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Häusliche Gewalt - Zahnärzte wollen betroffenen Frauen Signale geben

  • Häufig sind Zahnärzte die ersten Zeugen nach einem gewalttätigen Ereignis.
  • Foto: üpixelio über Landeszahnärztekammer Hessen
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Erste Fortbildung für Zahnärzte gegen Häusliche Gewalt

„Häusliche Gewalt“ stand am 25. Januar 2012 erstmalig im Mittelpunkt einer großen, gemeinsamen, zahnärztlichen Fortbildungsveranstaltung der Landeszahnärztekammer Hessen, des Zahnärztlichen Vereins zu Frankfurt am Main 1863, der Zahnärztlichen Gesellschaft in Hessen und des Hessischen Sozialministeriums.

An dem Aktionsnachmittag, für den der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner die Schirmherrschaft übernommen hatte, nahmen rund 120 interessierte Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie deren Praxismitarbeiterinnen im Haus der Landeszahnärztekammer Hessen in Frankfurt-Niederrad teil. Unter den Teilnehmern der Fortbildung waren auch Zahnärzte aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf.

„Aufgrund der durch Häusliche Gewalt hervorgerufenen Verletzungen im Kopf-, Gesichts- und Mundbereich gehören wir Zahnärztin und Zahnarzt oft zur ersten Anlaufstelle betroffener Frauen. Daher ging es in der Veranstaltung darum, das gesamte Praxisteam nach der Devise „Erkennen – Ansprechen – Dokumentieren – Weiterhelfen“ an die vielfältigen Aspekte Häuslicher Gewalt heranzuführen.“ Dies erläuterte Dr. Claudia Bonn-Spitzhüttl vom Vorstand der Zahnärzte im Kreis Marburg.

„Gewalt ist ein in unserer Gesellschaft tief verwurzeltes Phänomen, dass als solches oft im Focus der Wahrnehmung steht“, betonte Dr. Giesbert Schulz-Freywald, Vizepräsident der LZKH in seinem einleitenden Grußwort. Gezielte Wahrnehmung von Gewalt reiche von „Grimms Märchen über die Ikonografie des Kinos bis hin zur Institution Tatort am Sonntagabend“. Der Aktionsnachmittag richte sich jedoch auf eine Form der Gewalt, der auch von zahnärztlicher Seite noch mehr Aufmerksamkeit und Kenntnis zuteilwerden müsse. Viele Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner seien sicher, noch nie einen Fall von häuslicher Gewalt auf dem Behandlungsstuhl gehabt zu haben; dies könne jedoch auch an einer Unkenntnis der spezifischen und doch subtilen Zeichen dieser Art von Gewaltanwendung liegen.

Auch Professor Dr. Dr. Dr. Robert Sader, der als Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main moderierend durch die Veranstaltung führte sowie Nancy Gage-Lindner als Vertreterin des Hessischen Sozialministeriums verdeutlichten in ihren einleitenden Worten das Desiderat gemeinsamer Gewaltpräventionsmaßnahmen und akzentuierten den bisherigen Beitrag der eigenen Institutionen.

Die anschließenden Referate, warfen von je unterschiedlicher Perspektive ein Schlaglicht auf das Phänomen Häusliche Gewalt und die (zahn)medizinischen, sozialen und juristischen und Ansätze zu seiner Erkennung, Dokumentierung und Vermeidung. In diesen Beiträgen stand die Gewalt gegen Frauen im Fokus, was in der Diskussion auch kritische Stimmen hervorrief. Auch Männer werden Opfer häuslicher Gewalt - nur macht die Offenlegung der Misshandlungen den Mann zum Gespött und Träger eines sozialen Schandmals, was die zu vermutende Dunkelziffer immens erhöht.

Den Abschluss des Aktionsnachmittags, der aufgrund der sehr regen Diskussion und der vielen Nachfragen den ursprünglich vorgegebenen Zeitrahmen deutlich ausdehnte, machte die Vorstellung des Dokumentationsbogens und der Dent-Doc-Card, die dem Zahnmediziner als Checkliste und zur gerichtssicheren Feststellung der vorgefundenen Verletzungen dienen.

„Das große Interesse unserer Mitglieder an dieser brisanten Thematik zeigt uns, wie wichtig es ist, im Interesse aller von Gewalt Betroffenen weiter zu informieren und zu sensibilisieren“, betonte Antje Köster-Schmidt vom Vorstand der Landeszahnärztekammer Hessen.

„Vonseiten der anwesenden Zahnärztinnen und Zahnärzte wurde auch der Wunsch laut, in den Praxen deutliche Hinweise zur Verfügung stellen zu können, die den Opfern unter den Patienten signalisieren, dass sie hier sachkundige Hilfe angeboten bekommen.“ Das berichtete am Ende dieses spannenden Fortbildungsnachmittages Zahnarzt Jochen Köller aus Stadtallendorf. „Besonders hervorheben möchte ich, dass Hessens Sozialminister Stefan Grüttner darüber hinaus die Erarbeitung eines detaillierten Praxisleitfadens für das zahnärztliche Fachpersonal ankündigte. Das wird allen Kolleginnen und Kollegen sicher eine große Hilfe beim Umgang mit diesem sensiblen Bereich sein.“

Kontakt:
Landeszahnärztekammer
Hessen
Annette C. Borngräber
Rhonestr. 4,
60528 Frankfurt
069 427275-114 E-Mail: borngraeber@lzkh.de Internet: www.lzkh.de

  • Häufig sind Zahnärzte die ersten Zeugen nach einem gewalttätigen Ereignis.
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  • Dr. Antje Köster-Schmidt von der Landeszahnärztekammer Hessen leitete die Fortbildung
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  • Prof. Dr.Dr.Dr. Robert Sader aus Frankfurt führte moderierend durch eine hochinteressante und brandaktuelle zahnärztliche Fortbildung
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GewaltpräventionZahnärzteGewalt gegen Frauenhäusliche GewaltZahnärztliche Fortbildung

3 Kommentare

> "In diesen Beiträgen stand die Gewalt gegen Frauen im Fokus, was in der Diskussion auch kritische Stimmen hervorrief. Auch Männer werden Opfer häuslicher Gewalt - nur macht die Offenlegung der Misshandlungen den Mann zum Gespött und Träger eines sozialen Schandmals, was die zu vermutende Dunkelziffer immens erhöht."

Eben!
Wer von häuslicher Gewalt spricht, sollte das frei von Alter oder Geschlecht machen, denn das geht querbeet - alt schlägt jung und umgekehrt, weiblich schlägt ebenso wie männlich geschlagen wird, Mutter schlägt Kind und Kind schlägt Oma.

Vielen Dank für den Kommentar!
Ich stimme mit Ihnen überein. Allerdings sprechen die Statistiken auch eine ganz eindeutige Sprache. Der Sinn unserer Fortbildung war, eine Sensibilisierung für das Thema zu erreichen und uns Zahnärzten Hilfestellungen zu geben. Eigentlich erwarten wir als Zahnärzte, wenn wir von den Folgen häuslicher Gewalt sprechen, zunächst Verletzungen im Kiefer- und Gesichtsbereich. Aber das ist eben nicht alles. Unsere Kolleginnen und Kollegen erleben Patienten beiderlei Geschlechts, die sich aufgegeben haben, völlig desolate Gebisse haben und bei denen man erst nach einer langen Zeit des Aufbaus von Vertrauen die Gründe für diese "Selbstaufgabe" erfährt.

Was erschreckend ist: Es geht durch alle Gesellschaftsschichten, es sind beide Geschlechter betroffen und vor allem auch alle Altersgruppen. Derzeit arbeitet bei uns eine Arbeitsgruppe z.B. auch an der Problematik "Gewalt an pflegbedürftigen Menschen". Sie können sich vorstellen, dass noch ganz viel Arbeit zu leisten ist. Hier wollen und müssen wir Zahnärzte mit dabei sein, um einen Wandel zu erreichen! Wir sind oftmals die ersten (siehe oben), die die Folgen eines Ereignises zu sehen bekommen und unserer Dokumentation kommt größte Bedeutung zu.

> "an der Problematik "Gewalt an pflegbedürftigen Menschen". Sie können sich vorstellen, dass noch ganz viel Arbeit zu leisten ist."

Ja, auch das ist häusliche Gewalt.

Dann herrscht ja EInigkeit, schön :)

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