Illustrierte lügen! Lügen Illustrierte wirklich? Wie eine Bildreportage in die Zeitung kommt.

„Der Herr der Masken
Dieser Lehrer besitzt
5000 Gesichter
Jeder Mensch hat angeblich zwei Gesichter.
Michael Stöhr hat sogar 5000.
Seit 20 Jahren trägt der 57-Jährige
hauptsächlich Karnevals- und Fasnachts-
Masken aus aller Herren Länder zusammen.
Weltweit ist es die größte Sammlung ihrer Art.

Jede Fratze war schon einmal im Einsatz,
bevor Michael Stöhr sie gekauft hat: „Bei einer
Totenbestattung im afrikanischen Busch oder
beim Fasnachtsumzug in Baden-Württemberg",
erzählt er stolz. Jedes Exemplar muss Teil eines
Brauchtums sein. Für billige Kamevalsmasken aus
dem Supermarkt oder Bastel-Shop hat der Kunst-
lehrer aus Diedorf bei Augsburg nur einen
mitleidigen Blick übrig.
Früher hat Michael sämtliche Masken noch selbst
aufgespürt. Zusammen mit seiner Frau hat er den
kompletten Schwarzen Kontinent abgeklappert
und abenteuerliche Dinge erlebt: „An der
Elfenbeinküste mussten wir uns tagelang gedulden,
bis die Totenzeremonie mit den Hyänenmasken
vorbei war. Wirklich gruselig!"
Heute sucht und findet er Masken vor allem
übers Internet. Für Reisen in entfernte Länder
hat der 57-Jährige ohnehin kaum noch Zeit:
Die Sammlung zu Hause macht so viel Arbeit,
dass er kürzlich sogar einen Förderverein
gegründet und ein kleines Museum
eröffnet hat (www. maskenmuseum.de).“

Aufsatz in Viel Spass zum kleinen Preis
Nr. 9 vom 23.2.11 auf Seite 51
Ohne Angabe des Autors ( "Chr. Schneider" - Angabe des Verfassers)

Da steht es Schwarz auf Weiß:
Die Zeitung kann nicht lügen!
Doch bei Presseaufsätzen stimmt vielleicht höchstens einmal 50%!

Wenn man ein kleines privat finanziertes Museum besitzt, muss man immer froh sein, wenn Presse, Funk und Fernsehen durch ihre Beiträge auf dieses Einrichtung hinweisen.
Natürlich bekommt man auch immer wieder Angebote von spezialisierten Werbefirmen, die für teures Geld für steigende Bekanntheit sorgen wollen, andererseits aber nicht an die Breitenwirkung der kostenlosen öffentlichen Medien heran reichen. Reportagen und Fotos werden meist von freien Reportern im Museum aber oft auch nur am Telefon zusammen gestellt und auf einer der Internetbörsen für Nachrichten und Fotos (dpa., dpd. usw.) zum Kauf an Zeitschriften angeboten. Privatleute können hier ihre eigenen Reportagen nicht offerieren. Für den Ankauf zählt meist, ob die Fotos und die Überschrift sofort starke Vorstellungen auslösen können. Sehr wichtig ist dann natürlich auch, ob der Text leicht verständlich ist, weil er für die Leser schon Bekanntes wiederholt. Dazu soll der Aufsatz dann wenig, aber auffällig und bereits erwartet Neues anklingen lassen. Sicher werden hierbei oft nur Cliches und Vorurteile bestätigt. Für die bessere Verständlichkeit und Lebhaftigkeit der Einzelgeschichten kürzt der Reporter seinen eigenen Aufsatz radikal zusammen Um die Vermittlung komplizierterer Sachverhalte, bei denen der Leser lange herum knabbern muss, kann es bei leichter Lektüre natürlich nicht gehen. Manchmal kommt vor der Veröffentlichung noch die Bitte, ein fotografiertes Objekt zu bestimmen, nie werden aber die Aufsätze zur Korrektur angeboten. Fehler sind also vor programmiert.
Das ist für denjenigen, über den bei einem Presseaufsatz so geschrieben wird, zunächst meist sehr enttäuschend. Sieht man es später nüchtern , bringt es trotz Allem für unser Museum aber auch die nötige Bekanntheit.

Also natürlich trotzdem Dankeschön!

Illustrierte und Zeitungen werden mit bis zu 100% aus Werbungsannoncen finanziert, das sind wie hier in unserem Beispiel die beiden Werbungsstreifen links und rechts des Aufsatzes über das Maskenmuseum. Hier sind also Zwei Drittel der Seitenfläche für Werbung vorgesehen. Der Hersteller Prospan bezahlt also den Druck, das Zusammenheften und die Verteilung der Illustrierten anteilig für eine ganze Seite. Oft gibt es auch noch kleinere Reststücke, die mit flächenmäßig kleineren Werbungsannoncen zahlender Kunden belegt sind.

Was stimmt wirklich, was wurde verändert:
Natürlich haben sich nach Monaten oder gar Jahren, wo der Aufsatz im Verteilerangebot steht, Zahlen und Daten verändert. Da kann niemand etwas dafür. Aus 5000 Masken sind 6000 geworden und der Museumsmacher hat auch ein Jahr mehr auf dem Buckel. Von all den 5000 Masken ist aber höchstens knapp ein Zehntel für den Karneval und die Fasnacht bestimmt gewesen. Alle anderen Masken kommen von Theateraufführungen in Tempeln und auf Volksbühnen der ganzen Welt oder sind in (für die meisten Leser) unbekannten Kulten wie dem zitierten Totenritus in der Elfenbeinküste verwendet worden. Fasnacht und Karneval kennt jeder: Also wird das in die Zusammenfassung am Anfang hinein genommen. Den kompletten schwarzen Kontinent kann man auch in 58 Jahren nicht abgeklappert haben. Das klingt aber viel reißerischer als viele Länder in Afrika bereist. Leider findet man im Internet nur ganz, ganz selten brauchbare ältere Masken, auch nicht bei Ebay.com und schon beim geringsten Verdacht rasen die Preise ins Astronomische. Nichts kann auch die direkten Erfahrungen beim Reisen ersetzen, nichts ist so spannend, als eine Initiationsfeier im Dschungel, eine Maskenprozession oder eine wirklich mit erlebte Aufführung im Volkstheater anderer Kulturen. Wir sind auch heute noch immer unterwegs , so oft es geht. Allerdings kann man heutzutage eine selbst organisierte Reise ins Unbekannte viel genauer und zeitsparender vorbereiten, weil man im Internet viele Aufsätze gezielt zu den gesuchten Kulturen und Brauchtumslandschaften finden kann.

PS: Unser Museum gibt es seit 7 Jahren und der Förderverein ist über www.maskenfreunde.de zu finden

Seht ihr: Und das wäre für eine Illustriertenseite schon viel zu viel.

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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