Freier Blick vom Kobel auf den Bismarckturm

Spielende Kinder. Im Hintergrund ist die St. Galluskirche und der Bismarckturm in Steppach zu sehen
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  • Spielende Kinder. Im Hintergrund ist die St. Galluskirche und der Bismarckturm in Steppach zu sehen
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Ortshistorischer Arbeitskreis Steppach zeigt Fotos und Dokumente aus längst vergangener Zeit. 1200 Bilddokumente in den vergangenen zwei Jahren gesammelt und ausgewertet

Mit einer bunten Auswahl an Zeitdokumenten gewährte der Ortshistorische Arbeitskreis Steppach zum zweiten Mal Einblicke in längst vergangene Zeiten. Rund 1200 Fotos und Bilddokumente wurden bisher gesammelt. Mit 180 Dokumenten aus dem Leben der Steppacher, verschiedene Gewerbebereiche, Sport, Feste und nicht Alltäglichem hat die Arbeitsgruppe eine zweistündige Bilderpräsentation zusammengestellt, das reges Interesse fand. Im vollbesetzten Pfarrsaal in St. Raphael moderierte Peter Jäger und Udo Gruber aus ihrer intensiven Sammelaktion.
„Freier Blick vom Kobel auf den Bismarckturm“, so Peter Jäger und zeigte eine Reihe Postkarten und Fotos aus vergangenen Zeiten. Mit Ochsenkarren und Pferdefuhrwerken war man unterwegs und Landwirtschaft galt noch als Handarbeit. Einblicke in Steppacher Gewerbe zeigen Fleischereimeister Xaver Kapfer hinter seinem Tresen. „Der Fleischsalat war lecker“, so kam es aus dem Publikum. Einige erinnerten sich auch noch an die historische Perlmuttwarenfabrik an der Ulmer Straße und die erste Tankstelle. Joseph Mayers Fuhrunternehmen war mit einem Vomag LKW aus dem Baujahr 1925 unterwegs. Ein riesiges Gefährt mit Vollgummibereifung und Startkurbel mit dem hauptsächlich Sand transportiert wurde.
Die Steppacher wussten aber auch Feste zu feiern. Da gab es den „Hunnenball“ im Gasthof Fuchs und Festumzüge zum 80jährigen Bestehen der Feuerwehr. Sternsinger und goldene Hochzeiten, Krippenspiel und Sportlerfeiern. Ein Beleg aus dem Jahr 1770 beweist, dass die königliche Reisegesellschaft von Marie Antoinette in Steppach Halt gemacht hatte und die Musikanten seinerzeit je zwei Gulden und 24 Kreuzer Lohn für ihre Unterhaltung erhielten. Besondere Talente hatten die Steppacher ebenfalls vorzuweisen. Bekannte Fußballer und mit Konrad Kopp auch einen spendablen Förderer der Gemeinde und des Turnvereines sind im Fundus. Ein erstauntes Raunen ging durch den Saal als der bekannte „Mussinan-Marsch“ eingespielt wurde. Peter Jäger erklärte, dass diese Melodie auf den Steppacher Pfarrer Josef Wilhelm Eberle (von 1859 bis 1884 Pfarrer in Steppach) zurückzuführen sei. Er komponierte diesen Marsch, der später von C. Carl noch verfeinert wurde. Eberle war musikbegeistert und außerdem Begründer der Freiwilligen Feuerwehr Steppach.
Auf alten Landkarten aus dem Fundus des königlich bayerischen Katasteramtes hieß Steppach noch „Steppen“ oder „Stöppach“ und unweit entfernt war auch der Platz für einen Galgen zu erkennen. Aus einer Volksschulstellenbeschreibung gibt es eine nette Ortsbeschreibung „Steppach liegt in einer freundlichen Talmulde mit Obstbäumen und das Klima ist gesund und milde“ und von 634 Einwohnern war 631 katholisch. Das amüsiert die Zuhörer und auch, dass auf alten Postkarten ein Sprachgebrauch gepflegt wurde, der heute längst vergessen scheint. „Wohlgeborenes Fräulein Steinle“ oder „An den Zögling im königlichen Studienseminar“ wie auch „hast du gewiss in Donauwörth geraucht“ ist ein uriger Rückblick auf Sprache und Gewohnheiten aus der Vergangenheit. Wehmut rührt sich allerdings, wenn man die alten Lindenbäume in der Kreppenstraße betrachtet, in der heute Beton herrscht.

Bürgerreporter:in:

Sigrid Wagner aus Neusäß

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