigem Bildungsniveau und Suchtproblem zum Zwecke der Bildung und Erziehung zu überlassen. Damit erübrigen sich die Krippenplätze, weil dann viele freiwillig auf ihren Rechtsanspruch verzichten.
Und die restlichen Kinder, deren Mütter und Väter unbedingt arbeiten wollen, damit sie nicht als Langzeitarbeislose in Kitas enden, sollen ruhig Kitas mit schlechter Qualität besuchen. Schlechte Kitas sorgen für dumme Kinder, die haben schlechte Bildungschancen und werden damit dumme Erwachsene, die dann eines Tages wählen gehen. Auch Politiker dürfen schließlich Hoffnungen haben!
Doch genau genommen wäre dieses Umschulungskonstrukt für all diejenigen, die wirklich ErzieherIn werden wollen eine clevere Angelegenheit. Statt eine fünfjährige Ausbildung zu machen, wofür sie für auch noch Schulgeld bezahlen, könnten sie nun ein Jahr lang kräftig Geld verdienen, zum Beispiel in einer Fabrik. Nach dem Jahr könnten sie dann länger als ein Jahr arbeitslos sein und das Leben genießen, und danach als Langzeitarbeitslose im Schnell- Kurs zum/r ErzieherIn umschulen. Dann sind sie auch nach fünf Jahren oder gar noch schneller ErzieherIn, haben davon aber wenigstens ein Jahr gut Geld verdient und ein Jahr gefaulenzt. Für viele Langzeitarbeitslose dürfte das aber weniger interessant sein, denn Familien mit mehreren Kindern bekämen sogar in einigen Fällen mehr HartzIV als man als ErzieherIn verdient. Und damit ist wieder alles gut.
ErzieherIn werden und bleiben sowieso nur diejenigen, die mit viel Optimismus, Herz und Verstand aber für wenig Geld arbeiten. Und wir können uns sicher sein: Die Prüfung zur/m ErzieherIn bestehen nur diejenigen, die ein hohes Bildungsniveau haben.

(*1) http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/genderrepo...
(*2) http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/arbeitsmark...
(*3) www.suchtberatung-sigmaringen.de/docs/.../Henkel-Sigmaringen.pp
(*4) http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/genderrepo...
(*5) http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/genderrepo...
(*6)http://www.blogaboutjob.de/1723/studie-arbeitslose...

Bürgerreporter:in:

Frieda Feuerstein aus Friedberg

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