Kokastrauch Vorläufer moderner Betäubung

Die örtliche Betäubung hat einen fester Platz in der modernen Zahnmedizin | Foto: Initiative proDente e.V. Köln
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Viele bekannte Persönlichkeiten aus der Geschichte haben unter Zahnschmerzen gelitten. Schon die Pharaonen waren betroffen, wie Untersuchungen an Mumien gezeigt haben. Weitere berühmte Beispiele sind Johann Wolfgang von Goethe und George Washington. Vieles wäre Ihnen erspart geblieben, hätte es damals schon die Möglichkeit einer lokalen Schmerzausschaltung bei Zahnbehandlungen gegeben. Doch der Durchbruch gelang erst 1884.

Kokain war der erste Wirkstoff, den man zur örtlichen Betäubung in der Zahnheilkunde eingesetzt hat. Es entstammte ursprünglich dem in Südamerika beheimateten Kokastrauch. Schon den spanischen Eroberern fielen dessen vielfältige Wirkungen auf – kauten doch die Einheimischen Kokablätter zur Überwindung von Hunger, Kälte und Müdigkeit. Ein Nebeneffekt: Beim Kauen stumpfte das Gefühl in der Zunge ab.

Erste schmerzfreie Operation unter lokaler Betäubung
Nach vielen (Selbst-)versuchen von unterschiedlichen Persönlichkeiten aus der Medizinhistorie – darunter auch Siegmund Freud – führte der Augenarzt Carl Koller im Jahre 1884 eine erste Operation am Auge unter lokaler Betäubung durch. Er verwendete dazu 10 bis 20-prozentige Kokainlösung, die er auf das Auge seines Patienten träufelte, und erreichte eine völlige Schmerzfreiheit. Koller verwendete das Kokain also im Sinne einer Oberflächenanästhesie, die von selbst in das Auge eindrang. Verschiedene Zahnärzte injizierten danach Kokainlösungen mit Spritzen in das Zahnfleisch und in offene Zähne.

Betäubung einer Nervenbahn
William Stewart Halsted (1852-1922) war amerikanischer Chirurg und verabreichte sich ebenfalls im Selbstversuch Kokain-Injektionen zur Erprobung der Lokalanästhesie. Er spritzte die Kokainlösung als erster direkt in die Nähe des Unterkiefernerves und betäubte so die gesamte „Leitungsbahn“. Die Leitungsanästhesie war erfunden und etablierte sich in der Folge. Heute wird sie in jeder Zahnarztpraxis zur Betäubung der Unterkieferzähne eingesetzt – natürlich nicht mehr mit Kokain.

Schmerzfreie Behandlungen dank moderner Wirkstoffe
Da Kokain bekanntermaßen abhängig macht, musste ein anderer Wirkstoff her. Zudem waren die hohen Konzentrationen mit toxischen Nebenwirkungen verbunden. Anfang des 20. Jahrhunderts war es soweit. Der Wirkstoff Procain kam 1905 auf den Markt. Es war dem Kokain chemisch ähnlich allerdings ohne dessen Nebenwirkungen hervorzurufen. Zudem kombinierte man den Wirkstoff jetzt mit Adrenalin. Das Adrenalin hielt die Betäubung über einen längeren Zeitraum an der gewünschten Stelle. Ohne diesen Zusatz verflog die Wirkung allzu rasch und der Zahnarzt musste ständig von dem Medikament nachspritzen. Das wiederum rief irgendwann starke Nebenwirkungen bis hin zu Vergiftungserscheinungen hervor.

Gezielte Betäubung in der Zahnheilkunde heute
Bis heute ist die lokale Betäubung immer weiter entwickelt worden. Adrenalin oder andere gefäßverengende Zusätze, die den Wirkstoff eine Zeit lang an Ort und Stelle halten, werden auch heute noch verwendet. Für alle potentiell schmerzhaften Zahnbehandlungen stehen wirksame Betäubungen, Fachleute sprechen von lokalen Anästhesien, zur Verfügung. Sie können je nach Art und Umfang des Eingriffs genau dosiert werden und gelten nach über 120 Jahren Erfahrung als sehr wirksam und sicher.

Kontakte:
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dirk.kropp(at)prodente.de

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Landeszahnärztekammer Hessen

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Rhonestr. 4,
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Bürgerreporter:in:

Herbert Köller aus Stadtallendorf

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