Das Imperium schlägt zurück

Das ZDF sendet eine kritische Dokumentation über privatisierte Kliniken: „Der Patient als Ware – Wenn der Profit vor dem Patientenwohl kommt“. Ärzte aus Marburg äußern sich kritisch über die Abläufe im privatisierten Uniklinikum. Nun schlägt die Rhön-Klinik AG, Eigentümerin des Klinikums, laut Medienberichten (OP und FR) zurück. Mit Unterlassungsklagen sollen die KritikerInnen mundtot gemacht werden.

Pikanterweise ist Rezzo Schlauch, ehemaliger Bundestagsabgeordneter von Bündnis90/Die Grünen, Mitinhaber der Anwaltskanzlei, die diese Forderungen erhebt. Karl Lauterbach, MdB SPD, beteiligt sich ebenfalls an der Einschüchterungskampagne. Das Aufsichtsratsmitglied der Rhön-Klinik AG – der Posten bringt ungefähr 50 000 Euro im Jahr plus 5000 Euro pro Sitzung – wertete die erhobenen Vorwürfe öffentlich als „Anekdoten“ ab.

Ich kenne die Uniklinik aus eigener Erfahrung. In den letzten 12 Jahren wurde ich dort mehrfach stationär behandelt. Nach meinem Eindruck ist die Qualität der Pflege nach der Privatisierung deutlich gesunken. Das liegt allerdings nicht an den Krankenschwestern und Pflegern. Das liegt an der systematischen Arbeitsverdichtung für das Pflegepersonal. Stationen wurden vergrößert, ohne den Personalbestand in gleicher Weise zu erhöhen. Das führt zwangsläufig zur Überlastung der Pflegekräfte und wird auf dem Rücken der Patienten abgeladen.

Noch ein Wort zu Herrn Steibli, dem Pressesprecher des Klinikums, und seiner Aussage, es sei keine Patientin aus dem Bett gefallen. Auch ich bin bei meinem letzten Aufenthalt im Klinikum nachts aus dem Bett gefallen. Glücklicherweise war außer einer schweren Schulterprellung nichts passiert. Bis die Nachtschwester jedoch eintraf, von einem durch den dumpfen Schlag aufgeweckten Zimmergenossen per Klingel gerufen, verging sehr viel Zeit. Für manch anderen Patienten vielleicht zu viel Zeit.

Die Entscheidung der Landesregierung, das Klinikum zu privatisieren, war falsch. Die Rückkehr des Klinikums in öffentliches Eigentum steht auf der Tagesordnung. Wer Hunderte von Milliarden für Bankenrettungen ausgibt, kann auch diese Aufgabe schultern.

„Der Patient als Ware“
In der ZDF-Mediathek und auf „Youtube“