"Etwas dagegen machen"
Offene Bücherschränke und Arbeit an der Neurose

Foto: Alfred Testa

Ein Bücherwurm bin ich und betreibe eifrig Lektürearbeit. Schon seit meiner Kindheit habe ich eine große Freude daran, Bücher nicht nur zu lesen, sondern auch zu finden und zu schmökern. Deshalb halte ich mich viel in Bibliotheken auf und pflege selber eine eigene. Seit einigen Jahren suche ich regelmäßig öffentliche Bücherschränke auf, die man inzwischen überall findet.

Das Stöbern in Bücherregalen führt dazu, dass meine eigene Sammlung ständig wächst. Nun finde ich in diesen öffentlichen Bücherschränken sehr häufig Konsalik/Simmel/Daniella-Bücher, die keiner mehr lesen will und die diese Bücherschränke verstopfen. Sie sind wie Spam. Oder Unkraut.
Diese Bücher führen mit der Zeit dazu, dass manche Bücherschränke unbrauchbar werden, weil die interessanten Bücher heraus genommen wurden, nur diese massenhafte Trivialliteratur nicht, so dass keiner mehr etwas hinein stellen kann, ähnlich wie ein Garten, der von Unkraut überwuchert wird. Die erste Einsicht lautet dann: Dagegen muss man etwas machen, das heißt: heraus nehmen und wegschmeißen. Nun geht das aber nicht so einfach, weil in nächster Nähe selten Papiermülltonnen stehen. Und wenn man zu Fuß unterwegs ist, kann man nur eine geringe Anzahl Bücher wegtragen. Man kennt das Problem, aber eine Lösung ist nicht so leicht zu finden, wenn man meint, etwas dagegen zu machen, auch deshalb, weil Bücher schleppen, um sie wegzuschmeißen einem Bücherwurm wie mir Verdruss bereitet.

Tja und jetzt? Solange man darauf beharrt, etwas dagegen zu machen zwingt man sich selbst in eine Spirale aus Verdruss, Enttäuschung, Gejammer und Gemecker: Scheiß-Konsalik-Spam, möchte man fluchen.

Irgendwann wächst sich diese Neurose zu einer Selbstblockade aus, weil man nicht bereit ist, die Betrachtungsweise zu ändern.
Aber wenn es gelingt, dann ist die Lösung einfach fanastisch. Wenn man nämlich einsieht, dass es nicht darauf ankommt, etwas dagegen, sondern etwas damit zu machen, nämlich: meine eigene Biliothek wächst ständig, und ich brauche neue Bücherregale.
Und hier die Lösung: Mit dem Bücher-Spam neue Regale bauen.

Seitdem habe ich zuwenig Konsalik-Bücher. Und nun bereue ich es, viele davon weg geschmissen zu haben.

So kann es gehen.

Bürgerreporter:in:

Alfred Testa aus Marburg

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