Die Bettflasche heute und Anno Dazumal

Gummibettflasche
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Die Bettflasche:

Als ich für meine pflegbedürftige Mutter die Bettflasche richtete, dachte ich an meine Kindheit. Unsere Zimmer waren ohne Heizung und die Eisblumen verzierten unsere Fenster. Da freute man sich, wenn uns Mutter und später wir uns selber, die Bettflaschen richteten. Wir waren vier Kinder und eine in Tüchern gewickelten blechernen Bettflasche wärmte zwei Betten. Und dann fielen mir die Geschichten ein, die ich von meinem Vater gehört hatte, wenn wir Vier uns jeder eine eigene Bettflasche wünschten.
In seiner Kindheit existierte die blecherne mit Schraubverschluss. Man goss kochend heißes Wasser hinein, schraubte zu und legte sie unters Plumeau der Elternbetten. Nach geraumer Zeit mussten die Kinder die Position der Flasche nach unten verändern, damit auch die Füße, die von Haus aus Benachteiligten, in den Wärmegenuß kamen.
Wegen der teuren Anschaffung, vor allem aber wegen der vielen Kinder, lehnte sein Vater kategorisch den Kauf dieser Wärmeflaschen ab: „Die sind für alte Leut. Kinder werden nur verweichlicht. Plattenscherben machen genauso warm.“ Dabei blieb es.
Man folgte und legte die Scherben schon nachmittags ins Backrohr des Küchenherdes. So gegen 7 Uhr, eine Stunde vor dem Schlafengehen, zog man sie vorsichtig mit dem Schürhaken heraus, umwickelte sie mit alten Lumpen und brachte sie an den Bestimmungsort. Die Plattenscherben wärmten in der Tat vorzüglich. Großvater hatte, wie immer, recht.
Plattenscherben waren ganze oder halbierte Dachplatten, meist Biberschwänze. Scherben mussten wir nicht mehr anwärmen und waren zufrieden so wie es war.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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