Friedberger Zeit: Das Fahrende Volk schlägt seine Zelte auf

Beim historischen Altstadtfest Friedberger Zeit dabei: Das fahrende Volk schlägt seine Zeilte auf
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  • hochgeladen von Franz Scherer

Wenn die Friedberger Zeit vom 9. bis zum 18 Juli die Straßen und Gassen Friedbergs im Wittelsbacher Land zurückversetzt ins 17./18. Jahrhundert, werden über fünfzig Leute vom Fahrenden Volk auf dem Kirchplatz vor der Stadtpfarrkirche St. Jakob ihre Zelte aufschlagen. Es wird gesungen und getanzt werden, die geheimnisvolle Wahrsagerin Esmeralda wird abends beim Schein des Lagerfeuers die Zukunft aus der Hand der Bürger lesen und im Kessel wird es nach herzhafter Suppe duften.

Seit der ersten Friedberger Zeit dabei sind die Frauen und Männer vom Fahrenden Volk e.V. aus dem Friedberger Stadtteil Ottmaring, die sich im Jahr 2007 zu einem Verein zusammen geschlossen haben. Vorstand Stefan Funk und Claudia Funk, Heike (Esmeralda) und Wolfgang Dietrich erzählen uns von allerlei beeindruckenden Ereignissen, die sich im Lauf der vergangenen Altstadtfeste zugetragen haben. "Da kann es schon mal zu Sitzblockaden kommen, wenn das fahrende Volk der Meinung ist, dass die Stadtwache einen unschuldigen Bürger zur Bäckertaufe abführen will", schmunzelt Funk. "Gerade die sozial Schwachen haben beim fahrenden Volk immer ihre Fürsprecher gefunden."

An verschiedenen Orten werden Tänze aufgeführt, die von der Trainerin Steffi Brackmann einstudiert wurden. Aus dem Kessel gibt es täglich eine herzhafte Suppe und als einer der Höhepunkte wird eine ganze Sau am Spieß gebraten und einen ganz wunderbaren Duft in der Ludwigstraße verbreiten. Erstmals im diesem Jahr wird auch die Zunftstange des Fahrenden Volks geweiht. Sepp Kauth hat die Stange neu geschnitzt, die der "Schwarzen Sara" gewidmet ist. Gegen soziale Ausgrenzung schlossen sich fahrende Pfeifer, Spielleute und Kessler im 14. und 15. Jh. zu zunftähnlichen, autoritär geleiteten Königreichen zusammen. Die in der Mehrheit katholischen Zigeuner verehren die Schwarze Sara als ihre Schutzpatronin und tragen ihr Porträt als Medaillon. Sara ist in ihrer Kultur ein weit verbreiteter Name und wird auch häufig als Pseudonym von Kartenlegerinnen und Handleserinnen verwandt.

Im Mittelalter wurden Fahrende ungeachtet ihrer unterschiedlichen Herkunft und den verschiedenen Gründen für ihr Wanderleben als fahrendes Volk oder fahrende Leute bezeichnet. Eine wichtige Gruppe unter den Fahrenden waren die wandernden Berufsleute, wie Sänger, Spielleute, Schausteller, Herolde und Gaukler, Quacksalber und Chirurgen. Sie zogen von Stadt zu Stadt und verdienten ihren Lebensunterhalt auf den Märkten. Zeitweise ortsansässig waren dagegen emigrierende Handwerker wie Kessler und Hafner sowie Vertreter von Bauberufen wie Steinhauer und -metzen. Ebenfalls nur temporär auf Reisen waren Fernkaufleute und Markthändler sowie Gesellen.

Auf eine abenteuterliche, geheimnisvolle Zeit mit dem Fahrenden Volk darf man also wieder gespannt sein!

Weitere Informationen:

Friedberger Zeit im Internet

Historische Quellennachweise: Wikipedia (Fahrendes Volk, Schwarze Sara)

Fotos: Franz Scherer

Bürgerreporter:in:

Franz Scherer aus Friedberg

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