Einweihung
Das neue Prälat-Alberstötter-Haus: viel mehr als nur ein Gebäude

Glücklich über die Fertigstellung und Einweihung des neuen Prälat-Alberstötter-Hauses: Vorstand Richard Schulan, Aufsichtsratsvorsitzender Günther Riebel, Stadtpfarrer Steffen Brühl, Pfarrer Falko von Saldern und Joachim Spannagl
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Der Kinderheimverein Friedberg hat mitten im Zentrum ein beeindruckendes Bauvorhaben realisiert, das für vieles steht, was Friedberg auszeichnet. Die Freude darüber steht bei der Einweihung des neuen Prälat-Alberstötter-Hauses vielen Menschen buchstäblich ins Gesicht geschrieben: den Verantwortlichen des Kinderheim Friedberg e.V. als Bauherren natürlich ganz besonders, aber auch Vertretern der Politik und Kirchen, Architekten, Planern, Handwerkern, Nachbarn und vor allem den Menschen, die in diesem Haus leben und arbeiten. Von allen Seiten gibt es Dank und Lob für die Fertigstellung dieses ganz besonderen Bauwerks in Friedberg.

Städtebaulicher Hingucker auf traditionsreicher Basis
Ganz besonders schon allein, weil das neue Prälat-Alberstötter-Haus ein städtebaulicher Hingucker im Zentrum ist, während der vorherige Bau gleichen Namens an dieser Stelle zuletzt eher unauffällig war. Und das, obwohl er quasi der Grundstein für eine bedeutende Tradition in Friedberg ist: kirchlich-bürgerschaftliches Engagement zum Wohl der Kinder. Der frühere Stadtprediger Albert Alberstötter setzte sich Ende des 19. Jahrhunderts hartnäckig dafür ein, dass an der Ecke Aichacher Straße/Herrgottsruhstraße ein Gebäude errichtet werden konnte, das als Waisenhaus, Kinderbewahrschule und Suppenanstalt diente. In Zeiten, die trotz industriellem Fortschritt auch viel Armut und Not mit sich brachten. Das Geld für den Bau stammte vorwiegend aus seiner Privatschatulle, aber auch Bürger trugen zur Finanzierung bei. Zur Betreuung der Kinder waren 105 Jahre lang die Armen Franziskanerinnen von Mallersdorf im Einsatz, viele Friedbergerinnen und Friedberger erinnern sich noch heute an einige der Schwestern.
Im Jahr 1900 schenkte der Stadtprediger Alberstötter das Haus dem Johannisverein, aus dem später der heutige Kinderheimverein vorging. Es blieb in dessen Besitz, auch nach dem Umzug ins neue Kinderheim an der Hermann-Löns-Straße, wurde in den 1960er Jahren generalsaniert und wurde vermietet, sodass die Einnahmen weiterhin der Kinder- und Jugendarbeit zugutekamen. Doch 2015 mussten sich die Verantwortlichen des Kinderheimvereins ernsthaft mit der Zukunft des Prälat-Alberstötter-Hauses befassen. Denn es war „technisch und energetisch in einem erbärmlichen Zustand, eine weitere Sanierung kam aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr infrage “, wie Vorstand Richard Schulan berichtet. Statt das Grundstück zu verkaufen, fiel die Entscheidung für einen Neubau. „Es war ein Gebot der nachhaltigen Entwicklung des Vereinsvermögens durch den Neubau einen bleibenden Wert zu schaffen und einen langfristigen Mittelzufluss in Form von Mietzins sicherzustellen“, erklärt Richard Schulan.

„Das Baby ist hübsch geworden“
Acht Jahre nach dieser Grundsatzentscheidung und nach zweijähriger Bauzeit kann der Kinderheimverein die Fertigstellung dieses Bauprojekts feiern. „Ich muss sagen, das Baby ist hübsch geworden, auch wenn die Geburt keine leichte war“, meint Richard Schulan, der von baurechtlichen Hürden, Planungen und Abstimmungen berichten kann sowie von Herausforderungen wie Baukonjunktur, Pandemie, Krieg, Mangel an Ressourcen und Materialien. Ein wirklich anspruchsvolles Bauprojekt, nicht zuletzt aufgrund der innerstädtischen Lage. Mit mehr als acht Millionen Euro Baukosten hat der Kinderheimverein hier die größte Einzelinvestition in seiner 170-jährigen Geschichte gestemmt.
Das „Baby“ ist ein architektonischer Leuchtturm in Friedberg – optisch, aber auch hinsichtlich hochmoderner Technik und Energieeffizienz. 19 seniorengerechte, barrierefreie Wohnungen mit insgesamt 1800 m² Wohnfläche wurden hier errichtet, außerdem mehr als 400 m² Gewerbefläche im Erdgeschoss, in die ein Notariat eingezogen ist. In der Tiefgarage gibt es 19 Stellplätze und Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge sowie einen Fahrradraum.

Eine Win-Win-Situation für Friedberg
Günther Riebel, langjähriger Vorstand des Kinderheimvereins und heutiger Aufsichtsratsvorsitzender, ist stolz auf das, was hier geschaffen wurde. „Ich bin stolz, weil es eine Win-Win-Situation für unsere Heimatstadt Friedberg ist“, erklärt er. Es sei ein Gewinn für die städtebauliche Situation und für die Senioren, da Wohnraum in guter infrastruktureller und seniorengerechter Lage dringend benötigt werde. Und schließlich auch ein Gewinn für den Kinderheimverein, für den die Immobilie mittelfristig durch die Mieteinnahmen eine solide Einnahmequelle darstellt und die Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe unterstützen wird. Günther Riebel wurde im Rahmen der Veranstaltung von der Friedberger Stadtpfarrei Sankt Jakob für seinen besonderen Einsatz für die Kinder und Jugendlichen in der Stadt mit dem Jakobsbecher geehrt.
Dass aus dem Haus auch ein Heim wird, darum baten Pfarrer Falko von Saldern von der benachbarten evangelischen Gemeinde Der Gute Hirte und Pater Steffen Brühl von der Stadtpfarrei Sankt Jakob Gottes Segen. Es brauche die offenen Herzen derer, die dieses Haus beleben, erinnerte Stadtpfarrer Brühl und lud daher alle ein, „aufeinander zuzugehen, sich kennenzulernen, ein Stück Lebensweg miteinander zu teilen. So wird dieses Haus mehr als ein Mietshaus mit gutem Zweck. Dann wird dieses Haus ein Heim, in dem man zuhause ist.“

Wohlfühlen in neuen Räumen
Tatsächlich fühlen sich die Mieterinnen und Mieter in ihren neuen, modernen Wohnungen schon sehr wohl. Darunter auch die 85-jährige Helga Paula, die im Februar eingezogen ist. Nach dem Tod ihres Mannes waren Unterhalt und Pflege des großen Hauses mit Garten für die Seniorin irgendwann zu aufwendig geworden, sodass sie sich hier für eine Zweizimmer-Wohnung beworben hatte. Ein Neuanfang in ihrem Alter sei zwar nicht leicht, berichtet die Friedbergerin, aber sie sei nun sehr froh über die schöne Wohnung und die „netten und freundlichen Hausbewohner“. Direkt nebenan wohnt eine langjährige Freundin, „aber wir wussten beide gar nicht voneinander, dass wir hier einziehen“, erzählt sie lachend. Die Möglichkeit und Mobiliar, um sich jederzeit zwanglos zu treffen, bietet auch die beeindruckende Dachterrasse den Bewohnerinnen und Bewohnern – noch dazu mit einer grandiosen Aussicht über ganz Friedberg.

Von dort oben wird auch besonders deutlich, dass das Prälat-Alberstötter-Haus einen markanten Eckpunkt für ein komplettes Viertel mit sozialem Charakter markiert. Zwischen Herrgottsruhstraße, Karl-Sommer-Straße, Hermann-Löns-Straße und Aichacher Straße gruppieren sich die evangelische Kirche und Kindertagesstätte, das Krankenhaus, das Sozialzentrum des Fördervereins Sozialstation Friedberg, Georg-Fendt-Haus, Kindertagesstätte, Hort und das Karl-Sommer-Stift der Diakonie.

Ein Brückenschlag zwischen Generationen
Das neue Prälat-Alberstötter-Haus ist in vielerlei Hinsicht gelungen: architektonisch und konzeptionell. Genau genommen ist hier jedoch viel mehr entstanden als ein Gebäude. Es ist ein Brückenschlag zwischen Generationen. Die Seniorinnen und Senioren, die hier leben, und diejenigen, die hier arbeiten, sind verbunden mit Kindern und Jugendlichen, denen der Kinderheimverein seit 170 Jahren seine Aufmerksamkeit und sein Engagement widmet. Damit steht das Prälat-Alberstötter-Haus auch für das, was die Friedbergerinnen und Friedberger von jeher besonders auszeichnet: in der Gemeinschaft für die einzustehen, die Unterstützung benötigen. Dem Gönner Albert Alberstötter hätte es sicher gefallen, wie seine Intuition und sein Vermächtnis fortgeführt werden.

myheimat-Team:

Dagmar Weindl aus Friedberg

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