Künstler, Maler, Pädagoge - Zum 100. Geburtstag von Wilfrid Perraudin am 3.12.2012

Das Bild "Taube 2002" auf dem Katalog zur Ausstellung mit Bildern des Malers Wilfrid Perraudin im Rathaus in Marburg | Foto: Rotary Club Marburg
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  • Das Bild "Taube 2002" auf dem Katalog zur Ausstellung mit Bildern des Malers Wilfrid Perraudin im Rathaus in Marburg
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Aus Anlass des 100. Geburstages des Malers Wilfrid Perraudin veranstaltet der Rotary Club Marburg im Foyer des Marburger Rathauses eine Ausstellung mit Bildern des Künstlers. Der Präsident des RC Marburg Prof. Dr. Bernhard Maisch hat den nachfolgenden Text an den Beginn des Ausstellungskataloges gestellt:

Wir tragen mit dieser Ausstellung Splitter zusammen zu einem Bild des Menschen und Künstlers Wilfrid Perraudin. Diese Splitter sind schwer und leichtgewichtig, groß- und kleinteilig. Sie sind Gedankensplitter unserer Erinnerung und seine Bilder, die uns von ihm geblieben sind. Sie stammen von Wegbegleitern und Freunden aus verschiedenen Berufen und mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund und Kunstverständnis.

Wir, das Veranstalterteam, haben sie eine sehr persönliche Ausstellung von Gemälden und Zeichnungen des Künstlers und Menschen Wilfrid Perraudin genannt. Fügen wir die Splitter zusammen, dann entsteht das Bild eines Europäers, der in Frankreich geboren wurde, dort und in Deutschland Kunst lehrte, und der in Freiburg, Marburg und auf Mallorca seine europäische Heimat fand. Er war ein lebensfroher Rotarier, charmant französisch im Umgang bis ins hohe Alter. Für uns ist er in der Erinnerung noch ganz lebhaft und präsent

Sein Frühwerk der sakralen Gegenwartskunst besteht aus der Gestaltung zahlreicher Kirchenfenster und Mosaiken. Sie gehören der Kunstrichtung der Klassischen Moderne an. Das Werksverzeichnis führt über 30 Projekte auf und belegt seine künstlerische Produktivität in dieser Phase seines Schaffens. Bedeutsame Beispiele sind die Klosterkirche St. Konrad, das Kloster Hegne, Allensbach mit dem 1963 entstandenen Altarmosaik; die Pfarrkirche St. Peter Lörrach 1964/65 mit seinem größten Betonwandmosaik von 220m2. Es war damals die größte Mosaiklichtbetonwand der Welt. Die Gestaltung der Fenster und des Kreuzwegs in der Pfarrkirche Maria Hinterzarten im 1962-63 gehören ebenso dazu, wie die lichtdurchfluteten Glasfenster der Pfarrvikarie St. Kaiser Heinrich, Dortmund Höchsten im Jahr 1967, bei denen der Weg zum Abstrakten in der sakralen Kunst besonders gut sichtbar wird.

Seine Einstellung in der von ihm gestalteten sakralen Kunst hat Wilfrid Perraudin einmal so beschrieben: „Ich wollte Jubel gestalten, Hoffnung auf Ewigkeit, nichts Trauriges, ein Fest für das Herz!“ - Seine Fenster und Mosaiken lassen diese Botschaft lebendig werden.

Seine späteren Werke als freischaffender Maler und Künstler in Freiburg, Marburg und auf Mallorca lassen sich unter der von ihm künstlerisch geprägten Richtung „abstrakt – figurativ“ zusammenfassen. Dies sind eigentlich kontradiktorische Begriffe, die Wilfrid Perraudin in seiner Malerei aber widerspruchsfrei vereint. Man findet Impulse von Pablo Picasso oder eine Hommage an Joan Miró. Motive wie Mutter und Kind 1954 und 1996, weibliche Akte als Zeichnung oder als Gouache „La Pudeur“ und das Stillleben mit rotem Mohn kehren wieder und sind doch „ewig jung“. Figurativ sind seine Porträts und gegenständlich bleiben Kompositionen wie Fischerboote, die ihn immer wieder faszinieren, so im Jahr 1957 und 1981. Das Bild Getreidefeld „Vor dem Sturm“ weckt Erinnerungen an Vincent van Gogh, aber er malt mit eigenem Pinselstrich und bleibt in seinem Stil. Er liebt Pferde und malt Pferdebilder mit oder ohne Porträts. Das Motiv die Taube, die in Zwiesprache mit dem Menschen Harmonie und Friede signalisiert, findet sich vielfach wieder. Eines seiner eindrucksvollsten Bilder „Taube 2002“ ist im Privatbesitz. Es verschönert den Umschlag unseres kleinen Ausstellungskatalogs.

Zur Biographie:
• Geboren am 3.12.1912 in Moulins-Engilbert in Burgund
• Kindheit und Jugend in Paris. Examen an der Académie Nationale Supérieure des Arts Décoratifs als jüngster Student mit 13 Jahren
• Privatschüler von Raoul Dufy
• Militärdienst in Syrien
• Studium an der Académie Nationale Supérieure des Arts Décoratifs und an der Académie des Beaux Arts, Kalarossi und La Grande Chaumière
• Meisterschüler von Jean Souverbie
• freischaffender Gebrauchsgrafiker und Maler
• Im 2. Weltkrieg als technischer Zeichner dienstverpflichtet und nach Deutschland zwangsversetzt 1949 bis 1952 Kunsterzieher in Paris
• 1953 bis 1978 in Freiburg Kunsterzieher am französischen Lycée Turenne, gefördert wurde Dr. Gombert, Direktor der Freiburger Städtischen Museen
• Erste Einzelausstellung im Suermondt-Museum in Aachen
• 1960-1983 „Sakrale Kunst der Gegenwart in Frankreich“ in Baden Baden
• ab 1960 öffentliche Aufträge für die Gestaltung von Kunstverglasungen, Lichtwänden und Mosaiken in zahlreichen Kirchen und öffentlichen Gebäuden Nord- und Süddeutschlands
• Auszeichnung „Chevalier dans l´Ordre des Palmes Académiques“
• 1974 Auszeichnung „Officier dans l´Ordre des Palmes Académiques“
• 1991-2006 freischaffender Maler in Marburg und auf Mallorca
• 1996 Medaille de Vermeille
• 2002 „Commandeur dans l´Ordre des Palmes Académiques“ bei Ausstellung in Nevers
• 2006 Goldmedaille der Académie Française für den Bereich „Art • Sciences • Lettres“
• Wilfrid Perraudin ist am 25. Mai 2006 in Palma de Mallorca gestorben und liegt mit seiner Frau Hildegard auf dem Bergäckerfriedhof in Freiburg-Littenweiler

Prof. Dr. Bernhard Maisch
Präsident des Rotary Club Marburg 2012-13

Die Ausstellungseröffnung findet am Dienstag, den 27. November 2012 um 18:00 Uhr im Rathaus in Marburg statt.

Die Bilder kann man täglich während der Öffnungszeiten des Rathauses sehen.

Bürgerreporter:in:

Herbert Köller aus Stadtallendorf

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