Interview mit Neusäß Bürgermeister Hansjörg Durz

Neusäß Bürgermeister Hansjörg Durz
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myheimat: Herr Durz, Sie haben sich zu Beginn Ihrer Amtszeit hohe Ziele gesteckt. Sie wollten beispielsweise das Rathaus transparenter und für die Menschen zugänglicher machen. Inwiefern konnten Sie dieses Vorhaben umsetzen?

Durz: In verschiedenen Bereichen konnten wir bereits Verbesserungen für die Bürgerinnen und Bürger umsetzen, so haben wir zum Beispiel die Öffnungszeiten im Rathaus erweitert. Die Planungen für ein Bürgerbüro und ein barrierefreies Rathaus mit rollstuhlgerechtem Zugang zum Sitzungssaal sind nahezu abgeschlossen. Die Umsetzung soll in den nächsten Jahren erfolgen.

myheimat: Im März dieses Jahres konnten 22 Büros Ideen zur Neugestaltung der Neusässer Stadtmitte vorlegen. Was wird nun weiter mit diesen Ideen geschehen bzw. was ist bereits geschehen und welche Pläne werden konkret umgesetzt?

Durz: Nachdem im März ein Sieger des Wettbewerbs gekürt worden war, haben wir die Öffentlichkeit, also alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, beteiligt. Zunächst wurden alle Vorschläge in einer Ausstellung präsentiert. Nach der Auftaktveranstaltung wurden Ideenspaziergänge, Bürger- und Konsenswerkstatt durchgeführt. Das Ergebnis der Konsenswerkstatt, das sowohl die Vorstellungen der Planer als auch die der Öffentlichkeit beinhaltet, wurde dann vom Stadtrat als Grundlage für die weitere Entwicklung beschlossen. Jetzt geht es an die schrittweise Umsetzung dieser Ergebnisse, zunächst vor allem um die Fortführung der konkreten Planungen. Bewegung kam in die Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern. Konkrete Gestalt nimmt die Zukunft des Glogger-Areals an, hier soll bereits 2010 mit dem Bau begonnen werden.

myheimat: Der Bebauungsplan sieht in diesem Bereich ein neues Einkaufsareal vor. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Entwicklung des Gewerbes in Neusäß?

Durz: Richtig, auf dem Glogger-Areal sollen zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten entstehen. Wir wollen ganz bewusst unsere wohnortnahe Einzelhandelsstruktur im Innenbereich erhalten und stärken. Darüber hinaus ist aktuell ein neues Gewerbegebiet an der Entlastungsstraße/Nord-Süd-Spange geplant, das hauptsächlich dem produzierenden Gewerbe Raum bieten soll. Hier denken wir vor allem an Neusässer Betriebe, die sich erweitern wollen.

myheimat: Neusäß erhielt durch einen Wettbewerb ein neues Logo. Sind Sie mit der Wahl zufrieden?

Durz: Ich bin mit der Wahl des Logos sehr zufrieden. Mir gefällt besonders gut daran, dass das historische Neusäß durch das Wappen und das moderne Neusäß durch das N charakterisiert wird. Somit wird die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden.

myheimat: Dieses Jahr wurden Planungen zur Erweiterung des Erlebnisbades Titania um einen Kinderbereich vorgestellt. Dieser Bau soll etwa 3,9 Millionen Euro kosten. Wird das ein großes Loch in die Haushaltskasse reißen und muss dafür woanders gespart werden?

Durz: Es ist richtig, dass der Stadtrat den Kinderbereich im Titania aufwerten möchte. Die Planungen hierzu wurden dem Stadtrat vorgestellt, die konkrete Umsetzung aber noch zurückgestellt. Da die Steuereinnahmen aktuell rückläufig sind, soll diese Maßnahme dann umgesetzt werden, wenn die Kosten kein großes Loch in die Haushaltskasse reißen.

myheimat: Ende letzten Jahres sollte die Pro-Kopf-Verschuldung nur noch 40 Euro betragen. Konnte das Ziel erreicht werden? Wie sieht die Schuldensituation momentan aus?

Durz: Das Ziel konnte erreicht werden. Wir haben jetzt eine Pro-Kopf-Verschuldung von 32,45 Euro, wobei unsere Rücklagen den Schuldenstand deutlich überschreiten.

myheimat: Neusäß kann mit Stolz von der Eröffnung des Freiwilligen-Zentrums berichten. Erst kürzlich wurde diese Einrichtung eingeweiht. Wie unterstützen Sie diese Institution?

Durz: In der Tat sind wir sehr stolz auf unser neues Freiwilligen-Zentrum und vor allem auf die vielen Ehrenamtlichen, die sich hier bereits engagieren. Als Stadt stellen wir dem Freiwilligen-Zentrum die Räumlichkeiten und die Einrichtung wie Computer und Schreibtisch zur Verfügung. Außerdem übernehmen wir die Personalkosten für die dort festangestellte Teilzeitkraft.

myheimat: Ein großes Projekt für Neusäß und auch dessen Sorgenkind war der Fugger-Express. Zu niedrige Bahnsteige, ein zu kurzer Bahnhof und die Investitionsverweigerung der Deutschen Bahn waren die zu bewältigenden Probleme. Hat sich zwischenzeitlich etwas an der Sachlage verändert?

Durz: Erfreulich ist, dass der Fugger-Express am 13. Dezember im angekündigten Umfang gestartet ist. Damit hat Neusäß nahezu einen 15- bzw. 30-Minuten-Takt und über 30 Direktverbindungen nach München. Ein Angebot auf der Schiene, das es in Neusäß noch nie gab. Was die Situation an den Bahnsteigen betrifft, haben wir zwar viele Gespräche mit der Deutschen Bahn geführt, aber solange die Problematik des dritten Gleises nicht gelöst ist, wird sich auch an den Bahnsteigen leider nichts ändern. Positiv ist jedoch, dass sich die Bahn wohl dazu entschlossen hat, die Fahrzeuge des Fugger-Expresses mit Trittbrettern zu versehen, um den Fahrgästen das Ein- und Aussteigen zu erleichtern.

myheimat: Diskussionen ruft auch die Thematik der finanziellen Unterstützung hilfsbedürftiger Kinder bei Kosten für das Mittagessen hervor. Weshalb bietet die Stadt Neusäß den Eltern momentan wenig Hilfe an, sondern wartet auf die geplante Ganztagsschule?

Durz: Die Aussage, dass wir hilfsbedürftigen Kindern keine Hilfe anbieten, ist nicht richtig. Bereits in der Vergangenheit haben wir den Bedürftigen unbürokratisch geholfen und so werden wir das auch in Zukunft handhaben. Wir wollen keine Bürokratie aufbauen, sondern die Bedürftigen unkompliziert unterstützen.

myheimat: Ein großes Projekt in diesem Jahr waren die energetischen Sanierungen an der Grundschule Steppach und der Grundschule bei St. Ägidius. Gingen die Bauarbeiten planmäßig voran und welche Vorteile bringen die Sanierungen mit sich?

Durz: Die Sanierungen an den Schulen sind planmäßig verlaufen. Wir hoffen, dass dies auch im kommenden Jahr gelingt. Der Vorteil der energetischen Sanierung liegt darin, dass aufgrund der verbesserten Wärmedämmung der Heinzenergiebedarf verringert werden kann. Das bedeutet dauerhaft weniger Kosten und einen geringeren CO2-Ausstoß. Also ökonomisch und ökologisch sinnvoll.

myheimat: Oliver Kahn besuchte im Zuge der Ich schaff`s Tour auch die Neusässer Stadthalle, um Schülerinnen und Schüler der Realschule zu motivieren. Seine Vorbildfunktion ist allerdings umstritten. Helfen Ihrer Meinung nach solche Trainings? Wie empfinden Sie generell die Bildungssituation in Neusäß? Woran muss man arbeiten?

Durz: Für die Schüler war es ein Erlebnis, solch eine bekannte Persönlichkeit wie Oliver Kahn zu treffen. Der Ex-Profisportler hat sicherlich einige Anstöße zum Nachdenken gegeben, ich glaube aber kaum, dass solch eine einmalige Veranstaltung zu einem dauerhaften Motivationsschub führt. Erheblich wichtiger ist dafür meiner Meinung nach die Bildungssituation vor Ort. Diese halte ich in Neusäß für sehr gut, wobei wir ständig an Verbesserungen arbeiten. Neben unseren Schulhaussanierungen beschäftigt uns aktuell das Thema Mittelschule sehr intensiv. Von großer Bedeutung wird in den nächsten Jahren die Sanierung und Erweiterung der Beruflichen Schulen sein.

myheimat: Welche Ziele haben Sie sich für 2010 gesetzt?

Durz: Wie unser Haushaltsplan bereits zeigt, wollen wir 2010 die Investitionstätigkeit weiter hochhalten. Wir wollen mit den Sanierungen der Schulen fortfahren und ganz bewusst in einer Zeit, in der die Konjunktur nicht so gut läuft, antizyklisch investieren.

Des Weiteren möchten wir in der Stadtmitteentwicklung nicht nur in den Planungen, sondern auch in der konkreten Umsetzung weiterkommen.
Außerdem soll die Verbesserung der Familienfreundlichkeit und die Zusammenarbeit der Generationen fortgeführt und mit verschiedenen Projekten verstärkt werden.

myheimat: Vielen Dank für das interessante und informative Interview, Herr Durz.

(Die Fragen wurden von Linda Weiß entwickelt.)

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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