Fußball Schwaben
Highlights & Herausforderungen: Bezirksvorsitzende Sabrina Hüttmann im Interview

Sabrina Hüttmann | Foto: Martina Bogdahn

Sie ist die erste weibliche Bezirksvorsitzende in der Geschichte des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV): Sabrina Hüttmann. Ihre Wahl an die Spitze vor einem Jahr markiert einen bedeutenden Moment für die Rolle von Frauen im Fußball. Was hat sich in dieser Zeit getan und wie steht es um die kommende Saison 2023/24?

Hallo, Frau Hüttmann. Seit gut einem Jahr sind Sie die Bezirksvorsitzende von Schwaben. Was hat sich in diesem Jahr getan?

Ich hatte mir für diese erste intensive Zeit zwei vorrangige Ziele gesetzt. Das erste war, alle Fachrichtungen des Fußballs und deren Aufgaben und Probleme im Laufe des Jahres bzw. einer Saison kennenzulernen und mitzuerleben. In diesem Zusammenhang haben mir vor allem die Begegnungen mit den schwäbischen Vereinen vor Ort viel Freude bereitet.

Damit die ganze Palette an Veranstaltungen, für die sich der Fußballbezirk verantwortlich zeichnet, reibungslos ablaufen kann, sind ein funktionierender Informationsfluss und ein lebhafter Austausch unter den Funktionären unbedingt notwendig. Diesen zweiten Schwerpunkt haben wir im Bezirksausschuss und zusammen mit den schwäbischen Mitarbeitern gut hinbekommen, wofür ich allen Beteiligten sehr dankbar bin.

Insgesamt gesehen steht meine Freizeit also komplett im Zeichen des Fußballs, aber darauf habe ich mich bewusst eingelassen.

Sie sind als erste Frau in diese Funktion gekommen. Wie war der Weg dorthin?

Ich komme aus dem Schiedsrichterwesen. Im Jahr 2000 habe ich die Prüfung absolviert und sehr lange auch Spiele geleitet. Weitere Stationen waren Funktionärsaufgaben im Schiedsrichter-Bereich (ab 2012), das Amt der Bezirks-Online-Beauftragten und der Vorsitzenden des Bezirks-Frauen- und Mädchenausschusses, ehe ich dann auf Vorschlag des Bezirks-Ausschusses vor rund einem Jahr als Bezirksvorsitzende berufen wurde. Als Funktionärin bin ich seit über zehn Jahren im BFV aktiv.

Wie haben Sie Ihre Leidenschaft zum Fußball gefunden?

Gar nicht, sie war da, seit ich denken kann. Ich habe einen fußballbegeisterten Papa, ich wuchs mit vielen Jungs auf, der Fußball gehörte seit der Kindheit einfach dazu. Über die Mädchenmannschaft beim VFL Zusamaltheim und eine Hobbymannschaft beim SV Villenbach habe ich dann nach einer Verletzung den Weg zu den Schiedsrichtern gefunden.

Die neue Fußballsaison steht in den Startlöchern. Was werden die Highlights?

Oberste Priorität hat ein geordneter und reibungsloser Spielbetrieb. Zusätzlich freuen wir uns bei den Herren immer auf das Highlight der Schwäbischen Hallenmeisterschaft. Wir wollen nach der Pandemie-Pause an den Zuschauerboom erfolgreicher Jahre anknüpfen. Der Kreis Donau hat hier 2022/23 bereits beeindruckende Zahlen präsentiert.

Bei den Junioren intensivieren wir im kommenden Spieljahr nochmals die Aufklärung in Bezug auf den Kinderfußball. Bekanntlich wird ab der Saison 2024/25 im Bereich der G- und F-Junioren verbindlich Minifußball gespielt, deswegen werden wir auf umfassende Information setzen, um die Vorbehalte gegen diese Spielform vollständig auszuräumen.

Für den Frauen- und Mädchenfußball hat der BFV die Kampagne #Lasstsiespielen gestartet. Wir werden versuchen, Netzwerke für Frauen- und Mädchenfußball zu schaffen und insgesamt mehr Spielerinnen in die Vereine zu bringen.

Was sind die Ziele für das nächste Jahr?

Ein Ziel muss es sein, sinkenden Meldezahlen entgegenzuwirken und den Vereinen mehr Flexibilität für den Spielbetrieb zu geben. Der Verband arbeitet auch daran, den Clubs Strategien zur Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter an die Hand zu geben.

Daneben haben wir ernste Probleme wie die zunehmende Gewalt auf den Sportplätzen. Erschütternd waren die wiederholten körperlichen Angriffe gegen Schiedsrichter. Wohl wissend, dass dies Aktionen Einzelner sind und der Ursprung im gesamtgesellschaftlichen Kontext liegt, darf dies in keiner Weise toleriert werden. Wir müssen uns bewusst machen, dass die Schiedsrichter ein essentieller Teil des Spiels sind. Der Bezirks-Schiedsrichter-Ausschuss leistet derzeit durch seine Imagekampagne eine tolle Arbeit, um mit den Aktiven ins Gespräch zu kommen, Akzeptanz und Verständnis aufzubauen und wieder mehr Sportler als Schiedsrichter zu gewinnen.

Sie sind Augsburgerin und Schwaben ist Ihre Heimat – Was macht den Fußball-Bezirk Schwaben besonders?

Zahlreiche Gespräche mit Vereinsvertretern vom Allgäu über Augsburg bis ins Ries machen mir immer wieder die Vielfalt unserer schwäbischen Heimat bewusst. Trotz völlig unterschiedlicher Gegebenheiten, trotz vielfältiger Herausforderungen arbeiten die Menschen für das selbe Ziel: Den heutigen Aktiven und kommenden Generationen unseren Sport zu ermöglichen. Das finde ich „besonders“. Zudem gefällt es mir sehr gut, dass wir unsere Traditionen bewahren und uns gleichzeitig aufgeschlossen zeigen für neue Themen.

Danke, Frau Hüttmann!

Dieser Artikel erschien exklusiv in unserer myheimat-Sonderausgabe "unterwegs in" vom 18. August 2023.

myheimat-Team:

Madlen Ellmenreich aus Augsburg

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