Eine sudetendeutsche Kindheit in Schwaben

Portrait Dr. Ortfried Kotzian | Foto: privat
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Vortrag mit Dr. Ortfried Kotzian, ehemaliger Direktor des Hauses des Deutschen Ostens München.
Sonntag, 31. 05.2015, 15.00 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung „Neustart - Heimatvertriebenen- und Flüchtlingskindheit“ in Schloss Höchstädt (Landkreis Dillingen).

Auf verschlungenen Wegen gelangten flüchtende Kinder als jüngste Opfer lebensverachtender Kriegswirren nach Schwaben: Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus dem deutschen Osten nach 1945. Auch in diesen Tagen des Jahres 2015 kommen wieder Flüchtlingskinder in unserer Region an. Auch sie fliehen vor Krieg und Terror aus ihrer Heimat. Diese beiden Generationen von Flüchtlingskindern trennen rund siebzig Jahre und es liegen drei, vier Generationen zwischen ihnen. Darüber entstammen sie völlig unterschiedlichen Kulturkreisen. Doch es verbindet sie ein vergleichbares Schicksal: Sie wagen einen Neustart in Schwaben - mit oder ohne ihre Familien.

Laut Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl bestätigt die drängende Aktualität des gegenwärtigen Flüchtlingszustroms „unsere Ausstellungskonzeption, das Thema „Flüchtlingskinder in Schwaben“ in zwei Teilen zu zeigen. Neben der historischen Dokumentation der „Heimatvertriebenenkindheit in Schwaben“ schlagen wir mit diesem gesellschaftsrelevanten aktuellen Bezug eine Brücke in die Gegenwart

Flüchtlingskinder damals und heute erzählen ihre Geschichte
Doch wie stellt man aus, was nicht mehr da ist? Weil die Menschen, um die es geht, alles zurücklassen mussten. Mit dem Kunstgriff der autobiografischen Perspektive wurde der historische Teil der Ausstellung angereichert mit verschiedenen Erinnerungen und Erzählungen einer kleinen Gruppe heute Fünfundsiebzig- und über Achtzigjähriger aus dem ehemaligen Sudetenland, Ostpreußen, Schlesien und der Bukowina. Als Flüchtlingskinder waren sie bei ihrer damaligen Ankunft in Schwaben zwischen fünf und elf Jahre alt. Es sind vor allem diese lebendigen Berichte der für die Ausstellung befragten Zeitzeugen, die zum Beispiel auch in einer Hörstation, ein anschauliches Bild vom Gehen, Ankommen und Bleiben entstehen lassen. Neben dieser „Oral History“ dokumentieren herübergerettete Erinnerungsstücke und historische Fotografien zusätzlich den Neustart nach 1945.

Vortrag:
Dr. Ortfried Kotzian, Sonntag, 31. Mai, 15.00 Uhr

Eine sudetendeutsche Kindheit in Schwaben? Kann es so etwas überhaupt geben, fragt Dr. Ortfried Kotzian, Jahrgang 1948, ein Sohn heimatvertriebener Sudetendeutscher. Als Leiter des Bukowina-Institutes in Augsburg (1989-2022) und Direktor des Hauses des Deutschen Ostens in München (2002-2012) spricht ein fundierter Kenner der Materie zum Thema. Er wurde 1948 in Schloss Fellheim, damals noch Landkreis Memmingen, in der dort eigens eingerichteten „Entbindungsanstalt für Flüchtlingsmütter“ geboren. Seine Eltern hatten in Illertissen ihre erste Bleibe gefunden. Aus Hohenelbe (heute Vrchlabí) im Riesengebirge stammend, waren seine Eltern nach Flucht, Vertreibung und Kriegsgefangenschaft mehrere Jahre getrennt.

Die Eingliederung in eine „fremde Gesellschaft“ in Schwaben bestimmte auch Kotzians Kindheit und Jugend. Durch Wissenschaft und Forschung wurde er zu einem Fachmann auf dem Gebiet der Flüchtlingsfragen, mittel- und osteuropäischer Geschichte, der Aussiedlerproblematik sowie der Integration von europäischen Minderheiten in Mehrheitsgesellschaften.

In Verbindung mit einer Fülle von Anekdoten des eigenen Erlebens skizziert Ortfried Kotzian die Widersprüchlichkeit einer sudetendeutschen Kindheit im bayerischen Schwaben. Heute ist er in beiden Lebensräumen verwurzelt: In der alten Heimat im Sudetenland und in der neuen Heimat in Schwaben.

Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm gibt es beim Bezirk Schwaben, Stefanie Kautz, unter Telefon 0821 3101-275 oder per E-Mail: stefanie.kautz@bezirk-schwaben.de
www.hoechstaedt-bezirk-schwaben.de

Portrait Dr. Ortfried Kotzian | Foto: privat
„Neustart“
Christina Bleier | Foto: Christina Bleier
Bürgerreporter:in:

Bezirk Schwaben aus Augsburg

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