Radioaktivität in Waldperlach, Teil 26

Waldperlach, 6.4.2011:

Messwerte:

6.4.2011,
1700:
Lab: 0,07 μSv/h
Out: 0,12 μSv/h

Hier ist alles im grünen Bereich

Das Loch ist dicht! Sie haben es tatsächlich geschafft, das Leck von Reaktor 2 abzudichten! In den Nachrichtensendungen schwafeln die Sprecher immer etwas von „flüssigem Glas”, gemeint ist vermutlich aber Wasserglas (Natrium- oder Kaliumsilikat). Das wird schon lange zum Abdichten von Mauern, Deponien, sogar im Bergbau und so weiter verwendet. Es ist keine dauerhafte Lösung – zumal Druck auf die Dichtung einwirkt – aber das kann eine Weile halten. Zumindest bis eine zuverlässigere Dichtung eingebaut werden kann (Hoff ich wenigstens).

Tepco pumpt weiter radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer, um Platz zu schaffen für noch schlimmer verstrahltes Wasser. Das Meer vor Fukushima ist jetzt etwa um den Faktor 5000 höher mit Jod-131 belastet, als der “Grenzwert” das erlauben würde. Welcher Grenzwert hier zugrunde gelegt wird, konnte ich bisher nicht eindeutig klären.

In den Reaktoren 1, 2 und 3 scheint sich wieder Wasserstoff zu entwickeln. Deshalb versucht Tepco, Stickstoff in die Sicherheitsbehälter um die Reaktoren zu pumpen, um den Sauerstoff zu verdrängen und so weitere Knallgasexplosionen zu vermeiden. Wasserstoff kann in den Reaktoren übrigens nur entstehen, wenn die Brennstäbe sehr heiß werden, was nur möglich ist, wenn sie aus dem Kühlwasser heraus schauen. Klingt nicht gut. Die Kühlung läuft also immer noch nicht.

P.S.: Falls jemand die Geschichte mit den Babywindeln gehört hat: Das hat einen wahren Kern. Tepco hat unter anderem versucht, das Leck an Reaktor 2 mit Superabsorber abzudichten. Das ist das selbe Zeug wie in den Windeln – ein mikrokristallines Pulver, das bis zu 1000 mal mehr Wasser aufsaugen kann als sein eigenes Gewicht. Die haben natürlich keine Windeln reingeworfen, sondern nur das Pulver. Das konnte aber nicht funktionieren, weil Superabsorber nicht verklebt, daher durchgespült wird. Ganze Babywindeln hätten womöglich mehr Erfolg gebracht. (Ich hätt es vermutlich mit Gelatine versucht, was aber vermutlich auch nicht funktioniert hätte. Die Idee mit Wasserglas war schon genial.)

Wem das jetzt an die alten Monsterfilme und die finale Wahnsinnsverzweiflungsidee, wie man Godzilla doch wieder los werden könnte erinnert, dem kann ich nur sagen: Willkommen im Klub.

Bürgerreporter:in:

B Göpfert aus München

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