myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Eingewiesen in die Psychiatrie - Seminar zum Thema „psychische Erkrankungen“.

Mittwoch, 9:50 Uhr. Angekommen am Haus der Evangelischen Jugend München (EJM). Ausnahmsweise mal pünktlich (bin ja nicht umsonst vor drei Stunden schon aufgestanden). Beim S-Bahnhof Donnersbergerbrücke habe ich ein paar von meinen Mitfreiwilligen getroffen. Zusammen sind wir dann zur Birkerstraße gelaufen (so war die Gefahr auch nicht mehr so groß sich wieder zu verlaufen). So war ich heute auch einer der ersten. Lydia, unsere Freiwillige vom Jugendwerk Augsburg, hat uns heute unsere FSJ-T-Shirts verkauft. Bei unserem letzten Gruppenseminar haben wir uns nämlich dazu entschieden, dass Lydia T-Shirts für uns druckt mit der Aufschrift „frei, willig, sozial“.

Dann stand ein Pflichtseminar auf dem Plan, das heißt heute war ich wieder mit meiner gewohnten, gesamten Seminargruppe (wir sind Gruppe Gisela) zusammen. Matthias Butz, ein Psychologiestudent, den wir schon von unseren Seminartagen in Josefstal kannten, gab uns eine kleine Einführung ins Thema „psychische Erkrankungen“. Besonders stolz war er auf die „specialeffects“ seiner Powerpoint-Präsentation.
Dann wurden wir in Gruppen aufgeteilt. Jede der sechs Kleingruppen bekam dann eine halbe Stunde Zeit sich Texte zu bestimmten Krankheiten durchzulesen und diese zusammenzufassen, um sie später dann der Gruppe vorzustellen. Wir wählten uns als Gruppenraum den improvisierten Speisesaal. So schlossen wir das Risiko aus zu verhungern. Andere Seminarteilnehmer, die unseren „Gruppenraum“ betraten wurden mit den Worten „Kaffee is alle.“ begrüßt, was die meisten mit einem „Mist!“ kommentierten.
Wir sollten einen Text über Demenz bearbeiten. War garnicht so einfach, weil unser Text aus dem ICR-10 stammten. Irgendeinem Buch in dem viele kluge Professoren Krankheitsbilder offiziell definieren.
Im Plenum stellten die verschiedenen Gruppen dann „ihre Krankheiten“, wie zum Beispiel Schizophrenie, Abhängigkeiten, Sucht, diverse Zwänge, Depression oder eben Demenz vor. Matthias war stolz auf uns.

Mittagessen gabs diesmal in einem Café. Gemüsesuppe mit Rindfleisch. Einige zogen es vor sich bei McDonalds abzuseilen.
Dann fuhren wir mit der U-Bahn zur Ludwig-Maximilian-Uniklinik in die Nussbaumstraße. In die königliche, psychiatrische Klinik München. Drei junge Ärztinnen und Ärzte zeigten uns die Stationen. Die Psychiatrie in der Nussbaumstraße ist eine Akutklinik. Patienten kommen zur Erstdiagnose oder wenn sie sehr stark krank sind. Die ersten Station, die wir uns ansehen durften war die „Geschlossene“, die so genannte „geschützte Station“, in der Patienten geschützt, und teilweise auch überwacht werden müssen. Auf der nächsten Station, auf der die Schizophreniepatienten liegen durften wir uns dann auch mehrere Räume ansehen.
Unser netter Doktor, dessen Namen ich leider vergessen habe, gab uns sogar die Möglichkeit mit einem Patienten zu sprechen und ihm Fragen zu stellen. Der Patient berichtete von seinem Politik-, Liebes-, Verfolgungs-, und Größenwahn. Er ist bereits seit zwanzig Jahren Schizophren. Momentan geht es ihm mit seinen jetzigen Tabletten besser. Seine Wähne sind ihm bewusst. Er kann besser die Realität wahrnehmen. Trotzdem glaubt er zum Beispiel noch immer, dass ihm die Deutsche Bank gehört.
Schizophrenie hat übrigens nichts mit einer gespaltenen Persönlichkeit zu tun (das nennt man dann: Multiple Persönlichkeitsstörung). Vielmehr können die Patienten ihre Wahrnehung von der tatsächlichen Realität nicht unterscheiden und leiden häufig an Verfolgungswahn oder Ähnlichem.
In der Klinik lernten wir noch diverse Physio- und Ergotherapeuten kennen, die uns von ihrer Arbeit mit den psychisch Kranken erzählten.
In Deutschland leiden übrigens rund zehn Prozent an einer psychischen Störung. Das sind ziemlich viele und ich war wirklich froh, dass sie uns nicht da behalten haben und wir um 17.00 Uhr mit U- S- oder der Deutschen Bahn wieder Richtung Heimat fahren durften.

Ihr/Euer Felix Henkelmann

Weitere Beiträge zu den Themen

MünchenKlinikumuniveritätReporterJugendfsjMEVJPsychiatrieShizophrenieLudwigJohannesgemeindeMaximilian

7 Kommentare

Das denk ich mir!

Im Umgang mit dem Tabu-Thema Psychiatrie sollte sich jeder immer vor Augen halten, dass niemand davor gefeit ist, eines Tages selbst in eine solche Situation zu kommen. Hut ab, wer sich hier für andere Menschen einsetzt!

Ich fand es interessant, wie euch das Thema näher gebracht wurde. Ich habe auch damit zu tun, weil ich auf dem Gebiet als Honorarkraft UND Freiwillige beschäftigt bin.
Wichtig ist unter anderem zu erkennen, dass das Thema psychische Erkrankung nichts mit fehlender Intelligenz zu tun hat. Es gibt Menschen unter den Erkrankten, die sehr gute Berufe hatten oder noch haben.
Auch wichtig ist, dass man die Menschen nicht isoliert in ihrer Rolle als psychisch Kranke sieht. Stichwort Soziologie! Man sollte ins Auge fassen, was jeder dieser Menschen ansonsten auch noch ist: Vater, Kind, Vereinsmitglied, Tierbesitzer, Verkäuferin oder Adlige.

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite

Themen der Woche

StädtepartnerschaftJubiläumStädtepartnerschaft Meitingen PouzaugesWettkampfMeitingen und UmlandMeitingenTSV Meitingen LeichtathletikSiegSportTSV MeitingenFreie WählerSiedlerfest

Meistgelesene Beiträge