Tarifabschluss Kunststoff in Zeiten der Corona-Krise

Aufstockung auf Kurzarbeitergeld ab 1. Mai 2020 auf 80% - Doppeltes Urlaubsgeld – bei Krankheit volles Weihnachtsgeld

Als die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) im Januar den Tarifvertrag Kunststoff in Bayern kündigte, war Corona noch in weiter Ferne. Aber noch vor dem ersten Verhandlungstag schwappte die Pandemie nicht nur über Deutschland hinweg, sondern über die ganze Welt, und die Vertragspartner mussten sich neu orientieren. „Die Rahmenbedingungen waren extrem schwierig,“ berichtet Landesbezirksleiterin Beate Rohrig.

Nach mehreren zähen Verhandlungsrunden freut sich die IG BCE, dass sie einen Tarifabschluss und der wirtschaftlich gebeutelten Kunststoffindustrie für ihre Mitglieder erfolgreich abschließen konnte.
Die gekündigten Tarifverträge des Vorjahres werden wieder in Kraft gesetzt. Damit verdoppelt sich dieses Jahr für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der tarifgebundenen Unternehmen, wie bereits beschlossen, das Urlaubsgeld. Außerdem gibt es in diesem Jahr keine Kürzung des Weihnachtsgeldes bei Krankheit. Hierauf hatten die Arbeitgeber seit Jahren bestanden. Aktuell gibt es einen Arbeitgeberzuschuss zum Kurzarbeitergeld. Damit erhalten diejenigen, die ab dem 01. Mai 2020 in Kurzarbeit geschickt werden, bereits vom ersten Tag an 80 Prozent ihres üblichen Netto-Gehalts, im Gegensatz zu der gerade beschlossenen gesetzlichen Erhöhung, die erst nach einem halben Jahr einen solchen Ausgleich vorsieht.

In der Kunststoffbranche gibt es jedoch auch zu Corona-Zeiten Betriebe, in denen normal oder sogar deutlich mehr gearbeitet wird. Deren Beschäftigte erhalten eine Einmalzahlung in Höhe von 250 Euro.

Die IG BCE hat damit als verantwortungsbewusster Sozialpartner ihre Forderungen für den Tarifvertrag in diesem Jahr an die akuten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und die bestehende Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen für die Kunststoffbranche, angepasst. Damit sollen Arbeitsplätze erhalten und Kündigungen vermieden werden. Für die Verhandlungskommission auf der Seite der Gewerkschaft war klar, dass bereits erreichte Ziele nicht geopfert werden und dass die negativen Folgen der Kurzarbeit für die Mitarbeiter so weit wie möglich verringert werden sollten.

Dazu die Landesbezirksleiterin der IGBCE, Beate Rohrig: „Eine von den Arbeitgebern gewünschte Umverteilung der Tarifleistungen kam für uns nicht in Frage.“

Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 28.02.2021. Beide Tarifparteien verbinden damit die Hoffnung, dass bis zu diesem Zeitpunkt mehr Klarheit über die Folgen der Corona-Pandemie herrscht. Die IG BCE hält selbstverständlich an den von ihr bereits ausgearbeiteten Forderungen an den Tarifpartner fest und wird sie bei den Verhandlungen im nächsten Jahr wieder auf den Tisch legen.

In der Region Schwaben fallen unter den Tarifvertrag namhafte Firmen wie die Firma Hörauf & Kohler in Augsburg, Von Roll in Inningen, Hopf Packaging in Nördlingen, Metzeler Schaum in Memmingen, Schöller Alibert in Monheim, Schurr Flexibles in Kempten und Bad Grönenbach und Geiger Automotive in Ziemetshausen.

Bürgerreporter:in:

Torsten Falke aus Augsburg

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