Buchplauderei über meine im Monat September 2022 gelesenen Bücher

Bild: Günter Presnitz

Der französische Schriftsteller Marie-Henri Beyle, der unter dem Pseudonym Stendhal Romane schrieb, sagte einmal:
„Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers.“

Diesen Monat will ich Euch wieder drei Romane vorstellen.

Der erste Roman trägt den Titel „Die Buchhandlung der Träume“ und wurde von Christina di Canio geschrieben. Der Titel und das Cover haben mich sofort angesprochen.
Ninas Buchhandlung ist etwas ganz Besonderes - bei ihr gibt es eine besondere Aktion:
Jeder Kunde kann dem nächsten Kunden der Buchhandlung anonym ein Exemplar von dem Buch schenken, das ihn am meisten bewegt hat - ohne zu wissen, wer der nächste Kunde sein wird.
Die Idee, ein Buch an Unbekannte weiter zu verschenken, beflügelte meine Phantasie.
Leider hat der Klappentext etwas völlig anderes suggeriert - ich dachte, es geht um Ninas Idee und war gespannt auf interessante Begebenheiten. Doch leider wurden meine Erwartungen enttäuscht. Die verschenkten Bücher und die "Folgen"  waren eher zweitrangig.
So gespannt und voller Vorfreude ich das Buch auch aufgeschlagen habe, so habe ich es am Ende doch mit einer leisen Enttäuschung zugeklappt.
Cristina Di Canio hat sich 2010 ihren Traum erfüllt und in Mailand die Buchhandlung »Il mio libro« eröffnet, die heute eine der bekanntesten unabhängigen Buchhandlungen Italiens ist. Berühmt ist ihre Initiative »Il libro sospeso«, bei der sich Kunden anonym Bücher schenken.

In "Jahre aus Seide", dem ersten Teil der Seidenstadt-Trilogie stellt uns Ulrike Renk die jüdische Familie Meyer vor, im Vordergrund steht die Tochter Ruth. Der erste Teil handelt von Ruths Kindheit in den 1920er und 1930er Jahren vor dem Weltkrieg.
Die Familiengeschichte der Meyers beruht auf einer wahren Begebenheit, viele Tatsachen sind Ruths Tagebuch entnommen.
Ulrike Renk zeigt auch mit diesem Roman, dass sie gut recherchierte historische Bücher schreiben kann. Authentische Dialoge und die Schilderung der Endphase der Weimarer Republik und der ersten Jahre der Nazi-Herrschaft lassen den Leser in diese Zeit eintauchen, mitempfinden und auch mitleiden.
Was ich als positiv empfunden habe, ist das Personenregister, das am Anfang des Romans zu finden ist und auch das Nachwort der Autorin, in dem sie dem Leser erklärt, wie es zu diesem Roman gekommen ist und welche Fakten und Personen wahr und welche fiktiv sind.

Der dritte Roman, den ich Euch heute vorstellen möchte, trägt den Titel „Die Schwester des Apachen“ und wurde von Lucia St.Claire Robson geschrieben.
Die Handlung spielt im Jahr 1840 an der Grenze zu Mexiko: Seit die Apachen von den Siedlern ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden, erweist Lozen, eine mutige junge Squaw, sich als geschickte Pferdediebin - die Tiere folgen Lozen einfach, wenn sie zu ihnen spricht. Eines Tages sieht sie in einer Vision den Angriff amerikanischer Truppen vorher und kann so zahlreichen Stammesmitgliedern das Leben retten.
Lozens Gabe wird bald überlebensnotwendig, als sich die brutalen Übergriffe häufen.
Die Geschichte von Lozen ist dramatisch und geht unter die Haut. Die Kultur und Geschichte ist hervorragend recherchiert und zeigt einen tiefen EInblick in die Welt der Apachen. Die Kapitel werden immer wieder mit Mythen dieses Volkes eingeleitet, was eine völlig neue Welt eröffnet.
Dieser Roman bricht allerdings mit der Winnetou-Romantik, er beschreibt die brutale Realität über die systematische Vernichtung eines Volkes.
Die Autorin stellt die Indianer nicht als "edle Wilde" dar, sondern als das, was sie gewesen sind:
ein stolzes naturverbundenes Volk, von dem man viel hätte lernen können.
Zudem haben die Personen, die in ihren Büchern vorkommen, wirklich existiert, wie man selbst recherchieren kann.

Allzeit eine gute Buchauswahl wünscht Euch Sabine

Bürgerreporter:in:

Sabine Presnitz aus Schwabmünchen

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