Wenn die virtuelle Welt die Realität verdrängt

Aus dem Gedankenwirbel ...
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Alles vom Sessel aus genießen.

Hans ist deprimiert. Er hat einen Großeinkauf gemacht. Bepackt wie ein Maulesel steht er vor seiner Haustür. Alles ist dunkel. „Sie hätte doch wenigstens das Außenlicht anmachen können, wenn sie schon gerne im Dunkeln sitzen will“, murmelt er vor sich hin.
„Sie ist doch gar nicht da“, flüstert Franz.
„Woher willst du das wissen?“ fragt Hans zurück.
„Weiß ich eben, Intuition“, tönt es in ihm.
„Ist trotzdem Mist. Wie soll ich da das Schlüsselloch finden, geschweige denn aufschließen.“
„Kein Problem“, antwortet Franz leise. „Ich schalte den Türöffner ein.“
„Haben wir doch gar nicht“, schnauzt Hans ärgerlich.
„Reg dich nur nicht auf“, sagt Franz fest. „Ein Sprung in die Zukunft und ich hab‘s.“
„Ja, im Kopf, nur schade, dass ich dich nicht einweisen lassen kann.“
„Das hat auch seine Vorteile“, meint Franz fröhlich. „Wirst du sofort sehen.“
Kaum hat er den Satz ausgesprochen, schon sind der Eingangsbereich und das ganze Haus voll beleuchtet und die Tür öffnet sich. Hans lässt vor Schreck fast den ganzen Einkauf fallen.
„Wie hast du das nur gemacht?“ fragt er verblüfft.
„Das ist keine Kunst. In hundert Jahren kann das ein jeder. Manche sind da schon weiter. Die fahren dann schon mental in den Urlaub.“
„Wie soll das denn gehen“, fragt Hans ungläubig.
„Ganz einfach“, flüstert Franz: Du sitzt in deinem Sessel und denkst an irgendein Urlaubsgebiet. Einfach nur, wo du gerade hin möchtest. Wenn deine Konzentration einen bestimmten Punkt erreicht hat, bist du mental in deinem Urlaubsland. Du bewegst dich, wohin du willst. Schaust dir alles an. Tust das was dir Spaß macht und lebst herrlich und in Freuden.“
„Ja aber mit dem Essen, das kriege ich doch dann gar nicht mit? Das ist doch das Schönste am Urlaub.“
„Alles kein Problem. Du sitzt in deinem Sessel. Wenn du dir mental das Essen vom Büffet holst, und es mental auf der Aussichtsterrasse zu dir nimmst, dann zieht der Geruch von all den leckeren Sachen an deiner Nase vorbei. Das Beste aber ist, du spürst und schmeckst zu Hause auf deinem Sessel, wie die köstlichen Speisen und der beste Wein die Kehle hinunterrinnen. Du kannst alles in vollen Zügen genießen.“
„Ja, aber, dann brauche ich real gar nicht mehr in den Urlaub fahren?“
„Richtig, denn in hundert Jahren, vielleicht auch erst in zweihundert Jahren wirst du in eine virtuelle Welt hineingeboren, in welcher alles reale Tun nicht mehr stattfindet.“

Bürgerreporter:in:

Ullrich Rockahr aus Wunstorf

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