Hingabe ohne Handschuhe

Doris Kettner und Michael Runschke im Gespräch über den Kurzfilm
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„Der Tod ist eine Stufe des Lebens – der Abschied vom Irdischen. Dies ist teilweise so verschüttet, dass es wieder ganz neu entdeckt werden muss“, sagt Pfleger Frater Karl vom Hospiz der Barmherzigen Brüder in München in einer Szene aus dem Film „Eine Bitte hätte ich noch“. Der Künstler Michael Runschke hat mit diesem Kurzfilm seine eigene Beschäftigung mit dem Tod umgesetzt und versucht, eine andere Sichtweise auf das Sterben zu eröffnen. Ein dreiviertel Jahr lang hat er dazu das Leben im Johannes Hospiz mit der Kamera beobachtet und Einblicke festgehalten. Das daraus entstandene Video ist derzeit in der Ausstellung „Stille Angst – leise Hoffnung“ im Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg zu sehen. Darüber hinaus zeigte der Künstler auch im Augsburger St. Vinzenz-Hospiz seinen Film und stand im Anschluss auch zum Gespräch zur Verfügung. Das St. Vinzenz-Hospiz in Hochzoll ist die erste Einrichtung Bayerns, die losgelöst von anderen Institutionen den Hospizdienst aufnahm. Zweifellos ein guter Rahmen für die Auseinandersetzung mit dem Sterben. Das Publikum zeigte sich interessiert daran, wie Michael Runschke dies filmisch umsetzen würde. Etwa 20 Minuten lang gewinnen die Besucher einen Einblick in den Umgang mit dem Tod. Es ist kein spektakulärer, voyeuristischer Bericht, sondern ein zurückhaltender, nachdenklicher Ansatz. Im Vordergrund stehen die Pflegenden, die sich voll Hingabe den Menschen widmen, die den Tod vor Augen haben. Und es ist bewegend, wenn Schwester Monika berichtet, dass sie den Kontakt zu den Sterbenden ohne Gummihandschuhe sucht und es ein großer Moment für sie sei, wenn von der Liebe, die sie gibt, auch wieder etwas zurückkomme.
Im anschließenden Gespräch zeigt sich Michael Runschke beeindruckt von Einrichtungen wie Hospizen, „die eine wunderbare Sache sind. Und es ist ein Glück, dass jemand da ist, der einem die Hand hält.“ Es sei eine tolle Sache, dass Menschen sich haupt- oder ehrenamtlich bereit erklärten, diese Aufgabe zu übernehmen. Trotzdem ist das Video kein Werbefilm für Hospize, dafür zeigt er zu wenig über die Arbeitsweise der Einrichtungen und spart auch die Fröhlichkeit, die hier durchaus herrscht, aus. Er beschäftigt sich mit dem Umgang mit dem Tod, der Würdigung und damit, dass „es ein großes Glück ist sterben zu dürfen“, wie Michael Runschke überzeugt ist. Doris Kettner, die die Ausstellung im Diözesanmuseum organisiert hat und auch das Gespräch mit dem Künstler moderiert, ist dankbar für seine „feste Position der Hoffnung“. Die Stimmung im Film sei sehr beruhigend, das sollte sich auch über die ganze Ausstellung legen.
Die Dreharbeiten waren für Runschke – auch wenn es sein 14. Film war - ungewohnt. „Ich habe noch nie so nah am Menschen gearbeitet“, erklärt er. Er musste eine Beziehung zu den Menschen aufbauen, die er filmte, sonst hätte es nicht funktioniert. Behutsam sind die Betroffenen aber immer nur im Anschnitt oder Detail zu erkennen, so gelingt es Runschke, die Privatsphäre zu wahren, in die er so tief eindringt. „Die Hingabe und Liebe zum Patienten durch Ehrenamtliche und Mitarbeiter hat mich unglaublich beeindruckt“, so Michael Runschke. Das spürt man, denn die individuelle Zuwendung und Nächstenliebe kommen in „Eine Bitte hätte ich noch“ gut zu Ausdruck. Ein Film, der zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit dem Tod anregt. „Er hat bei manchen schon viel geöffnet, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen“, weiß Michael Runschke.

Doris Kettner und Michael Runschke im Gespräch über den Kurzfilm
Prälat Josef Heigl, Vorsitzender des St. Vinzenz-Hospizes, begrüßt die Besucher der Veranstaltung
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Dagmar Weindl aus Friedberg

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