Buchplauderei im Oktober

Jeder historische Roman vermittelt ein ausgezeichnetes Bild von der Epoche, in der er spielt, das stellte schon Kurt Tucholski fest!
Das ist auch mit ein Grund, warum historische Romane zu meinem Lieblingslesestoff zählen.

Diesen Monat habe ich, wie ich beim Zusammensuchen meiner gelesenen Bücher feststellen konnte, ausschließlich zu solchen Büchern gegriffen. Wer also kein Freund historischer Romane ist, kann es sich ersparen meine Buchplauderei zu lesen, obwohl vielleicht findet der ein oder andere doch Gefallen an einem vorgestellten Buch.

Einer meiner Lieblingsschriftsteller von historischen Romanen ist Peter Dempf. Er wurde 1959 in Augsburg geboren und lebt auch heute noch mit seiner Familie dort.
Viele seiner Romane spielen in Augsburg, was sicher mit ein Grund ist, dass ich diese Bücher gerne lese. Es macht den besonderen Reiz aus, wenn man sich die Örtlichkeiten vor seinem geistigen Auge erstehen lassen kann.
Peter Dempf lehnt die oft gebräuchliche Unterscheidung zwischen Unterhaltungsliteratur und sogenannter "ernster" Literatur ab. Er will nicht nur spannende Lektüre bieten, sondern auch Wissen vermitteln und einen fundierten Zugang zu den geschilderten Zeiten aufzeigen.
Der Roman „Die Sterndeuterin“ ist Anfang des 16. Jahrhunderts angesiedelt und zwei der bedeutendsten Städte dieser Zeit bilden die Kulisse für seinen Roman, Augsburg und
Venedig – damalige Wirkungsstätten der Fugger.
Der Roman erzählt die Geschichte Katrin Buschmanns, der Tochter eines Instrumenten-bauers. Vater Buschmann arbeitet an einer Horoskopmaschine, die angeblich die Zukunft berechnen kann. Doch dann wird er ermordet. Der Verdacht fällt auf seinen Gesellen Florint, dem Katrin zärtliche Gefühle entgegen bringt. Sie glaubt an seine Unschuld und folgt ihm ohne sein Wissen, als er als Gefangener nach Venedig verschleppt wird. Dort im düsteren und geheimnisumwobenen Venedig erfüllt sich beider Schicksal.

Schicksale werden auch in der großen Auswanderersage „Im Land der Feuerblume“ von Carla Federico durchlebt. In ihrem Erstlingsroman lässt die Autorin die Welt der deutschen Auswanderer im 19. Jahrhundert in Chile lebendig werden. Sie bringt ihren Lesern das von harter Arbeit, Sorgen und Nöten geprägte Leben ihrer Romanfiguren in einem einprägsamen und bildhaften Erzählstil nahe. Aber auch große Gefühlen und starke Emotionen sowie Sehnsüchte und Träume schlagen die Leser in ihren Bann..
Die Begeisterung der Autorin für das Land Chile ist dem Buch in seinem gut recherchierten Geschichtswissen ebenso anzumerken wie auch in ihren grandiosen Landschaftsschilderungen. Zwei Karten und ein Personenverzeichnis sowie historische Anmerkungen der Autorin runden den Roman ab.
Erwähnenswert ist sicher, dass inzwischen zwei Fortsetzungen erschienen sind, die bis ins
20. Jahrhundert reichen, „Jenseits von Feuerland“ und „Im Schatten des Feuerbaums“.

Emotionen kochen auch in dem biografischen Roman „Die Gewölbe des Doktor Hahnemann“ hoch.
Samuel Hahnemann wurde 1755 in Meißen geboren und gilt als Erfinder der Homöopathie.
Sein „Organon der rationalen Heilkunde“ ist bis heute ein Standardwerk für homöopathische Ärzte geblieben.
Natürlich waren seine Erkenntnisse und Heilmethoden den damaligen Medizinern ein Dorn im Auge und mehr als einmal musste Hahnemann mit seiner Familie sein Heil in der Flucht suchen.
Guido Dieckmann hat für seinen Roman vielfältige Quellen herangezogen, die sich mit dem historischen Umfeld und den medizinischen Kenntnissen des 18. und 19, Jahrhunderts auseinandersetzten. Durch diese fundierten Recherchen ist es ihm gelungen, ein äußerst realistisch dargestelltes Buch zu schreiben, bei dem man nur schwer zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden kann. Inwieweit die Geschehnisse der Realität entsprachen, kann man am Ende des Romans nachlesen.

Realitätsbezogen ist auch das Jugendbuch, das ich Euch als letztes vorstellen möchte. Boy Lornsen ist den meisten sicher für sein Erstlingswerk „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ ein Begriff. Viele seiner historischen Jugendbücher befassen sich mit Ereignissen der Geschichte. Er versucht, seinen Lesern historische Personen ohne falschen Pathos und Glorifizierungen vorzustellen. So hält sich auch das Buch „Klaus Störtebeker“ an die Realität ohne allzu viel Seeräuber-Romantik heraufzubeschwören. Er beschreibt in einer äußerst bildhaften und schön formulierten Sprache den Werdegang des Piraten Störtebeker, der im 14. Jahrhundert der berühmteste Anführer der Vitalienbrüder und Likedeeler war. Die Seeräuber trieben damals ihr Unwesen in Ost- und Nordsee und fügten vor allem der Hanse große Schäden zu. Deshalb verstärkte insbesondere die Hansestadt Hamburg die Anstrengungen zur Verfolgung der Piraten und war schließlich erfolgreich. Am 20. Oktober 1401 wurde Klaus Störtebeker mit rund 30 seiner Gefährten hingerichtet.
Doch der Mythos Störtebeker war geboren und mit ihm die Geschichte eines ungeahnten Goldschatzes.

Wir Buchliebhaber brauchen keinen Goldschatz um glücklich zu sein. Uns genügt unser Bücherschatz, denn, wie schon Thomas Carlyle bemerkte:
Ein Bücherschatz ist wie ein geistiger Baum, der Bestand hat und seine köstlichen Früchte spendet von Jahr zu Jahr, von Geschlecht zu Geschlecht.
Also genießt Eure Früchte und die restlichen Oktobertage!

Sabine

Bürgerreporter:in:

Sabine Presnitz aus Schwabmünchen

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