Kalinkovichi, wo liegt das . . .

Traditionelle Holzhäuser und riesige Wohnblocks nebeneinander
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  • Traditionelle Holzhäuser und riesige Wohnblocks nebeneinander
  • hochgeladen von Manfred Forreiter

. . . diese Frage stellte sich uns, als wir vor vier Jahren zwei 8-jährige Mädchen aus dem tschernobylgeschädigten Weißruss­land bei uns zu Gast hatten.
Seit vielen Jahren wird Kindern und Müttern aus dem südöstlichen Weißrussland eine vier­wöchige Erholung im Neustädter und Wunstorfer Land ermöglicht. Organisiert wird dies durch den Kirchenkreis Wunstorf-Neustadt.
Dieses Mal stellten auch meine Frau und ich uns als Gasteltern zur Verfügung. Unsere Kinder, Alina und Walerija, leben in Kalinkovichi.

Zwei Jahre später, 2010, kommen Anna und Julija. Auch sie wohnen in Kalinkovichi, kennen sich jedoch nicht.
Obwohl wir kein russisch sprechen und auch die Kinder in Fremdsprachen noch keine Kenntnisse haben – klappt es mit der Verständigung ganz gut. Es gibt eine von der Kirche zur Verfügung gestellte Übersetzungshilfe.

Alle paar Tage telefonieren die Kinder mit ihren Eltern nach einem dieser Telefonate übermittelt uns Walerija:
„Mama und Papa laden euch ein, uns in Kalinkovichi zu besuchen.“
Haben wir sie wirklich richtig verstanden. Wir vergewissern uns bei dem Dolmetscher. Ja, wir sind eingeladen!
Eingeladen in ein Land, dessen Sprache wir nicht verstehen, ja deren Schrift wir nicht le­sen können. Wir sind nicht sicher, ob wir es wagen sollen – aber neugierig sind wir schon die Heimat unserer Gastkinder kennenzulernen.

Jetzt, in diesem Jahr fahren die Neustädter zu ihrer „Inspektionsreise“. Gute Freunde aus dieser Gruppe fordern uns auf, die Einladung der Eltern wahrzunehmen. Also fahren wir zusammen mit erfahrenen Weißrussland-Reisenden.

Die Hilfe für die Kinder wird in Absprache mit weißrussischen Partnern geleistet. Durch Besuche vor Ort wird der aktuelle Bedarf immer neu festgestellt. Die Neustädter haben ih­ren Schwerpunkt in Gomel und der näheren Umgebung. Deshalb ist dies das Ziel der Gruppenreise. Wir werden mit der Gruppe in einem Hotel in der Großstadt Gomel wohnen. Zum Frühstücken müssen wir in das benachbarte Hotel Tourist. Dort gibt es aber ein variantenreiches Buffet mit warmen und kalten Speisen schon am frühen Morgen.
Kalinkovichi gehört zur Region Gomel und es wird für uns den Freiraum geben, „unsere“ Kinder zu besuchen.

Für den Besuch in Kalinkovichi planen wir 2 Tage Aufenthalt in ein. Unser Dolmetscher, der die Erholungsgruppe in diesem Jahr im Altkirchenkreis Wunstorf betreut hat, kündigt den Familien unsere Ankunft an und verspricht für eine Unterkunft in Kalinkovichi zu sorgen. Er kennt unser Gruppenprogramm.

Nun machen wir uns Gedanken, wie wir von Gomel nach Kalinkovichi kommen. Wir wer­den uns vor Ort nach den Zugverbindungen erkundigen müssen. Als wir das unseren er­fahrenen Weißrusslandfahrern erzählen und sie vorsorglich um ihre Unterstützung bitten, lachen sie.
Ihr werdet Euch wundern – es wird alles organisiert sein. Wartet es ab!
Und so geschah es.
Kurz vor unserer Abreise ruft der Dolmetscher an und fragt nach, ob es Änderungen im Plan gäbe. Nein – es gibt keine und die Ankunft mit dem Zug in Kalinkovichi teilen wir nach unserer Ankunft mit.
Nein, nein, klärt er uns auf, ihr werdet nicht mit dem Zug fahren werden. Ihr werdet mit dem Auto am Hotel abgeholt. So geschieht es.

Walerias Vater und der Dolmetscher treffen pünktlich ein. Walerijas Opa hat seinen 20 Jahre alten Jetta zur Verfügung gestellt. Wir fahren über die endlos gerade Straße von Go­mel 120 km nach Westen.
Die Landschaft ist flach wie Brett. Ab und zu etwas Wald und dann wieder weite freie land­wirtschaftliche Nutzflächen und weitläufige Moorlandschaften.
Das Land ist hier sehr dünn besiedelt. Wir erfahren, dass die landwirtschaftlichen Produkte aus ihre radioaktive Strahlung regelmäßig untersucht werden. Privates Gemüse kann man zur Untersuchung bringen.
Wild bleibt hier unbehelligt, weil die verstrahlten Gebiete zu nah sind und das Wildfleisch belastet ist.
Neben der Straße bemerken wir Ölförderpumpen. Das geförderte Öl reicht jedoch nicht, um den Bedarf Weißrusslands zu decken.
Nun kommen wir nach Kalinkovichi. Die Stadt hat keinen Altstadtkern, wie wir ihn von un­seren Städten kennen. Alles ist weiträumig. Eine Einkaufsstraße in unserem Sinne finden wir nicht vor.

Zwischen ein paar von Wohnblocks flankierten Fahrbahnen hindurch kommen wir in Stra­ßen in denen beidseitig hinter breiten Sandstreifen Holzhäuser stehen, deren Grundstücke ausnahmslos von hohen Zäunen umgeben sind. Vor einem gepflegten Anwesen halten wir. Das ist Walerijas Zuhause.

Herzlich werden wir von Walerijas Mutter in den Arm genommen. Der kleine Bruder be­grüßt uns freundlich, aber Walerija ist nicht da. Erst nun erfahren wir, dass Walerija sich noch in einem Sanatorium aufhält. Ihre Magenprobleme machten das erforderlich. Ihre El­tern wollten uns aber unbedingt kennenlernen. - Und sie werden uns auch beherbergen.

Die Gespräche mit allen Eltern unserer Gastkinder haben immer wieder das selbe Ergebnis. Nach den beiden vierwöchigen Aufenthalten in unser Region hat sich das Immunsystem ihrer Kinder gebessert.
Die Folgen des Unfalls von Tschernobyl wirken auf die Kinder von heute weiter ein. Sie benötigen nicht mehr so sehr die wirtschaftliche Unterstützung. Eine gute Weile Aufenthalt bei und in unserer „unbelasteten“ Umwelt hilft diesen Kindern enorm.
Helfen Sie mit. Der Altkirchenkreis Wunstorf nimmt vom 30. Mai bis 27.Juni 2012 Kinder aus Weißrussland auf. Wer sich dazu näher informieren möchte kann das bei Frau Gisela Uhl, Tel: 05033-971832

Bürgerreporter:in:

Manfred Forreiter aus Wunstorf

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