Passau und Friedberg
Wegbereiter für Mozarts Aufstieg

Das Augsburger „Mozarthaus“, Geburtshaus von Leopold Mozart (1719-1787), nach der Renovierung im Jahre 2005. 1718 war hier die „Friedberger Mozartin“ gestorben. Sie war in erster Ehe mit dem aus Passau gebürtigen Augustin Banegger verheiratet. Foto: Michael Friedrichs, Wißner-Verlag.
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  • Das Augsburger „Mozarthaus“, Geburtshaus von Leopold Mozart (1719-1787), nach der Renovierung im Jahre 2005. 1718 war hier die „Friedberger Mozartin“ gestorben. Sie war in erster Ehe mit dem aus Passau gebürtigen Augustin Banegger verheiratet. Foto: Michael Friedrichs, Wißner-Verlag.
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Augsburg rühmt sich zurecht, Deutschlands einzige Mozartstadt zu sein. Schließlich erblickte in dieser Stadt Leopold Mozart das Licht der Welt. Sein Sohn, der weltberühmte Tonkünstler Wolfang Amadé Mozart, weilte mehrmals in der Freien Reichsstadt.

Die Bedeutung der beiden Passauer Buchbinder

Nicht bekannt ist aber, dass noch lange vor der Geburt von Wolfgang Amadé zwei aus Passau stammende Brüder den eigentlichen Grundstein für den wirtschaftlichen Aufstieg bei der Familie Mozart legten. In Passau sind dies die beiden Söhne des Passauer Hofmaurers Petrus „Pannecker“ und dessen Ehefrau Euphemia. Wilhelm wurde am 26. Mai 1639 in Passau geboren, sein Bruder Augustin etwa im Jahre 1662 (das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt). Beide wurden Buchbinder in der Freien Reichsstadt Augsburg. Vor allem dem Augustin Banegger hat letztenendes Johann Georg Mozart, Vater von Leopold Mozart und somit Großvater von Wolfang Amadé, seine geachtete Stellung als Buchbindermeister in Augsburg zu verdanken.

Der Aufstieg der Friedbergerin Anna Maria aus der Armut

Es war die Friedbergerin Anna Maria Peter, die es möglich machte, dass das Erbe des Augustin Banegger in die Hände des mittellosen Buchbindergesellen Johann Georg Mozart gelangen konnte. Sie war die erste Ehefrau von Johann Georg Mozart. Diese Ehe blieb kinderlos. Anna Maria Peter war, bevor sie Johann Georg Mozart im Jahre 1708 heiratete, mit Augustin Banegger in erster Ehe verheiratet. Durch ihn war die gebürtige Friedbergerin zu einer geachteten Frau Meisterin der Freien Reichsstadt Augsburg geworden.
Dabei hatte es für Anna Maria Peter zunächst alles andere als rosig ausgesehen. Geboren wurde sie im Jahre 1670 in der kurfürstlichen Grenzstadt Friedberg auf dem Oberen Torturm als Tochter des Friedberger Bortenwirkers Georg Peter und seiner Ehefrau Maria. Die Familie verarmte und lebte schließlich von städtischen Almosen. Nach dem Tode ihres Vater begann sie mit 16 Jahren als Dienstmagd bei dem 47 Jahre alten Buchbindermeister Wilhelm Banegger in der Freien Reichsstadt Augsburg zu arbeiten.
Obwohl Anna Maria die Armut kannte, war es ihr auch jetzt nicht möglich, Geld für sich auszugeben. Anders als im Bayerischen, wo jährlich der Dienstlohn ausgezahlt wurde, erhielten die Mägde in Augsburg ihren Lohn erst am Ende der Dienstzeit, und das konnte Jahre oder Jahrzehnte dauern. Der Vorteil lag unzweifelhaft darin, dass bei einer ehrlichen Herrschaft die Mägde im Laufe der Zeit eine beträchtliche Barschaft zusammenbrachten, die sich vorteilhaft für eine Eheschließung auswirken konnte. Wieviel Lohn Anna Maria Peter sich bei Wilhelm Banegger im Laufe der Jahre erarbeitete, war nicht zu ermitteln.

Braut Anna Maria erscheint zum ersten Mal in Augsburger Archivalien

Im Jahre 1699 beantragte der 37-jährige Augustin Banegger, der bis dahin als Geselle bei seinem Bruder Wilhelm Banegger 25 Jahre lang in Augsburg in Brot und Arbeit gestanden hatte, für sich und seine Braut Anna Maria Peter das Bürgerrecht der Freien Reichsstadt Augsburg. Er musste das gewöhnliche Kaufgeld dafür bezahlen, die Friedbergerin erhielt es aber aus „Gnaden gratis“, also geschenkt. Es war eine Anerkennung für ihre Leistung als Dienstmagd, weil sie „wohl und ehrlich“ beim Buchbindermeister Wilhelm Banegger 13 Jahre lang gedient hatte. Im Jahre 1700 wurde geheiratet. Ihr war der Aufstieg von der Unterschicht in die bürgerliche Gesellschaft Augsburgs mit fast 30 Jahren gelungen. Ihr ehemaliger Dienstherr Wilhelm Banegger war jetzt ihr Herr Schwager.

Witwe Anna Maria erwählt sich zum Ehemann: Mozart

Nach acht Ehejahren starb Augustin Banegger im Jahre 1708. Rechtlich gesehen war sie nun „Chefin“ der Buchbinderwerkstatt. Bereits wenige Monate nach dem Tode ihres Mannes Augustin Banegger entschied sich Anna Maria den armen Schlucker Johann Georg Mozart zu ihrem Mann zu nehmen. Durch die Heirat mit der Meisterswitwe konnte dieser sein mittelloses Buchbindergesellendasein abstreifen. Offenbar hatte Anna Maria mit dem neun Jahre jüngeren Johann Georg Mozart eine gute Wahl getroffen. Er wurde zu einem der vier Geschworenen des Buchbinderhandwerks in Augsburg gewählt. In seiner Zunft erlangte er hohes Ansehen.
Nach dem Tod der gebürtigen Friedbergerin im Jahre 1718 heiratete noch im gleichen Jahr Johann Georg Mozart die aus vermögenden Hause stammende Augsburger Weberstochter Anna Maria Sulzer. Bereits im Jahre 1719 wurde Leopold Mozart geboren.

Dabei stellt sich die Frage: Hätte die blutjunge Sulzerin den alternden Buchbindermeister Johann Georg Mozart zu ihrem Mann genommen, wenn er nicht über eine geachtete Stellung und Vermögen verfügt hätte, zu dem auch eine eingerichtete Buchbinderwerkstatt gehörte? Zu verdanken hatte er dies im Wesentlichen seiner ersten Frau und deren verstorbenem Mann, dem aus Passau stammenden Buchbindermeister Augustin Banegger.

Bürgerreporter:in:

Regine Nägele

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