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Zitronen am Bahnsteig

  • Der Pressefotograph bringt die Bürgermeister zum Lächeln - obwohl die Situation nicht zum Lachen ist.
  • hochgeladen von Sören-Helge Zaschke

Verärgerte Bürgermeister von Kirchhain, Stadtallendorf und Neustadt trafen sich am 12. November zu einem Pressetermin am Stadtallendorfer Bahnhof. Grund dafür war die Behauptung des Bürgermeisters von Fronhausen, dass sie sich haben ködern lassen, für die Streichung von Zughalten zwischen Marburg und Gießen zu stimmen.

Hintergrund für die Unterstimmigkeiten ist die Idee, durch Streichung von Zughalten zwischen Gießen und Marburg für einen RegionalExpress-Stundentakt zwischen Marburg und Frankfurt zu sorgen. Das hätte nicht nur den Vorteil, dass die vielen Marburger schneller ans Ziel kämen - mit einer Einsparung von etwa zwölf Minuten pro Fahrt - sondern würde bessere Anschlüsse für Busbenutzer oder Umsteiger auf die Kurhessenbahn ermöglichen.
Ein weiteres Argument ist die Möglichkeit, dass man durch eine Verlängerung des Zuglaufs bis Treysa sogar durchlaufende Verbindungen bis Kassel schaffen könnte. In diesem Falle würden sich die Verbindungen nach Süden für die Einwohner Nordhessens deutlich verbessern. Davon würden auch die Städte Kirchhain, Stadtallendorf und Neustadt profitieren, da sich stündlich eine schnelle Verbindung nach Gießen und Frankfurt ergeben würde.

Verständlicherweise findet diese Idee bei den Gemeinden zwischen Gießen und Marburg wenig Zustimmung. Andererseits gibt es zur Zeit schon ein Ungleichgewicht zwischen Zahl der Halte und Zahl der Einwohner bzw. Bahn-Nutzer. So halten auch an kleinen Stationen wie Friedelhausen unter der Woche täglich 57 Züge. In Fronhausen, wo einige Züge mehr halten, sind es sogar 64. Zum Vergleich dazu: In Stadtallendorf, dem größten Ort zwischen Marburg und Kassel, halten nur noch 58 Züge. Dort gibt es außerdem das Problem, dass seit der Einführung des Mittelhessen-Express zwei von drei Zügen in nur zehn Minuten Abstand fahren, so dass man außer morgens fast eine Stunde Wartezeit zwischen den Zügen hat. Außerdem gibt es in den stark nachgefragten Zeiten am Nachmittag keine zusätzlichen Züge zur Verdichtung des Angebots mehr - die wurden nämlich inwischen alle gestrichen.

Eine Verlängerung von in Marburg endenden Zügen bis Stadtallendorf ist unabhängig davon möglich, wieviele Halte zwischen Marburg und Gießen eingelegt werden. Ein Beispielfahrplan dafür fand sich 2011 für kurze Zeit in der Fahrplanauskunft. Das wahre Hindernis sind nur die Kosten.

Bei einigen der Gemeinden, die Zughalte verlieren sollen, herrscht offensichtlich die Ansicht, dass Stadtallendorf und die Nachbargemeinden daran schuld sind. So finden sich entsprechende Kommentare schon bei einem Artikel der Oberhessischen Presse vom Dezember 2012.

Der Hessische Rundfunk hat sich dem Thema außerdem im Magazin MEX am 4.9.2013 angenommen. Im wesentlichen handelt der Beitrag von den Streichungen von Halten an der Main-Weser-Bahn und in Wallenrod sowie der nicht mehr befahrenen Lumdatalbahn. Wobei in Wallenrod gar keine Zügen mehr halten, während an der Main-Weser-Bahn noch ein stündliches Angebot bleibt - auch wenn man bei den gezeigten Interviews leicht den Eindruck haben kann, dass dort ganze Bahnstationen stillgelegt würden. Und auch hier gibts Hiebe für Stadtallendorf, wenn vor dem Bahnhof Fronhausen sich ein Bürger beschwert: "Nur um etwa 15 Minuten Fahrtzeit einzusparen für Marburg und Stadtallendorf. Für mich ist das ein Stück Arroganz, das kann man ruhig so laut sagen."

Trotz der eindeutigen Nachteile für Fronhausen und die Nachbarorte sind die jetzigen Beschwerden übertrieben. Schließlich wird auch weiterhin mindestens stündlich ein Zug in Fronhausen halten - im Gegensatz zu Renzendorf an der Vogelsbergbahn, wo sogar der Bahnsteig abgesperrt und mit einem "Vertreten verboten"-Schild versehen wurde. Wahrscheinlich soll das verhindern, dass sich dort jemand an den Bahnsteig stellt und doch noch ein Zug aus Mitleid hält.
Außerdem wurden in den letzten Jahren die Zahl der Halte in Fronhausen erhöht, während sie in Stadtallendorf zurückgingen. Bei der Einführung des Mittelhessen-Express Ende 2006 stieg die Anzahl der Halte in Fronhausen von 53 auf 58, während sie in Stadtallendorf von 62 auf 59 reduziert wurde.

Wenn wie angekündigt drei zusätzliche Züge zwischen Gießen und Marburg eingesetzt werden sollen, um einen Teil der eingesparten Halte auszugleichen, dann wird dadurch das Ungleichgewicht zwischen den Streckenabschnitten südlich und nördlich von Marburg weiter erhöht. Die Städte Kirchhain, Stadtallendorf und Marburg haben somit einen guten Grund, sich abgehängt zu fühlen.

Der Pressetermin der Bürgermeister am Bahnhof war mit 14 Uhr übrigens gut gewählt worden. Um diese Zeit steht für etwa zehn Minuten ein Zug auf Gleis 3, der sich von einem InterCity überholen lassen muss.

Links
OP: Drei Bürgermeister wehren sich (13.11.2013)
OP: Pyrrhus-Sieg, der vielen schadet (12.11.2013)
OP: Mehrheit will die Bahn in den Takt bringen (18.12.2012)

Mit dem FLIRT bis Stadtallendorf (19.10.2011)
Schlechter Bahnreisen auf der Main-Weser-Bahn (4.9.2010)

MEX: Wo Bus und Bahn die Hessen stehen lassen (04.09.2013)

Main-Weser-Bahn im Takt

  • Der Pressefotograph bringt die Bürgermeister zum Lächeln - obwohl die Situation nicht zum Lachen ist.
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  • Während die Bürgermeister für die Presse posieren, wartet links eine Lok der Baureihe 155 auf ihren Einsatz, während rechts der Mittelhessen-Express wartet.
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  • Fronhausen mit Schienenesatzverkehr - der ist aber nur baustellenbedingt.
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  • In der romantischen Bahnanlage von Wallenrod fahren alle Züge jetzt durch.
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  • Tüchtige Bürger haben dafür gesorgt, dass wieder Gleise vor dem Bahnhof Ernsthausen-Wambach liegen - leider sind sie zu kurz für den Zugverkehr.
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  • Als am 14.11.2013 in Stadtallendorf außerplanmäßige Zughalte für den RegionalExpress angekündigt werden, sorgt das bei den Nutzern nicht für Begeisterung.
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