DIE ZUKUNFT DER SEEFRACHT: PERSPEKTIVEN DER NORDSEEROUTE

Die Coronavirus-Pandemie ist zur "neuen Normalität" des 21. Jahrhunderts geworden und hat die Unternehmen gezwungen, sich an die neuen Regeln anzupassen. Obwohl es der überwiegenden Mehrheit der Unternehmen in der Lage gelingen ist, ihre Strategie neu auszurichten und sich anzupassen, haben einige Branchen ernsthafte Schwierigkeiten, zum Beispiel steigen die Frachtkosten aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Seefracht weiter an. Das führt nicht nur zu zusätzlichen finanziellen Kosten für die Unternehmen, sondern auch zur Belastung der Beförderer, da sie gezwungen sind, mehr Kapazität für den Transitverkehr bereitzustellen.
Die Preise für Seefracht auf beliebten Routen sind im vergangenen Jahr um mehr als 500 % gestiegen. Laut dem Index “Drewry World Container Index” betrug der Durchschnittspreis für einen 40-Fuß-Container am 16. September 10.374,64 $, was um 2,9 % höher ist, als in der Vorwoche und 323 % höher als vor einem Jahr. Auf beliebten Routen, wie z. B. von Shanghai nach Rotterdam, sind die Frachtpreise in den letzten 12 Monaten um 570 % gestiegen.
Eine Lösung können die Diversifizierung und die Einführung alternativer internationaler Schifffahrtsrouten werden, die die Belastung der beliebtesten Routen verringern würden. Die Nordseeroute könnte eine solche Route sein. Nach Angaben der Verwaltung der Nordseeroute des Verkehrsministeriums der Russischen Föderation betrug das Volumen der Transitgütertransporte auf der NSR zum 30. September 2021 mehr als 1,440 Millionen Tonnen. Das sind fast 160 Tausend Tonnen mehr als im Jahre 2020, als 1,280 Millionen Tonnen transportiert wurden. Insgesamt beträgt der Frachtumschlag auf der NSR bisher mehr als 24,2 Millionen Tonnen.
Die internationale Wirtschaft hat die NSR bereits ins Gesicht gefasst: Im Jahre 2021 waren neben russischen Fahrten auch Frachtschiffe aus China, Portugal, Liberia und den Marshallinseln. Der Auftragsverarbeiter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten “DP World”, der im Juli dieses Jahres ein Kooperationsabkommen mit Rosatom über die gemeinsame Entwicklung und Konstruktion von Pilot-Containerschiffen im Rahmen des Projekts “Der Nordtransitkorridor” unterzeichnete, hat ebenfalls Interesse an der NSR gezeigt. Das Projekt setzt sich zum Ziel die Einrichtung einer Containerlinie und von Drehkreuzhäfen für den Frachttransit entlang der NSR. Nach der Meinung von Jan Solsky, Postdoktorand des Zentrums für Seerecht des Norwegischen Arktis-Instituts, könnte die Geschäftsbeteiligung an der Entwicklung der NSR zur Schaffung einer geeigneten Infrastruktur und damit zu niedrigeren Preisen führen: "Es wurde viel darüber gesprochen, die NSR als neue Logistikroute für die Containerschifffahrt zu nutzen. Und nun hat das saudische Unternehmen “DP World” seinen Wunsch geäußert, in den Ausbau der Hafenanlagen in Murmansk und Wladiwostok zu investieren. Das Großkgeschäft hat auch verstanden, dass die Containerschifffahrt auf der NSR trotz der schwierigen Logistik- und Wetterbedingungen durch Investitionen rentabel sein kann. Die Entwicklung der Infrastruktur wird dabei eine Schlüsselrolle spielen. Mit dem Ausbau der Infrastruktur wird die Zahl der Schiffe auf der Nordroute zunehmen, und auch werden die Preise für Transportdienstleistungen sinken.
Es wird erwartet, dass die NSR in den nächsten 5 Jahren in vielen Bereichen aktiv entwickelt wird. So ist eine umfassende Modernisierung des kommerziellen Seehafens von Wladiwostok vorgesehen, um zusätzliche Kapazitäten für den Betrieb der Strecke zu schaffen (das Projekt wird mit Unterstützung des internationalen Transportunternehmens FESCO durchgeführt). Zu 2023 werden 30 neue meteorologische Stationen in der arktischen Region Russlands eingerichtet. Bis 2025 ist der Bau einer Pilotserie von Containerschiffen mit einer Kapazität von 6.000 TEU mit hoher Eisklasse geplant.
Laut Juri Trutnew, stellvertretenden Ministerpräsidenten der Russischen Föderation und bevollmächtigten Vertreter des Präsidenten der Russischen Föderation für den Föderalen Bezirk Fernost, könnte die NSR zu einem würdigen Konkurrenten dem Sueskanal werden: "Um wirklich mit dem Sueskanal konkurrieren zu können, müssen wir viel tun: Eisbrecher bauen, die Transportinfrastruktur verbessern, Satellitenkommunikation, Internet, Wettervorhersagen und Eisradare bereitstellen, Rettungssysteme installieren, eine an die arktischen Bedingungen angepasste Flotte aufbauen". Ob das gelingen wird, wird die Zeit zeigen, aber das derzeitige Entwicklungstempo und die Aussichten für die NSR lassen einen Vergleich mit einer der beliebtesten Seefrachtrouten durchaus zu.

Bürgerreporter:in:

Dagmar Vogt aus Augsburg

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