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Vom Dunkel ins Licht: Gudrun Krumschmidt, die Leiterin der Krebsselbsthilfegruppe Meitingen und Wertingen, im Interview

  • Freude über die Auszeichung des bayerischen Ministerpräsidenten
  • Foto: G. Krumschmidt
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Seit über 15 Jahren leitet die Ellgauerin Gudrun Krumschmidt ehrenamtlich die Krebsselbsthilfegruppe Meitingen/Wertingen. Für ihr großartiges Engagement gab es kürzlich zwei Ehrungen: Das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten und der Ellgauer Bürgerpreis. Hauptberuflich arbeitet die verheiratete Mutter zweier Kinder als Pfarramtssekretärin in der evangelischen Johannesgemeinde in Meitingen. Für Hobbys bleibt da wenig Zeit, aber beim Lesen, Laufen und Spaziergängen am Lech erholt sie sich und schöpft Kraft.
Im Interview mit dem mh-bayern-Team berichtet sie uns über ihr Engagement.

mh-bayern-Team: Frau Krumschmidt, Sie sind die Leiterin der Krebsselbsthilfegruppe Meitingen/Wertingen. Wie kam es dazu?

Gudrun Krumschmidt: Als Mitarbeiterin der evangelischen Johannesgemeinde bekam ich die Gründung der Krebsselbsthilfegruppe im Mai 1990 von Renate Eitel zwar mit, nahm sie jedoch mehr so am Rande wahr. Vom Krebs war ich selbst betroffen und hatte nach meiner Erkrankung bereits einen Rückfall mit Operation und Therapie hinter mir. Bei der Gründung ließ dieses unselige Wort "Krebs" all die Ängste, die ich durchlitten hatte, wieder aufbrechen.

Damals, als ich erkrankt war, hatte ich alles ganz alleine mit mir ausmacht. Ganz logisch, dass es zu weiteren gesundheitlichen Problemen kam. Kurz und gut: Anfang des Jahres 1991, nachdem ich wieder einmal mit einem blauen Auge davongekommen war und sich ein Verdacht auf einen Rückfall - Gott sei Dank - nicht bestätigt hatte, war ich bereit für die Krebsselbsthilfegruppe. Nein, Rat und Trost suchte ich dort nicht. Als „Patiententaxi“ und als „praktisch“ beistehende Mitbetroffene wollte ich mich einbringen. Es galt ein Überlebensgelübde einzulösen.

Private Probleme führten letztendlich zum Ausstieg von Renate Eitel. Wir alle waren und sind ihr sehr zu Dank verpflichtet, ohne ihr Engagement könnten wir heute nicht auf über 20 Jahre Selbsthilfegruppe zurückblicken. Sie selbst schlug mich dann als Nachfolgerin vor. Ab Januar 1995 trug ich dann offiziell die Verantwortung.

mh-bayern-Team: Wie ist Ihre Selbsthilfegruppe organisiert?

Gudrun Krumschmidt: Unser Dachverband ist die Bayerische Krebsgesellschaft e.V. in München. Inzwischen gibt es ca. 200 Selbsthilfegruppen für Krebsbetroffene in Bayern.

Ohne die tatkräftige Unterstützung eines tollen Teams wäre vieles nicht möglich. Dies sind in erster Linie - neben anderen Gruppenmitgliedern - Anneliese und Werner Kraus, Ruth Hartmann und meine Stellvertreterin im Wertinger Raum Marianne Karmann. So kamen im Jahr 2000 ebenfalls als Gruppenangebote dazu: die Kreativgruppe unter der Leitung von Ruth Hartmann sowie der Gesprächskreis für Betroffene und Angehörige, den Werner Kraus leitet.

mh-bayern-Team: Wie viele Teilnehmer besuchen Ihre Gruppe und welche Hoffnungen haben sie, wenn sie zu Ihnen kommen?

Gudrun Krumschmidt: Zurzeit sind es ca. 70 Krebsbetroffene, zu den Gruppentreffen kommen mindestens 25, es können aber auch 40 sein. Viele Erkrankte werden direkt nach der Diagnosestellung bzw. nach dem Krankenhausaufenthalt meist von den behandelnden Onkologen an uns verwiesen. Nicht selten bleibt es bei telefonischer Beratung und Begleitung, weil der Wohnort zu weit von uns entfernt ist oder der Patient zu schwer erkrankt ist.

Ich bin immer sehr froh darüber, wenn wir sehr bald nach Diagnosestellung „zueinander finden“. Unsere über 20-jährige Erfahrung mit der Erkrankung Krebs und den damit verbundenen Therapien lassen uns manche Fragen, Sorgen und Nöte der Frischbetroffenen beantworten. Unsere Devise: Vertraue deinen Ärzten, Vertrau auf dich und wenn sonst noch etwas unklar sein sollte, frage uns - vielleicht wissen wir einen Weg.

mh-bayern-Team: „Vom Dunkel ist Licht“ ist der Leitspruch Ihrer Gruppe. Was genau bedeutet das?

Gudrun Krumschmidt: Aus der anfänglichen Dunkelheit der Diagnose machen wir uns gemeinsam auf den Weg zurück ins Licht, ins Leben.

mh-bayern-Team: Können Sie uns eine Geschichte aus Ihrer Arbeit erzählen, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Gudrun Krumschmidt: Es gibt unzählige tief ergreifende Momente, die ich für alle Zeiten im Herzen haben werde, jedoch an dieser Stelle nicht erzählen möchte. So habe ich im Laufe dieser vielen Jahre liebe Mitmenschen durch die Krankheit verloren, die mir/uns sehr ans Herz gewachsen waren. Mit denen wir schöne Stunden aber auch schwerstes Leiden geteilt haben. Dass es trotz bester Therapien nicht immer Heilung gibt, ist leider noch immer harte, schmerzliche Realität.

mh-bayern-Team: Vor Kurzem bekamen Sie die Ehrenmedaille des Bayerischen Ministerpräsidenten für Ihr Engagement überreicht und auch den Ellgauer Bürgerpreis. Was bedeuten diese Auszeichnung für Sie? Sehen Sie sich selbst als Vorbild?

Gudrun Krumschmidt: Ich wurde von der Auszeichnung des Ministerpräsidenten völlig überrascht. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, sehe dies aber als Anerkennung für alle im Ehrenamt Engagierten. Diese, meine Auszeichnung widme ich meiner Krebsselbsthilfegruppe, denn ohne all diese Menschen, die mir/uns seit Jahren ihr Vertrauen schenken, gäbe es sie nicht.

Der Ellgauer Bürgerpreis hat mich sehr berührt und ganz arg gefreut. Bin ich doch hier in Ellgau eigentlich sehr unsichtbar und darum war ich über diesen schönen Preis - und das ist tatsächlich so - umso mehr berührt und noch mehr überrascht.

Was mich als Vorbild angeht: Ich sehe mich nicht als eins. Jeder sollte das tun, wozu er im Stande ist, was ihm liegt, wozu er sich berufen fühlt. Ehrenamt ist Ehre, sicher ja, aber auch viel, viel Amt und noch mehr Arbeit. Der Lohn jedoch ist nicht mit Gold und Geld aufzuwiegen. Ich würde diesen Weg auf's Neue gehen, solange mir Kraft dazu von oben gegeben wird.

mh-bayern-Team: Vielen Dank für das Interview!

Informationen zur Krebsselbsthilfegruppe:

Gruppentreffen:

Selbsthilfegruppe 1
Jeden 1. Donnerstag im Monat um 18.00 Uhr im Haus St. Wolfgang (Hauptstraße 20, Meitingen)

Selbsthilfegruppe 2 (Kreativ)
Nähere Infos bei Frau Ruth Hermann (Tel. 08271/2150)

Selbsthilfegruppe 3 (Gesprächskreis)
Für Betroffene und Angehörige
Jeden 3. Mittwoch im Monat in der Gaststätte "Zur Krone" (Schmidbaur) in Westendorf (Nebenzimmer) um 18.30 Uhr

Gruppenleitungen:

Gudrun Krumschmidt
Tel. 08273/2793
E-Mail: gudrun_krumschmidt@web.de

Ruth Hartmann
Tel. 08271/2150

Werner Kraus
Tel. 08271/5555

Marianne Karmann
Tel. 08272/3730

Anneliese Kraus
Tel. 08271/5555

Peter Baumgärtner
Tel. 08271/5260

Bankverbindung für Spenden:
VR-Bank Lech Zusam eG Meitingen
Konto-Nr. 6423779
BLZ 720 62 152

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  • v.l.: Präsident der Bayer. Krebsgesellschaft Prof. Dr. med. Reiner Hartenstein, Gudrun Krumschmidt, Geschäftsführer/Beratungsstellenleiter Markus Besseler
  • Foto: Gudrun Krumschmidt
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  • Beim Regionaltreffen der GruppenleiterInnen in Oberstaufen (v.l.): Elisabeth Eggers (SHG Aichach/Friedberg), Gudrun Krumschmidt (SHG Meitingen/Wertingen 1), Anneliese Kraus (SHG Meitingen/Wertingen 2), Ruth Hartmann (SHG Meitingen/Wertingen 2)
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  • Gudrun Krumschmidt (l.) mit Referentin Dr. Yvonne Müller-Koch
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  • Gudrun Krumschmidt beim Gruppenausflug im Juli 2010 in Bad Tölz
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  • Gudrun Krumschmidt (r.) mit Mundartdichterin Rosi Lutz aus Aichach beim Bunten Abend im März 2011
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  • Gudrun Krumschmidt beim Gruppentreffen im April 2011
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  • Gudrun Krumschmidt mit den Referenten der Onkologischen Praxis Rehling Dr. med. S. Hochdörfer und Dr. med. B. Schönberger beim Gruppentreffen im April 2011
  • Foto: Werner Kraus
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  • Aus dem Flyer der Selbsthilfegruppe
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  • Aus dem Flyer der Selbsthilfegruppe
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