Adventsperle 13: Öfters mal was Neues ...oder lieber doch nicht?

Oh, Heiland, reiß den Himmel. Vom Himmel herab lauf und mach uns ganz neu, dass das Neue endlich anbreche!
  • Oh, Heiland, reiß den Himmel. Vom Himmel herab lauf und mach uns ganz neu, dass das Neue endlich anbreche!
  • hochgeladen von Markus Christian Maiwald

Liebe Freundin, lieber Freund,
wie jedes Jahr feiern wir Advent und Weihnachten.
Vor allem für unsere drei Buben ist es ganz wichtig, dass alles beim alten bleibt - der Adventskalender mit den 24 gefüllten Jutestiefelchen über dem Türstock, der Adventskalender, der gefüllte Nikolausschuh, der Tag, an dem der Wunschzettel für das Christkind auf die Fensterbank gelegt wird, ab dem dritten Advent das langsame Aufbauen der Krippe, so dass sich Maria und Joseph und all die anderen so langsam auf den Weg machen können. Und erst recht an Heiligabend. Da muß es wieder ein Christbaum sein mit allem, was dazugehört. Auch der Schmuck muß der gleiche bleiben. Es soll alles beim Alten bleiben. Bloß keine Veränderungen. Sie sind absolut unerwünscht.

Aber heißt Advent nicht Ankunft?
Wenn bei mir etwas oder jemand ankommt, dann bin ich zunächst gespannt und ungeduldig - Ausdruck der Vorfreude. Und wenn es dann da ist, freue ich mich. Wie wenn ein Paket ankommt. Ganz aufgeregt öffne ich das Paket und betrachte das Neue. Ich denke nur, als endlich der neue und letzte Harry Potter herauskam oder mein Sohn die Ankunft des letzten Eragon ganz sehnsüchtig erwartet hat. Als er da war, fing er sofort an zu lesen.

Doch bei Advent und Weihnachten soll in Gottes Namen alles beim alten bleiben. Nichts darf sich ändern. Wehe, der Pfarrer läßt die Gemeinde nicht am Ende “Stille Nacht, Heilige Nacht!” singen. Einmal hab ich es gemacht. Und gleich am nächsten Morgen riefen die Christen an und beschwerten sich bei mir wegen dieses Stilbruchs.

Heißt die Devise also “Bloß nichts anders machen!”?
Es scheint mir eine menschliche Eigenart zu sein.
Bereits Jesus hat damit seine Erfahrungen gemacht. Die Menschen seiner Zeit hatten so ihre Vorstellungen, wie ein frommer Menschen aufzutreten habe, wie er sich benehmen müsse - erst recht galt das für der Sohn Gottes. Er sollte so sein, wie sie sich das in den eigenen Träumen ersehnten, wie das Volk sich das in den eigenen Überlieferungen erdacht hatten.
Doch Jesus erfüllte das alles nicht.
Er war ganz anders. Er war der ganz Neue - wahrer Mensch und wahrer Gott, Gott in der Futterkrippe und am Kreuzesstamm, der Allmächtige ganz sanftmütig und barmherzig, der Messias, der nicht auf einem Schlachtross, sondern auf einem Esel in Jerusalem einreitet, der Sohn Gottes, der lieber nach dem Gottes Willen fragt als auf Gottes Gesetz streng pocht. Er spräche im Namen seines himmlischen Vaters.
Ganz logisch, dass seine Zeitgenossen ihn Gotteslästerer nannte. So neu war seine Auftreten und seine Botschaft. Das Altbewährte wurde in Frage gestellt. Die damaligen Autoritäten wollten das nicht.
Aber stand es nicht längst in der Bibel?
Beim Propheten Jesaja steht: “Gott spricht zu uns: Ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr`s denn nicht?” (Jes. 43, 19) Selbst Jesus macht darauf aufmerksam, dass niemand neuen Wein in alten Schläuche abfüllt, weil das nur zu einer Katastrophe führt.
Deswegen mußte aus dem Saulus ein Paulus werden, denn Altes und Neues ist nicht vereinbar. Durch ihn begann der Siegeszug des Neue in der damaligen Welt.
“Selten kommt etwas besseres nach.” - nicht nur ein sehr böser, sondern auch ein völlig unchristlicher Spruch.
“Öfter mal was neues.” Wenn diese Redewendung nicht so oberflächlich klingen würde, könnten ich sie viel eher für eine christliche halten, aber auch nur fast. Sie klingt mir zu beliebig: "Öfter mal was neues."
Gott erwartet von uns mehr:
“Ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr es denn nicht?”
Was heißt das nun genau?
Und zwar für jeden einzelnen von uns: Will ich Advent, die Zeit der Erwartung richtig begehen, dann wäre es gut, wenn ich mir eben Zeit nehmen würde, Zeit, genau hinzusehen.
Was ist gefragt? Die Freude, nach neuem zu suchen, Geduld, es zu finden, es zu decken. Ganz aufmerksam und voller Elan nach außen und innen schauen. Beweglich bleiben. Kurz gesagt:
Entdeckerfreude, begeisterte Wachsamkeit und Beweglichkeit sind die Gebote der Stunde, der Adventstunde.

Und dann kann das Wunder des Advent passieren:
Eine Stunde ist nicht wie die andere, eine Jahr wie das andere, ein Advent wie jeder andere.
Was wollen Sie? Aus Angst lieber alles beim Alten lassen. Oder öfter mal was neues.
Wollen Sie wirklich lieber alles beim alten lassen? Das glaub ich nicht. Außerdem wäre das nicht in Jesu Namen. Das macht keinen Sinn.
Gott spricht: “Ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr es denn nicht?”

In diesem Sinne, laßt uns hoffen, glauben und lieben. Ich wünsche eine behütete Adventszeit: Machen Sie es gut!

Ihr Pfarrer Markus C. Maiwald aus Meitingen

Bürgerreporter:in:

Markus Christian Maiwald aus Augsburg

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