Fragen von ALLEN an Landrat Martin Sailer, Teil 13: Wie ist Ihre Meinung zur Corona-Impfpflicht?

Bildtext: Landrat Martin Sailer beantwortet wöchentlich die häufigsten Fragen von Bürgerinnen und Bürgern in der Videoreihe „Fragen von ALLEN an Landrat Martin Sailer“. 
Bildquelle: Jens Reitlinger
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Landrat Martin Sailer beantwortet Nachfragen im Video
In regelmäßigen Videobeiträgen beantwortet Landrat Martin Sailer häufige Fragen, die das Landratsamt vonseiten der Bevölkerung erreichen. In der dreizehnten Folge der Reihe, die ab sofort unter www.landkreis-fuer-alle.de/fuer-alle/fragen-von-allen-an-landrat-martin-sailer und in den sozialen Medien abrufbar ist, geht Sailer unter anderem auf die Frage ein, ob aus seiner Sicht eine Corona-Impfpflicht sinnvoll wäre. Fragen für zukünftige Ausgaben können unter info.corona@LRA-a.bayern.de eingereicht werden.

Herr Landrat, seit dieser Woche gilt die 15. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung und mit ihr ist auch wieder die Maskenpflicht für Schulkinder im Sportunterricht eingeführt worden. Was sagen Sie dazu?
Landrat Martin Sailer: „Sportunterricht mit Maske halte ich für hochproblematisch. Ich denke, man sollte eher ganz auf den Sportunterricht verzichten, sofern er nicht im Freien ohne Maske stattfinden kann. Die Maßnahme zeigt wieder einmal, wie sehr auch diese vierte Pandemiewelle wieder zulasten unserer Kinder und Jugendlichen geht. Das sollte die Ungeimpften unter uns doch nun endlich motivieren, sich doch noch impfen zu lassen. Ich werfe immer wieder die Frage auf: Was müssen wir eigentlich unseren Kindern und Jugendlichen zumuten, weil sich ein Teil der Bevölkerung nach wie vor nicht impfen lässt? Ich hoffe, dass dieses Beispiel zum Umdenken bewegen wird und dass viele Menschen doch noch zur Einsicht gelangen: Ja, ich lasse mich jetzt auch impfen – zum Wohle unserer Kinder.“

Es wird gerade auch viel über eine allgemeine Impfpflicht diskutiert. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Sailer: „Differenziert. Ich bin inzwischen eigentlich zum Befürworter einer allgemeinen Impfpflicht geworden, allerdings sollte sie nur für Erwachsene gelten. Bei Kindern und Jugendlichen wissen wir ja noch nicht, wie und ob die Impfstoffe wirksam sind. In einigen Ländern ist er bereits freigegeben. Bei Kindern und Jugendlichen würde ich keine Impfpflicht befürworten, bei den Erwachsenen hingegen schon. Wenn wir uns nächstes Jahr um die gleiche Zeit nicht wieder damit auseinandersetzen müssen, ob ein neuer Lockdown verhängt werden muss, im Sportunterricht an den Schulen Masken getragen werden müssen oder die Gastronomie geschlossen werden sollte, dann geht das nur über eine Impfpflicht. Beispiele aus anderen Ländern zeigen ja, dass dort, wo die Impfquote deutlich höher ist als bei uns, herrscht beinahe wieder das normale Leben. Wenn wir das auch zurück haben wollen, dann geht das nur, wenn wir uns impfen lassen. Und deshalb appelliere ich noch einmal an jeden: Bitte, bitte endlich impfen lassen!“

Viele Bürgerinnen und Bürger würden 1G, also ausschließlich getestet, für den richtigen Weg halten. Halten Sie das auch für sinnvoll?

Sailer: „So weit würde ich nicht gehen, allerdings wäre aus meiner Sicht ‚2G plus‘ der richtige Ansatz. Eine Testpflicht darf aber keinesfalls als Ersatz zur Impfung missverstanden werden. Nach wie vor ist das Impfen das oberste Gebot. Außerdem muss man sich unbedingt auch vor Augen führen, dass ja auch Geimpfte angesteckt werden können und andere anstecken können. In einer Zeit, in der die Intensivkapazitäten bei Auslastungen von fast 100 Prozent agieren, kommen wir nur noch mit Impfen und durch die 2G-plus-Regelung voran. Aus meiner Sicht wären wir damit einigermaßen sicher.“

Aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß es kürzlich, dass die Bestellmengen für Biontech reduziert werden sollen. Was bedeutet das für die Impfkampagne in unserem Landkreis?
Sailer: „Das ist ein totales Desaster für unsere Impfkampagne, um das nochmals in aller Deutlichkeit zu sagen. Dieser Schritt sabotiert unsere Aktivitäten hier vor Ort im Landkreis. Seit knapp einem Jahr versuchen wir möglichst viele Menschen zu impfen und es ist nun mal Fakt, dass 70 Prozent der Menschen mit Biontech geimpft sind. Ich verstehe zwar die Vorbehalte dem Moderna-Impfstoff gegenüber nicht, denn ich bin selbst zweifach mit Moderna geimpft und habe keinerlei Nebenwirkungen gehabt. Moderna ist genauso sicher und wirksam wie Biontech, ist bei uns lediglich weniger bekannt. Das könnte daran liegen, dass die USA Moderna lange Zeit kaum exportiert haben, weil sie die Dosen für ihre eigene Bevölkerung benötigt haben. Aber jetzt den Biontech-Impfstoff zu reglementieren, ihn zurück zu halten, und das in einer Phase, in der wir doch über jeden impfwilligen Menschen froh sind, konterkariert unsere gesamte Impfkampagne. Deswegen habe ich mich zuletzt sehr deutlich und auch mit massiver Kritik dem Bundesgesundheitsminister gegenüber geäußert. Impfen ist das oberste Gebot uns es seine Aufgabe, genügend Impfstoff bereit zu stellen, damit wir allen Menschen, die mit Biontech geimpft werden wollen, auch ein Impfangebot machen können.“

Wir als Landkreis organisieren aktuell ja auch sehr viele Vor-Ort-Impfaktionen in den Kommunen, wo nur Biontech verwendet wird. Wie wird da jetzt weiter vorgegangen?
Sailer: „Hier wird uns durch die Verknappung des Biontech-Impfstoffs die Situation letztendlich doppelt erschwert. Moderna kann vor Ort nicht verimpft werden, weil der Impfstoff im aufgetauten Zustand nicht mehr transportabel ist. Das heißt, wir können Moderna nur in unseren Impfzentren verabreichen. Zudem muss Biontech an die Unter-30-Jährigen verimpft werden, weil Moderna für diese Altersgruppe nicht zugelassen ist. Wenn die Biontech-Vorräte eingeschränkt werden, verschärft das die Situation daher in zweifacher Hinsicht. Zudem werden unsere Vor-Ort-Termine extrem angenommen. Viele Menschen ziehen diese wohnortnahen Termine dem Gang ins Impfzentrum vor. Wir verabreichen bei diesen Terminen erfreulicherweise auch viele Erstimpfungen, die wir ohne Biontech-Impfstoff verlieren. Und aus dieser Gemengelage wird noch einmal deutlich, wie schwierig uns das Aufrechterhalten einer Impfkampagne vor Ort fällt, wenn ein Minister in Berlin eine Entscheidung trifft, die völlig an der Realität vorbeigeht.“

Bürgerreporter:in:

Landratsamt Augsburg aus Augsburg

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