Des Mannes liebstes Spielzeug…

• Carolin Westphal am 10.08.2007 um 09:12

Hallo Wolfgang,
ich denke schon, dass man mit einem Handy oder einem Auto, genau so wie mit seiner Kleidung Individualität zeigen kann. Indem man alltägliche Gegenstände seinem Charakter anpasst macht man sie zu etwas speziellen. Wenn z.B. ein Rockertyp seinem Auto eine Flammenlackierung mit Totenköpfen gibt, dann passt er es seinem individuellen Charaker an.
Aber wahrscheinlich gibt es einfach unterschiedliche Ideen von Individualität ;)

• Wolfgang Leitner am 10.08.2007 um 12:08

Hallo Carolin,

wenn ein Rocker sein Auto mit einer Flammenlackierung versieht, dann bringt er seine Zugehörigkeit zu einem Lifestyle und evtl. zu einer Gruppe zum Ausdruck.
Es ist eigentlich relativ einfach: Individualität rührt rein sprachwissenschaftlich von in-dividuum her: nicht-geteilt.

Wenn jemand also eine Flammenlackierung anwendet, zeigt er seinen Geschmack, den er allerdings - da es eine typische ästhetische Gestaltung ist - mit tausend anderen teilt.
Individuell könnte eine solche Gestaltung sein, wenn er mit einer Spraydose z. B. eine ganz konkretes, selbst gestaltetes Motiv auf sein Auto malte ...

Status-Symbole sind ebenso wenig geeignet, Individualität zum Ausdruck zu bringen, wie typische, sehr häufig verwendete Ausdrucksformen, die je eine plakative (auch ästhetisch sehr plakative) Botschaft implizieren, die eine große Gruppe gleichfalls verwendet.

Der Umstand, dass jemand seinen persönlichen Geschmack damit trifft, ändert nichts daran, dass er durch die Verwendung dieser Ausdrucksform eine "typisches" Schema aufgreift.
Typus aber ist keineswegs begrifflich dasselbe wie Individualität. Typus ist im Gegenteil ein Synonym für die Zugehörigkeit des Individuums zu einer Gruppe.
Der Macho, der sich für eine bestimmte Automarke begeistert, manifestiert durch diese Sympathie nicht seine Individualität, sondern den Typus "Macho", den es tausendfach gibt.

Dass er dann vielleicht noch dieses Auto mit Alufelgen ausstattet und Ledersitzen nach seinem Geschmack, verstärkt nicht seine Individualität, sondern seine Typus-Bezogenheit "Macho"...

Individualität - so scheint mir - ist keineswegs so leicht zu erreichen wie die Partizipation an einer modischen Strömung. Auch eine nuancierende Anwendung typischen Outfits ist weit entfernt von dem, was ich persönlich als Individualität gelten lassen könnte.-

• Wolfgang Leitner am 10.08.2007 um 12:19

Ps: Allerdings stimme ich Dir in dem einen Punkt zu: dass eine Anpassung persönlich verwendeter Alltagsgegenstände, seines Wohnambientes usw. in der Totalität eine persönliche Note tragen kann. So kann dieses individuelle Aspekte andeuten; allerdings ist ja alle Gegenständlichkeit austauschbar und nicht untrennbar Bestandteil einer Person.

Oder würde meine Persönlichkeit etwa vollständig oder nur annähernd identisch sein mit meinem Besitz oder Eigentum?