Auf dieses dunkle Kapitel hätten die Texeler gerne verzichtet!

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Die Insel Texel ist 23,7 km lang und 9,6 km breit, ihre Fläche beträgt 169,82 Quadratkilometer. Der höchste Punkt der Insel ist nicht, wie man vermuten könnte, de Hoge Berg (15 m über dem Meeresspiegel), sondern die im Nationalpark Duinen van Texel gelegene Düne „Bertusnol“ (auch „Nol van Bertus“) mit 19,6 m. Texel hat eine reiche und bewegte Vergangenheit. 1170 wurde sie durch die Allerheiligenflut zu einer Insel. Die ersten Spuren menschlicher Existenz auf dem heutigen Inselgebiet stammen aus dem Mesolithikum, 8.000 - 4.500 vor Christus. 1415 erhielt Texel Stadtrechte. Seine Glanzzeit erlebte die Insel im 17. Und 18. Jahrhundert, als sich Handelsschiffe auf der Reede von Texel für ihre langen Reisen mit Vorräten versorgen ließen. Ihre schwärzesten Tage erlebte die Insel während des Aufstands der Georgier im April/Mai 1945, der letzten Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Während die restlichen Niederlande schon befreit waren, tobte auf Texel noch ein blutiger Kampf zwischen den Deutschen und den aufständischen, georgischen Soldaten.

Fünf Jahre lang blieb Texel vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont. Auch wenn die deutsche Besatzung stark präsent war, überall Bunker gebaut und hunderte Texeler Männer nach Assen deportiert wurden, verlief. Das Leben auf der Insel relativ ruhig. Bis sich im April 1945 die georgischen Soldaten, die auf Seiten der Deutschen kämpften, erhoben. Als sich die Niederlage Deutschlands abzeichnete, zwangsrekrutierte die Wehrmacht notgedrungen Truppen aus Kriegsgefangenen von der Ostfront. Hierzu gehörte auch das 822. Georgische Infanteriebataillon, das am 6. Februar 1945 nach Texel kam. Es umfasste 800 Georgier und 400 Deutsche. Um den erbärmlichen Umständen ihrer Kriegsgefangenschaft zu entgehen, entschieden sich viele Georgier in ihrer Notlage für den Dienst in der deutschen Wehrmacht. Andere meldeten sich sogar freiwillig, in der Hoffnung, auf diese Weise den Kommunismus in ihrem Heimatland vertreiben zu können. Als sich die Niederlage der Deutschen abzeichnete, fürchteten die Georgier um ihr Leben. Für die Sowjets galten alle Soldaten in feindlichen Armeen - egal ob freiwillig gemeldet oder nicht - als Landesverräter.

Am 6. April sollten die Georgier abziehen, um im Osten der Niederlande gegen die Alliierten zu kämpfen. Für die Georgier gab es nur eine Möglichkeit, sich von der Schmach des Dienstes in der deutschen Wehrmacht zu rehabilitieren: einen Aufstand. Dieser begann am 6. April um 1 Uhr nachts, unter der Leitung des georgischen Kommandanten Schalwa Loladze. In den frühen Morgenstunden waren bereits 450 Deutsche ermordet worden - zumeist im Schlaf. Anfänglich lief der Aufstand wie geschmiert. Aber die Nord- und Südbatterie bekamen die Georgier nicht unter Kontrolle. Schon bald schickten die Deutschen Verstärkung, um den Georgieraufstand niederzuschlagen. Fünf Wochen blutigen Kampfes sollten vergehen, bis am Ende die Deutschen die Oberhand über die Georgier gewannen. Bei den Kämpfen kamen 565 Georgier, 120 Texeler und ungefähr 800 Deutsche ums Leben. Die Schäden auf der Insel waren enorm. Obwohl Deutschland bereits am 5. Mai bedingungslos kapituliert hatte, dauerte der Krieg auf Texel noch bis zum 20. Mai. Der Georgieraufstand ist daher auch als ""Europas letztes Schlachtfeld"" in die Geschichte eingegangen.

Auf dem georgischen Friedhof Loladze auf dem Hoge Berg ist ein Großteil der gefallenen und erschossenen Georgier begraben. Die 228 überlebenden Georgier sind in ihre Heimat zurückgekehrt.

Bürgerreporter:in:

Thomas Ruszkowski aus Essen

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