Von der „Zombie-Psychiatrie“ Zschöppichen aus in Sachsens Metropolen

Zentraler Stützpunkt für die Wochenendtrips in Sachsen ist die Hochschulstadt Mittweida. Denn dort lautet die Devise für sechs Wochen: Präsenzstudieren. Viel geboten ist in der kleinen Kreiststadt, 16 Kilometer von Chemnitz, nicht – speziell abends. Als Hochburg der Rechtsradikalen verschriien, bleibt bislang alles ruhig hinsichtlich unserer Sorgen.

Der „Stadtteil“ in dem wir wohnen nennt sich Zschöppichen, die einzige Straße heißt wie der Ort. Nummer 21 kommt nicht erwartungsgemäß vor 22, 23 und 24 sondern an einem Banner mit der Aufschrift „DSL-freie Zone! Warum?“ an all diesen Hausnummern vorbei nach einem Sackgassenschild und einem Weg, der aussieht, als führe er ins Nirgendwo. Vorbei an neun Gänsen, drei braunen Schafen auf der rechten Seite, ein paar weißen Schafen links und ein paar Albinokühen voraus, bevor es um die Kurve zum Kinder- und Jugendheim „Elsa Brändström“ geht. Steril, trist, abgelegen, ohne Internet, nur an ausgewählten Stellen mit Handynetz, ein nahezu verlassener Komplex. Die Zimmer sind allerdings echt akzeptabel, relativ neu eingerichtet, mit verhältnismäßig großem Bad/Dusche, dafür kleiner Küche. Nachts knackt es öfters im Unterholz. Wer hier bei meinem Studienkollegen Andi und mir zu Besuch war, vergleicht das Areal mit einem Anflug von Angst als „Zombie-Psychiatrie“. Viel los ist wirklich nicht in Zschöppichen, doch auch Mittweida glänzt nachts nicht gerade, wie wir auf einem Dach in der Innenstadt sitzend, feststellen können.

Die Gemeinschaft der Studenten funktioniert, wenngleich viele über die Wochenenden die Flucht in die Heimat antreten. Ich nutze die Gelegenheit lieber für Ausflüge in die kulturell interessanteren und bedeutungsvolleren Städte, die von hier aus mit dem Auto in weniger als zwei Stunden erreichbar sind. Nach Altenburg dauert's knapp eine Stunde. Kriebstein, wo unsere Hamburger Akademiekolleg(inn)en in zwei Bungalows auf einem Campingplatzterrain residieren und nachts angeblich ein Fuchs um den Müll streift, erreicht man in gut zwanzig Minuten, nach Dresden sind's etwas über 60 Kilometer, nach Leipzig knapp 120 Kilometer.

Städtetrip nach Leipzig, Kriebstein und Altenburg.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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