Das Los eines alten Bauern

Jauche-Fahren auf "Freidhobs Hob" in Stausebach
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  • hochgeladen von Peter Gnau

Bauer zu sein bedeutete damals wie heute harte mühevolle Arbeit und wenig Freizeit. Die häufig beschriebene Landromantik mit Kühen auf der Weide, glücklichen Hühnern auf der Miste und Schweine, die sich im Dreck suhlen, findet sich heute tatsächlich nur noch selten. Kleinbäuerliche Betriebe sind zum Teil dem Verfall preisgegeben, und die Erhaltung der Gebäude scheitert oft an den finanziellen Möglichkeiten!

Das Jauche-Fahren, wie das Foto aus den 50er-Jahren in Stausebach zeigt, wird durch riesige Güllefahrzeuge ersetzt. Lässig an den Wagen angelehnt, gibt der junge Mann aus der Stadt, in modernen Knickebockern gekleidet, schon damals zum Ausdruck, dass ihm dieses stinkende Geschäft nicht gefällt.

In einem landwirtschaftlichen Blatt fand ich vor etwa 45 Jahren das Gedicht eines unbekannten Autors, der die Situation und die Gedanken eines alten Bauern sehr treffend beschreibt: (in verkürzter Form)

Ein Bauer zog drei Kinder groß
und hofft dabei, dass ihm sein Los
im Alter etwas leichter wird,
jedoch - er hat sich sehr geirrt.
Denn was dem Alten lieb und wert,
ward von den Kindern nicht begehrt.

Der Erste sprach: ich geh zur Bahn,
was geht dein Bauernkram mich an.
der Zweite sagt, es bleibt dabei,
ich geh zu Landespolizei.
Die Tochter ruft: Lass mich in Ruh,
ich mach mir keine schmutzigen Schuh.

Der Alte, gramgebeugt, allein,
sieht Fremde ziehen bei ihm ein.
Und als man ihn begraben hat,
da kamen Erben aus der Stadt.
Der Nachlass, der war nicht mehr groß.
Das war des alten Bauern Los.

Bürgerreporter:in:

Peter Gnau aus Kirchhain

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